Anders als in amerikanischen TV-Serien ist der Tablet-Computer in deutschen Kliniken noch kein Alltag. Stattdessen: Patientenakten werden hin- und hergereicht. Temperatur, Blutdruck und Laborwerte müssen per Hand eingetragen werden. Wer wichtige Infos sucht, muss oft dicke Kladden wälzen. Das kostet Zeit, Mühe und Nerven.
Dabei stehen digitale Lösungen zur Verfügung. Wie im Krankenhausinformationssystem (KIS) Medico, das im Rheinland Klinikum Dormagen verwendet wird. „Das Einrichten der digitalen Fieberkurve war zeitaufwändig“, gibt Roman Ewert zu – eine mögliche Erklärung, warum solche Tools noch nicht flächendeckend genutzt werden. Wann muss wer auf welche Informationen zugreifen können? Wie muss die Dokumentation strukturiert sein, um Arbeitsabläufe zu erleichtern? „Dahinter stecken eine Menge Planungsarbeit und Meetings“, versichert Ewert, der als Facharzt für Anästhesie auch die Anwenderseite kennt.
Die Mühe hat sich gelohnt, wie auch Stationsleitung Anke Popp bestätigt. „Wenn man das Programm einmal verstanden hat, macht es richtig Spaß“, sagt sie.
Die Umsetzung des Projekts erfolgte in drei Stufen: Nach der Ersteinführung mit Erfassung der Vitalparameter ging es im nächsten Schritt darum, die ärztlichen Anordnungen einzubinden. Das kann auch unterwegs auf Visite per Spracherkennung geschehen. „Sämtliche Informationen stehen sofort allen anderen Beteiligten zur Verfügung“, erklärt Dr. Joachim Peters, Oberarzt an der Klinik für Orthopädie. Unleserlichkeit oder Übertragungsfehler gehören der Vergangenheit an.
Bei der e-Medikation bringt die Digitalisierung enorme Vorteile: Das intelligente Programm gleicht automatisch die Medikamente untereinander, mit Vorerkrankungen, Allergien und Laborwerten ab. Probleme werden dem Arzt umgehend angezeigt. Alle Beteiligten von der Apotheke bis hin zu Chefarzt Professor Guido Saxler hätten sich dabei der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen gezeigt und an einem Strang gezogen. „Das ist nicht selbstverständlich“, ist sich Ewert bewusst.
Mit der digitalen Patientenakte ist das Rheinland Klinikum übrigens bestens für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte aufgestellt, wie er noch ergänzt: „Die erfordert digitale Prozesse in Krankenhäusern und Arztpraxen.“
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