Seit 2013 läuft das Wiederansiedlungsprojekt bereits im Forstamt Neuhaus unter Leitung des Waldökologen Ulrich Schlette, mit ersten sichtbaren Erfolgen (siehe Foto). „Inzwischen blühen dort wieder so viele Arnika, dass wir die Arnika-Samen auch direkt in dafür vorbereiteten Flächen aussäen können. Unser Ziel ist ein langfristig überlebensfähiger Arnika-Bestand im Solling“, beschreibt Naturschutz-Förster Kai Conrad das Konzept. Unterstützung erhalten die beiden Forstämter dabei auch von der Wissenschaft. Professor Dr. Winfried Türk von der Hochschule Ostwestfalen Lippe in Höxter steht mit Rat und Tat zur Seite. Die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Northeim und Holzminden erteilten die Genehmigung für die ungewöhnliche Samenernte und Wiederansiedlung.
Kooperationsprojekt von Landesforsten, Naturpark, Hochschule und Schäferei
In den vergangenen Jahren seit Projektbeginn wurden genügend Erfahrungen gesammelt, um die Arnika an geeigneten Standorten erfolgreich wieder zu etablieren. Dr. Ansgar Hoppe, Leiter des Projektbüros Kooperativer Naturschutz beim Naturpark, hatte gemeinsam mit Förster Conrad die Ahlewiesen als geeignet eingestuft. Wie die neuen Arnika-Standorte langfristig gepflegt werden sollen, hatten Dr. Hoppe, Kai Conrad und Revierförster Hans-Jürgen Schröder gemeinsam mit Schäfer Christian Meese vor der Auspflanzung besprochen. Schäfer Meese pflegt die Naturschutzwiesen im Auftrag des Forstamtes und der Naturschutzbehörde. „Ohne ihn und seine Schafe wäre der Erhalt der ungedüngten, artenreichen Wiesen nicht möglich. Die Landesforsten sind dankbar, dass er mit seiner flexiblen Schafbeweidung die Arnika-Ansiedlung unterstützt“, freut sich Revierleiter Hans-Jürgen Schröder. Die Arnika-Auspflanzung hatten Dr. Ansgar Hoppe, Prof. Dr. Winfried Türk und Silvia Friedrichs übernommen. Sie kümmern sich auch um die diesjährige Pflege der Jungpflanzen. Silvia Friedrichs arbeitet beim Alten Botanischen Garten Göttingen und hospitiert zurzeit beim Naturpark Solling-Vogler.
Kai Conrad und Dr. Hoppe bereisten jüngst auch die sogenannte „Arnikawiese“ im Revier Eschershausen. Auch auf dieser Fläche im Forstamt Dassel wachse zwar schon lange keine Arnika mehr, aber der historische Wiesenname sei Hinweis genug, so Conrad. Tatsächlich fanden die beiden noch geeignete Bereiche, an denen sie Samen einbrachten, die mittlerweile bereits gekeimt sind. Mit etwas Glück wird die Arnikawiese ihren Namen bald wieder zu Recht tragen.
Die vier Kooperationspartner sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Arnikaprojektes und setzen auf weitere Wiederansiedlungen in den nächsten Jahren. Die Landesforsten sind verantwortlich für viele Hundert Hektar Wiesen und Weiden im Solling, sagt Conrad. Das Projekt sei ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Naturschutzarbeit in der Region, denn es geht bei der Wiederansiedlung nicht nur um den Schutz einer einzelnen Pflanzenart. Vielmehr steht Arnika als Schirmart für den Erhalt und die Entwicklung von sehr selten gewordenen und besonders artenreichen Lebensräumen wie „Borstgrasrasen“ und „Mageren Bergwiesen“.
„Die Landesforsten sind ein wesentlicher Partner der Naturschutzbehörden, wenn es um das gemeinsame Ziel geht, artenreiches Grünland in unserer Region zu erhalten“, betont Conrad die Anstrengungen zum Schutz seiner Wiesenflächen. Die Solling-Forstämter hätten dafür ein Grünlandkonzept entwickelt. „Wie seit 30 Jahren erfolgreich mit dem LÖWE-Programm für den Wald, soll das Konzept die naturnahe und landschaftsgerechte Pflege des Grünlands sichern. Kernpunkte darin sind der Verzicht auf Düngung und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie eine extensive Mahd- oder Weidenutzung ohne Umbruch. Die Wiesen werden dadurch nicht nur schöner und blütenreicher, sondern bieten vielen Insekten Lebensraum, speichern Kohlenstoff in ihren Böden und sorgen für sauberes Trinkwasser“, erläutert der Naturschutzförster.
Hintergrund des Projektes „Erhaltung und Wiederansiedlung von Arnica montana im Solling“
Arnika war bis vor 50 Jahren eine weit verbreitete Pflanzenart im Solling und kommt auf mageren (nährstoffarmen) Wiesen bzw. Weiden vor. Dieses Gründland ist meist sehr artenreich, weil viele konkurrenzschwache Arten davon profitieren, dass die wuchskräftigen Obergräser auf diesen Standorten nicht dominieren können. Der Bestand von Arnika ist in den zurückliegenden Jahrzehnten so stark zurückgegangen, dass die Art am Rand des Aussterbens in der Region war. Es gab nur noch einen einzigen Standort im Solling (am Mecklenbruch). Grund für den extremen Rückgang der Art ist die Intensivierung der Grünlandnutzung einerseits (v.a. Düngung) oder die Aufgabe der Nutzung andererseits (z.B. Einstellung der Schafbeweidung, Verbuschung). Dazu kommen Stickstoffeinträge durch die Luft und Umstellungen der Pflegetechnik (z.B. Mulchen statt Mähen oder Beweiden). Seit mehr als zehn Jahren wird das magere Grünland im Solling durch die Landesforsten und ihre Pächtern zunehmend wieder so bewirtschaftet, dass die Voraussetzung für eine erfolgreiche Wiederansiedelung gegeben ist. Da Arnika keine Samenbank im Boden aufbaut, kommt sie nach ihrem Verschwinden nicht ohne Unterstützung wieder zurück.
Seit 8 Jahren läuft nun in den Niedersächsichen Landesforsten das Projekt zur Wieder-Ausbreitung von Arnika. Das Projekt wird fachlich von der Technischen Hochschule OWL in Höxter / Prof Dr. Türk in Kooperation mit dem Projektbüro Kooperativer Naturschutz (Dr. Ansgar Hoppe) betreut. Dazu wird am letzten Standort von Arnika Saatgut gewonnen und über eine Gärtnerei angezogen. An geeigneten Standorten werden die Pflanzen ausgebracht. Zusätzlich wird direkt gesät. Das Projektziel ist die Etablierung einer dauerhaft lebensfähigen Population von Arnika im Solling. Das Projekt ist mit der Fachbehörde für Naturschutz (NLWKN) und den Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise abgestimmt und befürwortet.
Vor der Ausbringung der Pflanzen und Samen ist es entscheidend, geeignete Stellen zu finden, denn eine Ausbringung hat nur dort Sinn, wo die typische magere Borstgrasrasen-Vegetation noch existiert. Daher ist immer ein fachlich versierter Flächenbegang im Vorfeld der Ausbringungen nötig. Durch die vielen Jahre Erfahrung sind die Kollegen mittlerweile sehr erfahren was die Technik von Anzucht, Pflanzung, Aussaat und Pflege betrifft. Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist es, die Fläche weiterhin so zu pflegen, dass die typische Vegetationsstruktur erhalten wird. Am besten bewährt hat sich die Schafbeweidung oder eine extensive Mahd mit Abtragen des Mahdgutes. Düngung und Kalkung führt zum Verschwinden der Arnika und ihrer typischen Begleitarten.
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