Seit fast 30 Jahren gilt in Deutschland das Asbestverbot. Das heißt auch, dass die gängigen Asbestprodukte wie Faserzemente besonders im Außenbereich seit dieser Zeit der Verwitterung ausgesetzt sind. Was dies für das Material und die eventuelle Faserfreisetzung bedeutet, hat jetzt ein norwegisches Forscherteam erkundet [Ervik et al. 2021].

Dazu wurden Proben von rund 50 Jahre alten Asbestzementdächern untersucht. Sowohl im Bewuchs als auch in Wasserproben aus den Regenrinnen fanden sich Asbestfasern. Zudem wurden freigewitterte Fasern auf der Wetterseite der Asbestzemente festgestellt, während diese an den geschützten Unterseiten nicht zu beobachten waren.

Parallel genommene Luftproben im Abwind der Dächer zeigten sich unauffällig. Vermutlich werden die freigewitterten Fasern hauptsächlich durch Regenwasser mobilisiert.

Auch wenn die Ergebnisse streng genommen für die klimatischen Verhältnisse in Norwegen gelten und die untersuchten Dächer rund 50 Jahre alt waren (in Norwegen gilt seit 1984 ein Verbot für Asbestzement als Dacheindeckung), kann man hier einiges über das Langzeitverhalten dieser Dachbedeckung lernen. Prinzipiell dürften die Erkenntnisse auch auf andere Länder wie Deutschland über tragbar sein, wo die Asbestdächer ebenfalls bereits jahrzehtelang der Witterung ausgesetzt sind.

Eine ausführlichere Diskussion zum Thema „Verwitterung von Asbestdächern“ hat unser Kollege Dr. Gunnar Ries in einem umfassenden Fachblogeintrag bei scilogs.spektrum.de veröffentlicht.

Die Originalstudie:
Ervik, T., Eriksen, S. & Graff, P., Mobilization of asbestos fibers by weathering of a corrugated asbestos cement roof, Journal of Occupational and Environmental Hygiene, 18 (3), 110-117, 2021.

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