Der Tagungsband „Chancen und Nebenwirkungen – Museum 4.0“ versammelt die Beiträge und Workshopberichte der Jahrestagung 2019 von ICOM Deutschland. Sie nahm die Herausforderungen der Museen im digitalen Zeitalter in den Fokus. Fragestellungen, die nur wenige Wochen später durch die Corona-Pandemie eine ungeahnte Aktualität und Verschärfung erfahren sollten. Die Shutdowns erwiesen sich als Innovationsmotor für neue digitale Formate und Arbeitsweisen in den Museen. „Wie nachhaltig und verstetigbar kann diese digitale Transformation aber sein? Was bleibt, wenn die Nothilfen auslaufen?“, fragt sich Beate Reifenscheid, Präsidentin von ICOM Deutschland.

Die Digitalität hat längst alle musealen Kernaufgaben und Arbeitsbereiche tief durchdrungen. Die Jahrestagung 2019 von ICOM Deutschland diskutierte anhand interessanter Fallbeispiele unterschiedliche Wahrnehmungen des Aufgabenfeldes Digitalisierung in Kulturbetrieben, einzelne Handlungsfelder und häufig in der musealen Realität auftretende Schwierigkeiten. Das Themenspektrum reichte von Forschungs- und Digitalisierungsverbünden wie Museum4punkt0 oder NUMiD über die Entwicklung digitaler Besucherangebote am Beispiel der Cadolzburg bis hin zur Konzeption umfassender digitaler Strategien für Museen. Die rund zwanzig präsentierten Beispiele benennen auch die Unsicherheiten im Umgang mit „dem digitalen Besucher“ und neuen Publika sowie die nötigen technischen, personellen und finanziellen Ressourcen für eine konsequente Öffnung der Museen ins Digitale.

Nachhaltige Digitalität?
„Keiner hätte damals gedacht, dass nur wenige Wochen später ein Virus alles auf den Kopf stellen würde. Viele Museen, ganz besonders die größeren, fühlten sich als Speerspitze im Wettbewerb um die besten digitalen Vermittlungsangebote und die ausgefeiltesten Datenbanken zum Forschungsstand. Die digitale Zukunft konnte – sollte – musste kommen, das wurde offenbar, auch denjenigen, denen die Zugänge bislang eher verborgen und unerschlossen waren“, sagt Beate Reifenscheid in ihrem Vorwort. „Viele auf der Jahrestagung 2019 diskutierte Ideen sind inzwischen Realität geworden: Wie im Schnelldurchlauf ist es vielen Museen inzwischen gelungen sich upzudaten, zum Beispiel die digitale Inventarisierung voranzubringen, Kommunikations-Apps für ihre virtuellen wie auch realen Besucher zu entwickeln oder zu erweitern sowie Konzepte zu erarbeiten, wie Museen digital zugänglicher werden.“ Auch dank der umfangreichen Projektförderungen durch das BKM-Programm „Neustart“.

„Doch was bleibt, wenn die Nothilfen auslaufen? Wie nachhaltig und verstetigbar kann diese digitale Transformation dann sein?“, fragt sich die Präsidentin von ICOM-Deutschland. Denn diese – auch das zeigt der Band – kann nur mit einem dauerhaften Mittelzufluss und Rückhalt der Museumsträger gelingen, um unerlässliche Rahmenbedingungen zu garantieren (regelmäßige Investitionen in Technik, Weiterbildung und Stellen). Soll die Digitalisierung eine gelungene, nachhaltige Öffnung der Museen ins Digitale sein und damit über einzelne digitale Vermittlungsangebote hinausreichen, so Julian Nida-Rümelin in der Einführung, muss sie mit einer digitalen Geisteshaltung und einer entsprechenden Arbeitskultur einhergehen.

Bibliografische Angaben
Chancen und Nebenwirkungen – Museum 4.0. Tagungsband der Jahrestagung von ICOM Deutschland 2019. Hrsg. von ICOM Deutschland. Heidelberg: arthistoricum.net 2021. 176 S. Beiträge zur Museologie, Bd. 10.
e-ISBN 978-3-948466-08-4.* DOI: https://doi.org/10.11588/arthistoricum.620
*Die Printversion befindet sich in Vorbereitung

Über ICOM Deutschland e. V.

ICOM Deutschland e.V. setzt sich für die Aufgaben und Ziele des Internationalen Museumsrats in Deutschland ein und ist mit seinen über 6.000 Mitgliedern das mitgliederstärkste Nationalkomitee innerhalb des Internationalen Museumsrats ICOM. Aktuelle Themen wie Fragen zur Dekolonisation, zur Provenienzforschung, zur Museumsdefinition, zu Standards innerhalb der Museen etc. werden auf nationaler wie auch internationaler Ebene diskutiert und den Mitgliedern als Orientierung angeboten.

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