Seit Anfang November 2020 wird in Tigray (Äthiopien) gekämpft, getroffene Waffenruhen bleiben einseitig und brüchig. Der seit Monaten anhaltende Konflikt, die Vertreibungen und der eingeschränkte humanitäre Zugang haben zu akuter Ernährungsunsicherheit geführt, die die Region an den Rand einer Hungersnot gebracht hat. Mehr als 90 Prozent der Ernte von Tigray für 2020 gingen verloren, da der Konflikt zu Beginn der Erntesaison begann und bewaffnete Gruppen Berichten zufolge alle Lebensmittelvorräte geplündert haben, die sie unterwegs fanden. Etwa 5,5 Millionen Menschen droht nun Hunger. Der Hilfsbedarf steigt täglich, zusätzliche Hilfen sind dringend erforderlich, appelliert die UNO-Flüchtlingshilfe in Bonn.

„Die Welt hat zunächst intensiver nach Äthiopien geschaut, seit Ministerpräsident Abiy Ahmed den Friedensnobelpreis 2019 erhalten hat. Es ist jedoch wichtig, genau jetzt nach Äthiopien zu schauen, damit dieser Konflikt nicht – wie so viele auf der Welt – zu einer Vergessene Krise wird, wo die Menschen weitgehend sich selbst überlassen werden“, fordert Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe.

Die Lebensbedingungen in Tigray verschlechtern sich dabei zusehends. So sind beispielsweise 46.000 äthiopische Familien aus der umkämpften Region Tigray in das Nachbarland Sudan geflohen. Zwei der vier Flüchtlingslager in Tigray, in denen eritreische Flüchtlinge Zuflucht gefunden hatten, sind komplett zerstört. Die Bewohner haben sich in andere Landesteile geflüchtet. Es gibt zudem Berichte über Menschenrechtsverletzungen, insbesondere gegen Frauen und junge Mädchen: jeder Tag, an dem sie nicht an einem sicheren Ort verbringen, birgt die Gefahr sexueller Gewalt gegen sie.

Hilfe wird dringend benötigt

Alle vertriebenen Menschen benötigen dringend Hilfe, einschließlich Nahrung, Unterkunft, Gesundheitsversorgung, Wasser und sanitäre Einrichtungen. Dafür braucht es die freie und sichere Bewegung der betroffenen Menschen auf der Suche nach Sicherheit und Hilfe, auch über internationale und nationale Grenzen hinweg, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Für seine Nothilfemaßnahmen benötigt der UNHCR 116,5 Millionen US-Dollar. Davon sind allerdings erst 47 Prozent finanziert.

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