Es ist der 15. Juli 1946, als die „American Ranger“, ein schwerer Dampfer aus den USA, in Bremerhaven einläuft und Hoffnung in das vom Krieg zerstörte Deutschland bringt – Hoffnung in Form von CARE-Paketen. Es ist der Auftakt zu einer der größten privaten Hilfsaktionen der Nachkriegsgeschichte, die bis heute unvergessen ist. Die CARE-Pakete retten damals hunderttausenden Menschen das Leben.  Nächste Woche Donnerstag jährt sich die Ankunft der ersten CARE-Pakete in Bremerhaven zum 75. Mal.

Die American Ranger bringt rund 36.000 Pakete nach Bremerhaven. Doch diese Lieferung ist erst der Anfang, denn von nun an kommen jeden Monat 15 Frachter mit CARE-Paketen in Norddeutschland an. Und es geht noch weiter: In den darauffolgenden Jahren werden über 100 Millionen CARE-Pakete an notleidende Familien in ganz Europa verteilt. Alleine Deutschland erhält zehn Millionen Pakete. Nachdem zuerst aufgekaufte Soldatenrationen verteilt werden, die eigentlich für amerikanische Truppen in Japan gedacht waren, stellt CARE ab 1947 die Pakete individueller für die notleidende Bevölkerung zusammen: Nudeln für Italien, tierische Fette für Deutschland, Nahrungsmittel, die eine Familie über einen Monat lang ernähren konnten.

Ich hatte gerade meinen Sohn zur Welt gebracht, als ich völlig entkräftet zur Abschlussuntersuchung kam. Der Arzt sah mich an und sagte: ‚Schwester, schlagen Sie die mal für ein CARE-Paket vor.‘ Ich trug das Paket durch die ganze Stadt. Es war ja fast so schwer wie ich selbst und enthielt Kostbarkeiten wie Schlackwurst. Das war wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten am selben Tag“, erinnert sich CARE-Zeitzeugin und Ehrenmitglied Anita Stapel (92).

Nur wenige Jahre später weitet CARE seine Hilfsprogramme auch auf andere Weltregionen aus, hilft zunächst in Korea sowie den Philippinen, später auch in Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika. Aus einer zunächst für Europa konzipierten Hilfsaktion wächst eine der heute weltweit größten und unabhängigen Hilfsorganisationen: CARE. Im vergangenen Jahr erreichte die Hilfsorganisation weltweit rund 70 Millionen Menschen in über 100 Ländern und stellt dabei Frauen und Mädchen ins Zentrum ihrer Arbeit. Dieses Engagement ist heute nötiger denn je: 235 Millionen Menschen brauchen aktuell weltweit humanitäre Hilfe – ein trauriger Rekord. Auch die Rolle Deutschlands hat sich stark verändert, vom Hilfeempfänger nach dem Zweiten Weltkrieg ist Deutschland selbst zum Helfenden geworden.

CARE zeigt, dass wir vor der Not anderer Menschen die Augen nicht verschließen dürfen. Die katastrophale Lage in Syrien und Jemen zum Beispiel betrifft auch uns, weil wir alle als Weltgemeinschaft Verantwortung für notleidende Menschen tragen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Grußbotschaft zum 75-jährigen Jubiläum des CARE-Pakets. „An diese Verantwortung sollte uns das CARE-Paket als ein Symbol der Humanität stets erinnern. Und so unterstützt auch die Bundesregierung die Arbeit von CARE seit vielen Jahren. Ich danke von Herzen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von CARE und allen, die sich ehrenamtlich engagieren. Sie tragen Hoffnung und Menschlichkeit in die Welt“, betonte die Bundeskanzlerin.

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