Nach der mit einer Woche nur sehr kurzen Visitation Anfang Juni 2021 ist es angesichts des miserablen Umgangs mit den beiden Missbrauchsgutachten und vor allem auch angesichts des großen Vertrauensverlustes seitens der Dekane, vieler Hauptamtlicher und Gläubigen nicht mehr vorstellbar, dass Kardinal Rainer Maria Woelki weiterhin sein Amt als Erzbischof in Köln wird ausüben können. Zu befürchten ist allerdings, dass Kardinal Woelki, der viele Jahre (1990-1997) Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär seines Vorgängers Kardinal Meisner war, nach wie vor sehr gut in Rom vernetzt ist und sich damit geschützt sieht.
Auch bezüglich des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße, der als früherer Kölner Generalvikar elf rechtlich fassbare elf Pflichtverletzungen begangen hat, sowie der Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff ist eine schnelle Entscheidung erforderlich – auf jeden Fall noch rechtzeitig vor Beginn der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Mitte September in Fulda.
Netzwerke von Verantwortlichkeiten
Wir sind Kirche fragt auch nach der Rolle des Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, und nach dem Zweck des überraschenden Besuchs des vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Ende Juni 2021 in Berlin (> mehr). Haben manche in der Kirchenspitze immer noch nicht die Dramatik der sexualisierten Gewalt und ihrer Vertuschung erkannt? Auch die vatikanische Kongregation für die Bischöfe trägt hier eine entscheidende Verantwortung. Aus Deutschland gehört ihr nach dem verstorbenen Kölner Kardinal Joachim Meisner jetzt der Münsteraner Bischof Felix Genn an.
Der immer dramatischer werdende Auszug aus der Kirchensteuergemeinschaft wird nicht durch einzelne Reförmchen, Ankündigungen oder Versprechungen zu stoppen sein. Doch die derzeit in den Synodalforen stattfindende inhaltliche Arbeit durch eine Handvoll Bischöfe, darunter vor allem Kardinal Kardinal Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, immer wieder behindert und blockiert.
Flickenteppich schleppender Aufarbeitung
Bei aller Anerkennung für die bisher geleistete Aufarbeitung der verschiedenen Formen sexualisierter Gewalt durch Kleriker in der katholischen Kirche sieht Wir sind Kirche weiterhin ein großes Problem in der sehr unterschiedlichen Vorgehensweise der 27 deutschen Bistümer. Ein Grundfehler der von den Bischöfen beauftragten MHG-Studie besteht darin, dass in dieser Studie – und das ganz bewusst – keine diözesanen Auswertungen gemacht werden sollten. Dies hat in der Folge dazu geführt, dass jetzt ohne vergleichbare Methodik jeder Bischof mehr schlecht als recht die Aufarbeitung im eigenen Bistum voranbringt, was insgesamt zu einem vor allem für die Betroffenen nicht akzeptablen Flickenteppich führt.
Der Versuch des Kölner Kardinals, sich in diesem Wettbewerb zu profilieren, ist grandios gescheitert. Dies auch, weil das zweite Gutachten der Kanzlei Gercke nur die juristischen Verstöße bewertet, jede moralische Verantwortung der Kirchenleitung jedoch außer Acht gelassen hat. Bis auf wenige Ausnahmen wie Aachen haben sich aber auch die anderen Bistümer nicht positiv hervorgetan. So steht z.B. das für diesen Herbst angekündigte Missbrauchsgutachten für München und Freising noch aus, das auch den Verantwortungszeitraum von Joseph Ratzinger betrifft, der hier zwischen 1977 und Anfang 1982 Erzbischof war.
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