] Rostock braucht mehr Radwege, auf denen schon Kinder sicher Fahrrad fahren können. Dieser Forderung des Radentscheids Rostock verleiht eine Familien-Fahrraddemo am Sonntag Ausdruck. Alle kleinen und großen Radfahrer sind eingeladen, bei der als Demo angemeldeten Tour in kinderfreundlichem Tempo mitzuradeln.

Der Radentscheid Rostock lädt am Sonntag zum fünften Mal zu einer Fahrradtour speziell für Kinder ein, einer sogenannten Kidical Mass. Christoph Neimög, Sprecher des Radentscheids Rostock, sagt: “Mit der Kidical Mass demonstrieren wir für eine kinderfreundliche Fahrradstadt. Die Erfahrung der letzten Demos zeigt, dass die Kinder es lieben, endlich einmal mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren ohne von Autos gefährdet zu werden.” Sophia Rabien ergänzt: “Die Fahrradtour ist extra kinderfreundlich gestaltet, sodass schon die Kleinsten auf dem Laufrad mithalten können. Wir fahren ein langsames Tempo um die 7 km/h und achten darauf, dass alle mitkommen. Viele Kinder sind aber auch schon auf dem eigenen Fahrrad unterwegs. Auch Kinder auf dem Kindersitz, im Lastenrad oder im Fahrradanhänger sind herzlich willkommen.”

Die Kidical Mass ist eine Demo in Anlehnung an die „Critical Mass“. Bei dieser Aktionsform treffen sich Radfahrer weltweit an jedem letzten Freitag im Monat, um bei einer Fahrradtour bessere Radfahrbedingungen einzufordern. Da die Kidical Mass – anders als die Critical Mass für Erwachsene – als Demonstration angemeldet ist, wird sie von der Polizei begleitet. So können auch Kinder unter acht Jahren teilnehmen, die sonst nicht auf der Fahrbahn, sondern auf dem Gehweg fahren dürfen.

Die fröhliche Demo hat einen ernsten Hintergrund: Rostock braucht nach Ansicht der Verkehrsexperten vom Radentscheid Rostock dringend mehr vom Autoverkehr getrennte Radwege und müsse Gefahrenstellen wie die Hundertmännerbrücke endlich sicher gestalten. Radfahrstreifen führten oft zu nah an parkenden Autos vorbei, seien zu schmal oder zugeparkt, so die Initiative weiter. Gerade die Falschparker an Straßenecken in der KTV seien für Kinder auf dem Schulweg extrem gefährlich. Der Radentscheid appelliert mit der Kidical Mass außerdem an die Stadt, getrennte Grünphasen für Fuß- und Radverkehr sowie Abbieger einzuführen, um Abbiege-Unfälle zu vermeiden.

Start- und Endpunkt der etwa einstündigen Fahrradtour ist der Doberaner Platz. Im Anschluss kann gemeinsam der Boden der neu eingerichteten Fußgängerzone Am Brink mit Kreide verziert werden.

Die zehn Ziele des Radentscheid Rostock:

Ziel #1 – Planungen nach dem Stand der Technik

Ziel #2 – 10 km sichere Radwege an Hauptstraßen pro Jahr

Ziel #3 – 10 km für den Radverkehr attraktive Nebenstraßen pro Jahr

Ziel #4 – Vier sichere Kreuzungen pro Jahr

Ziel #5 – Hindernisfreie Rad- und Gehwege

Ziel #6 – Mehr Radabstellanlagen

Ziel #7 – 50 Bordsteinabsenkungen pro Jahr

Ziel #8 – Aktive Unfallursachenbeseitigung

Ziel #9 – Förderung von Lastenrädern

Ziel #10 – Bewusstsein schaffen

Über Radentscheid Rostock

Der Radentscheid Rostock setzt sich für sicheren Radverkehr in Rostock ein. Der Radentscheid hat sich im Sommer 2018 gegründet. Das übergeordnete Ziel der Initiative ist eine Stadt, in der alle Menschen – auch Kinder und Senior*innen – sicher und entspannt Radfahren können. Radfahren ist gesund, schont das Klima, braucht wenig Platz und verursacht weder Lärm noch Abgase. Außerdem lassen sich die meisten Ziele innerhalb Rostocks schneller mit dem Fahrrad erreichen. Fahrradfahren macht einfach Spaß, wenn die Radwege breit genug, hindernisfrei und sicher sind. Deshalb fordert der Radentscheid die Politik dazu auf, kinder- und seniorengerechte Radinfrastruktur zu schaffen.

Die Initiator*innen des Radentscheids haben zehn Ziele für eine fahrradfreundliche Stadt erarbeitet. Diese umfassen den Bau von sicheren Radwegen und Kreuzungen nach niederländischem Vorbild. Auch zusätzliche Fahrradabstellanlagen und ein Verleihsystem für elektrisch betriebene Lastenräder. Außerdem fordert die Initiative, dass Rad- und Gehwege konsequent von Hindernissen und Falschparkern befreit werden.

Die Initiative sammelte von April bis Oktober 2019 Unterschriften von 8366 Rostockern, die diese Forderungen unterstützen. Das benötigte Quorum von 4000 Unterschriften hatte das Bürgerbegehren bereits wenige Monate nach Start der Unterschriftensammlung erreicht. Am 6. November beschloss die Rostocker Bürgerschaft, dass die Stadt Rostock die Ziele des Radentscheids übernimmt. Seitdem verhandelt der Radentscheid mit der Stadtverwaltung über die konkreten Schritte zur Fahrradstadt Rostock.

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