Als Chiara Angermüller sich im Dezember 2018 bei Friseurmeisterin Niki Madunović meldete, ging es ausnahmsweise nicht um den nächsten Termin oder einen Beauty-Tipp. Die langjährige Kundin, damals Studentin an der Hochschule der Medien in Stuttgart, hatte ein eher ungewöhnliches Anliegen. Sie suchte einen Ausbildungsplatz, und zwar möglichst im Salon ihres Vertrauens. „Die Zweifel, ob das Studium das richtige für mich ist, waren schon länger da. Ich wusste einfach nicht, was ich damit erreichen wollte. Mir fehlte das Ziel“, sagt Angermüller über ihre drei Semester als angehende PR-Fachfrau.
Was sie im Hörsaal und Seminarbetrieb schmerzlich vermisste, glaubte sie stattdessen in der Ausbildung zur Friseurin finden zu können. Und das wiederum hat mit ihrer heutigen Chefin zu tun. „Mich hat ihre Leidenschaft für den Beruf und die tolle Atmosphäre im Betrieb begeistert. Das war es, was ich auch tun möchte. Dort wollte ich hin“, erklärt Angermüller ihre Motivation. An allem, was mit Haaren, Schnitten und Styling, Schönheit und Mode zu tun hat, sei sie ohnehin schon immer interessiert gewesen. Nach einem Praktikum waren sich die beiden Frauen einig.
Heute, kurz vor dem Ende ihrer verkürzten Ausbildung, als Abiturientin konnte Chiara gleich im zweiten Lehrjahr einsteigen, ist sie sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Mich macht es glücklich, wenn Kundinnen zufrieden sind“. Längst ist sie in allen Disziplinen tätig, schneidet und färbt Haare, steckt Frisuren, schminkt und beherrscht klassische wie auch neue Techniken. Neben der Vielfalt schätzt sie an ihrem Beruf die kreativen Herausforderungen, die gemeistert werden müssen, um ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen. Eine Lieblingstätigkeit gebe es eigentlich nicht, sagt Chiara. Schließlich fügt sie hinzu: „Wenn ich mich entscheiden müsste, vielleicht die Freihand-Balayage. Das ist wie Zeichnen auf dem Haar.“
„Chiara ist zuverlässig und fleißig, arbeitet zielstrebig und will ständig Neues lernen. Sie hat einen Blick für den Betrieb und bringt Ideen ein, wie etwas besser gemacht werden kann. Eine tolle Auszubildende, sowohl fachlich als auch menschlich, und eine wertvolle Kollegin“, lobt Niki Madunović ihre Nachwuchskraft, die einst als Teenager zu den Haarkunst-Kundinnen der ersten Stunde gehörte. Das Talent und die Leidenschaft, mit der Chiara sich ans Werk macht, begeistert auch die Kolleginnen und Kollegen im neunköpfigen Team. „Sie brennt zu 100 Prozent für ihren Beruf“, gibt Marco zu Protokoll. „Ihre Energie und Euphorie stecken einfach an“, sagt Sheila.
Niki Madunović hat ihren Betrieb Haarkunst in der Bahnhofstraße vor acht Jahren eröffnet und als gute Adresse für moderne und natürliche Frisuren und erstklassige Dienstleistungen etabliert. Zum Angebot zählen neben Schnitten und Farbe in allen Variationen und Techniken auch Haarverlängerungen und das individuelle Styling für besondere Anlässe. Seit der Gründung ist der Salon in den sozialen Medien präsent, gibt dort einen Einblick in die Arbeit, präsentiert aktuelle Trends und setzt die Kanäle mittlerweile auch erfolgreich bei der Mitarbeitersuche ein. Die Ausbildung liegt Madunović besonders am Herzen. „Mir ist es wichtig, mein Wissen und die Leidenschaft für diesen Beruf weiterzugeben. Wer bei mir lernt, soll nach der Ausbildung sein Handwerk beherrschen und selbständig im Salon arbeiten können.“
Ebenso wie Chiara Angermüller, die in wenigen Wochen ihren Gesellenbrief in der Tasche haben wird. Danach soll noch nicht Schluss sein. „Ich will in jedem Fall weiter lernen, entweder den Meister oder den Make-up-Artist machen“, beschreibt sie ihre Pläne. Und natürlich bleibt sie als Fachkraft dem Salon ihres Vertrauens erhalten. Gut möglich, dass sie demnächst häufiger als Werbeträgerin für das Handwerk unterwegs ist. Für den besten Schulabschluss im Landkreis spendiert die Kreishandwerkerschaft Freudenstadt einen flotten Kleinwagen, den Chiara drei Monate lang nutzen kann.
Zur Auszeichnung
Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“ will die Handwerkskammer den Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorheben. Sie dient als Ansporn für andere, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Neben guten Leistungen in der Lehre kann darüber hinaus beispielsweise ein ehrenamtliches Engagement gewürdigt werden. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und „Werbeträger“ für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den 13.500 Handwerksbetrieben zurzeit über 4.500 Lehrlinge ausgebildet.
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