„Er war weg! Christian lag auf der Seite, atmete und hatte auch Puls. Aber plötzlich änderte sich das. Er war schon von uns gegangen. Wir haben mit der Herzmassage begonnen und einen Schock ausgelöst, weil er weg war. Wir haben es geschafft, ihn zurückzuholen.“ – Das sagte Dänemarks Mannschaftsarzt Martin Boesen, nachdem er den dänischen Nationalspieler, der beim Auftaktspiel der diesjährigen Europäischen Meisterschaft 2021 zusammenbrach, retten konnte. Zwischen den Zeilen liegt der Schock, die Anspannung, die er empfunden haben muss, und zugleich dieses schwer greifbare, überwältigende Gefühl, jemanden ins Leben zurückgeholt zu haben. Nena Stelling haben diese Worte und diese Begebenheit gepackt – sie eröffnet mit ihnen die Untersuchung in ihrer Bachelor-Arbeit. In dieser hat sich die Studentin der Hochschule Stralsund (HOST) eben mit der Technik und deren Weiterentwicklung beschäftigt, die es möglich macht, dass Christian Eriksen heute noch am Leben ist. Er ist daher indirekt – und situationsbedingt ungewollt und ungeplant – zum aktuell wohl prominesten Botschafter für den Einsatz von Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) geworden – und ihm hat sie daher ihre Bachelor-Arbeit gewidmet.

Deutsches Rotes Kreuz als Unternehmenspartner

„Ich habe bei den Weiterentwicklungsmöglichkeiten des AEDs angesetzt“, erklärt die 26-Jährige, „dass bei der Herausnahme des Gerätes ein automatisierter Alarm ausgelöst wird zum Beispiel oder ein GPS-Signal gesendet wird und bei der verbesserten Spracheinheit“. All das führe auch tatsächlich dazu, dass die Menschen sich eher trauen würden, das Gerät einzusetzen. Das ergab eine Online-Umfrage, die Nena Stelling unter anderem über die sozialen Netzwerke deutschlandweit verteilt hat. „Es geht darum, wer davon weiß, ob der AED sich selbst erklärt, ob die Leute sich die Anwendung zutrauen“, erläutert sie. „Man sieht, dass die Unsicherheit mit dem AED 2.0 ein Stück genommen wird.“ Ihre Arbeit schreibt die BWL-Studentin unter der fachlichen Betreuung an der Fakultät für Wirtschaft der HOST – bei Prof. Dr. Lieven Kennes, mit Prof. Dr. Ivonne Honekamp als Zweitgutachterin. Unternehmenspartner ist Markus Kaminski, Fundraiser vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Parchim. „Den Kontakt hat Prof. Kennes vermittelt“, erinnert sich Nena Stelling, der die Praxis in ihrem Studium immer wichtig war. Sie hatte Prof. Kennes angefragt, ob sie für ihre Abschlussarbeit ein Thema aus dem Gesundheitssektor wählen kann. An der HOST kein Problem. Und so konnte die Betriebswirtschaftlerin ihrem Interesse für den Gesundheitsbereich auch in ihrer Abschlussarbeit Tribut zollen.

Vom AED 1.0 zum AED 2.0

Ihre Arbeit baut auf die Erkenntnisse einer Studentin der Hochschule Flensburg auf. AEDs seien zwar selbsterklärend, sprechen mit den Anwendern, aber das sei vielen Laien, die (zu) viel Respekt vor der Anwendung hätten nicht bewusst, es sei ja nicht erkennbar. Nena Stellings Vorgängerin, Wencke Behrmann, beschäftigte sich damit, wie diese Problemstellung zu beseitigen ist und brachte drei Vorschläge. Zwei Ideen seien dabei optisch-gestalterisch, die dritte Idee erfordere nicht unerhebliche Investitionen in die technische Weiterentwicklung der Geräte – einen AED 2.0. Nena Stellings Arbeit will einer Investitionsentscheidung für ein solches Gerät eine solide Grundlage geben und bezog eben daher die potenziellen Anwender*innen mit ein.

„Das Ergebnis wird die Diskussionen über die flächendeckende Ausstattung des öffentlichen Raumes mit AEDs um einen wesentlichen Beitrag ergänzen“, erklärt das DRK auf seiner Web-Präsenz.

Zur Person

Die 26-jährige Nena Stelling kommt ursprünglich aus Tellingstedt in Schleswig-Holstein. Nach der Schule absolvierte sie die Ausbildung zur Groß- und Einzelhandelskauffrau. „Darauf wollte ich aufbauen“, erzählt sie. Die Kombination der Lage am Meer und der Option, aufbauend Betriebswirtschaftslehre zu studieren, fiel ihre Wahl auf die HOST. „Stralsund war dafür einfach eine gute Adresse“, sagt Stelling und habe ihre Studienwahl nicht bereut. „Es war einfach eine schöne Zeit, allein der Strand vor der Tür und auch dass der Campus so kompakt ist. Man ist nicht nur eine Nummer, die Professoren kennen einen persönlich.“ Aktuell ist sie als Werkstudentin bei der PIMA Health Group, am Standort Hamburg tätig. Erstmal will sie praktisch arbeiten und erwägt dann den Master Gesundheitsmanagement anzugehen. 

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