Psychische Erkrankungen werden bei Kindern und Jugendlichen immer häufiger diagnostiziert. Infolge der Corona-Pandemie dürfte der Behandlungsbedarf von Ess- und anderen Störungen stark zunehmen. Einer Umfrage der pronova BKK zufolge stellen 16 Prozent der befragten psychotherapeutisch oder psychiatrisch tätigen Fachgruppen zunehmend behandlungsbedürftige Essstörungen in ihren Praxen fest.

Für viele Heranwachsende geht die Corona-Krise mit einem Gefühl des Kontrollverlustes einher. Unsicherheit, eingeschränkte soziale Kontakte und ein gesteigerter Medienkonsum prägen den Alltag der Kinder und Jugendlichen. Essen oder Nicht-Essen kann in diesen Zeiten zum Ventil für Langeweile, Frust oder Traurigkeit werden. Viele Lehrkräfte berichten, dass es ihnen daher ein großes Anliegen ist, ihre Schüler*innen nicht nur mit Blick auf den Lernstoff, sondern auch emotional und Resilienz stärkend aufzufangen.

Essstörungen entwickeln sich oft in jungen Jahren. Laut der Kinder- und Jugendstudie KiGGS zeigen rund 20 Prozent der Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren erste Anzeichen einer Essstörung. Über das Projekt „bauchgefühl“ machen die Betriebskrankenkassen (BKK) auf die wachsende Bedeutung von Essstörungen aufmerksam und unterstützen Schüler*innen dabei,  ihr „Ich“ zu stärken, positive Körpererfahrungen zu erleben und den Umgang mit psychischen Belastungen zu erlernen.

Die BKK unterstützen seit 2009 das Präventionsprojekt „bauchgefühl“ an weiterführenden Schulen und haben das Unterrichtsprogramm nun in weiten Teilen aktualisiert. „bauchgefühl“ ist ein modernes und facettenreiches Unterrichtsprogramm für die Sekundarstufe 1 zur Stärkung der allgemeinen Lebenskompetenzen. In insgesamt zehn Unterrichtssequenzen werden Themen wie Body Shaming in Social Media, Schlankheitswahn und Body Positivity sowie Ernährungshypes aufgegriffen. Videos, in denen Jugendliche oft selbst zu Wort kommen, dienen als Einstieg in die Unterrichtsstunden und holen die Schüler*innen in ihrer Lebenswirklichkeit ab. Dies trifft auch auf die zielgruppengerecht gestalteten Arbeitsblätter und Handouts zu. Ergänzt wird das Programm durch Vorschläge für längerfristige Projekte und eine Übungsschatzkiste mit Mini-Impulsen zum spontanen Einsatz im schulischen Alltag.

Das Projekt sieht darüber hinaus eine dreistündige Fortbildung für Lehrer*innen und weitere Multiplikator*innen vor, wie z. B. Schulsozialarbeiter*innen oder Schulpsycholog*innen. Sie werden umfassend über die verschiedenen Essstörungsformen, über den Umgang mit gefährdeten bzw. betroffenen Schüler*innen sowie über die Chancen und Möglichkeiten der schulischen Prävention informiert.

Ergänzend zur Bereitstellung der Unterrichtskonzepte bietet sich den teilnehmenden Schulen mit der Veranstaltung „Musik trifft Roman – Batomae & Jana Crämer – Das Mädchen aus der 1. Reihe“ ein besonderes Projekthighlight: Es handelt sich hierbei um eine musikalische Lesung über Freundschaft, Musik, Mobbing in der Schule und Essstörungen, die von der Autorin Jana Crämer sowie dem Musiker David Müller, alias Batomae, eindrucksvoll in Szene gesetzt wird.

„bauchgefühl“ ist ein Präventionsprojekt der BKK Landesverbände Bayern, Mitte, NORDWEST und Süd.

Quellen:
Studie der pronova BKK „Psychische Gesundheit in der Krise“

Ergebnisse der KiGGs-Studie „Welle 2“

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