Die in den vergangenen Monaten explodierenden Baukosten haben auch Auswirkungen auf das bezahlbare Wohnen in Hessen. Eine Umfrage unter den Mitgliedern des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest) bestätigt dieses Bild. Nun sei entschiedenes Handeln nötig, um langfristige negative Auswirkungen für bezahlbare Mieten und den Klimaschutz zu vermeiden. Der Verband fordert deshalb die Landesregierung auf, zu einem Baukostengipfel einzuladen.

„Die Baukosten steigen schon seit Jahren stärker als die allgemeine Teuerungsrate. Was wir aber seit Dezember erleben, übertrifft alles bisher Dagewesene“, warnt Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest. „Eine Umfrage unter unseren Mitgliedern zeigt, dass die Kosten für viele Baustoffe erheblich gestiegen sind. Preissteigerungen von 45 Prozent bei der Dämmung, 30 Prozent bei Stahl, 40-60 Prozent beim Trockenbau und 30-40 Prozent bei Beton verdeutlichen, in welcher Situation sich die Wohnungswirtschaft derzeit befindet. Vor allem die Preise für Holz gehen durch die Decke. Hier berichten unsere Mitglieder von Aufschlägen von teilweise 200 Prozent innerhalb weniger Monate!“

Gerade die für das Bauen entscheidenden Bereiche Baukonstruktion des Bauwerks und technische Anlagen seien in den vergangenen beiden Jahren um durchschnittlich 20 Prozent gestiegen. „Das sind Kostensteigerungen, die man als Bauherr später umlegen muss, um keine Verluste zu machen. Dies wäre über die gesetzlich zulässigen Mieterhöhungen oder über Umlagen für die Mieter möglich. Unsere Unternehmen stehen aber gerade für das bezahlbare Wohnen und nicht für Gewinnmaximierung. Sie haben sich in dem Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft zu maßvollen Mieterhöhungen und Modernisierungsumlagen bekannt“, so Tausendpfund. „Die einzig verbleibende Alternative dazu ist es, auf neue Bauprojekte zu verzichten oder diese auf Eis zu legen. Unsere Umfrage zeigt, dass dies tatsächlich bereits geschieht. Dies betrifft Neubau als auch Modernisierung von mehr als 2.000 Wohnungen. Die Explosion der Baukosten hat somit bereits heute dramatische Auswirkungen auf das bezahlbare Wohnen und die Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudebestand.“

Hinzu kommen Kapazitätsengpässe auf den Baustellen. Dies betreffe sowohl das Baumaterial wie auch Bauunternehmen und Handwerksbetriebe. Die Unsicherheit bei der Einschätzung der Preisentwicklung führe ferner dazu, dass Aufträge vermehrt nicht vergeben werden können, weil den Auftragnehmern das Risiko, Preise für einen gewissen Zeitraum garantieren zu müssen, zu groß sei. „Somit sind nicht nur in Planung befindliche Projekte von der gegenwärtigen Baukostensteigerung betroffen, es wird auch immer schwieriger, bereits begonnene Bauprojekte in einem vertretbaren Kosten- und Zeitrahmen abzuschließen“, so Tausendpfund. „Hier ist der Staat gefragt, durch vertrauensbildende Maßnahmen beruhigend auf den Markt einzuwirken.“

„Uns ist klar, dass wir von Hessen aus nicht die Probleme auf dem Weltmarkt lösen können. Die Hände in den Schoß zu legen und auf ein Ende des Kostenbooms zu hoffen, ist aber ebenfalls keine Lösung. Denn wir können zwar noch nicht punktgenau sagen, wie stark die Mieten aufgrund der Baukostenexplosion steigen werden. Dass sie steigen werden, wenn wir nichts unternehmen, ist jedoch eindeutig“, so Tausendpfund. „Die Politik ist nun gefordert, dabei mitzuhelfen, die Kosten zu begrenzen oder Lösungen für eine Kompensation, zum Beispiel durch ein Sonderprogramm zur zeitlich befristeten Aufstockung im Bereich der sozialen Wohnraumförderung, zu entwickeln. Dafür brauchen wir einen Baukostengipfel, bei dem sich alle relevanten Akteure an einen Tisch setzen und diese Lösungen gemeinsam erarbeiten. Wir brauchen ein breites Bündnis, das alle relevanten Akteure umfasst. Nur im Schulterschluss von Forstwirtschaft, Baustoffindustrie, Bauwirtschaft, Architekten, Handels- und Handwerkskammern und Immobilien- und Wohnungswirtschaft kann es gelingen, Baustoffknappheit und Baukostensteigerungen Herr zu werden!“

Über den VdW südwest Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e.V.

Der VdW südwest vertritt die Interessen von rund 200 privaten und öffentlichen Unternehmen der Wohnungswirtschaft in Hessen und dem südlichen Rheinland-Pfalz mit einem Wohnungsbestand von rund 400.000 Wohnungen. Die im VdW südwest organisierte Wohnungswirtschaft steht in besonderem Maß für bezahlbares Wohnen. Als selbstständiger Regionalverband mit Sitz in Frankfurt am Main gehört der VdW südwest dem GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., Berlin, an, der insgesamt 3.000 Unternehmen mit Wohnungen für 13 Millionen Menschen in Deutschland vertritt. www.vdwsuedwest.de
Informationen zum Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft unter: www.faires-mieteinander.de

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