Deutscher Rotwein ist aus guten Gründen so angesagt wie nie zuvor. Immer stärker bilden sich markante Handschriften auf der einen und Herkunftsprofile auf der anderen Seite heraus. Neben dem Spätburgunder, der im Mittelpunkt der deutschen Rotwein-Landschaft steht, übernimmt immer mehr auch die Rebsorte Lemberger eine tragende Rolle. Spannende Nischen mit weiteren heimischen und internationalen Sorten sorgen für ein breites Angebot, mit dem sich in der Gastronomie ein großes Spektrum an Speisen und Küchenstilen begleiten lässt.
Die feierliche Verkündung der Preisträger:innen fand im Rahmen der Vorpremiere VDP.GROSSES GEWÄCHS® in Wiesbaden durch Moritz Haidle (Vize-Präsident des VDP) sowie Sascha Speicher (Chefredakteur meiningers sommelier) statt.
Die Preisträger:innen
Platz 1: Andreas Scherle, Hotel & Restaurant zur Weinsteige, Stuttgart
Ganz sicher spielt der Standort eine Rolle. In Stuttgart, an der Weinsteige, ist Andreas Scherle mit seinem Hotel und Restaurant zu Hause. Knapp 1.000 der 1.400 Positionen der Weinkarte nehmen deutsche Weine ein, wobei Riesling, Spätburgunder und – natürlich – der Lemberger die Hauptrollen spielen. Neben dem Standort inmitten des Rotwein-Epizentrums spielt auch die lange Pionierleistung eine große Rolle, denn das Weinsortiment der Gastronomie-Familie Scherle ist schon seit Jahrzehnten auf deutsche Weine und ganz speziell auch auf deutsche Rotweine ausgerichtet. „Fast alle deutschen Spitzen-Rotweine, die wir ausschenken, sind älter als fünf, teilweise zehn Jahre, was uns aufgrund der Jahrgangstiefen der einzelnen Weine möglich ist, und uns auch klar einen zusätzlichen Vorteil beim Verkauf deutscher Rotweine gegenüber vieler unserer Kollegen verschafft.“ Natürlich bilden die Rotweine aus Württemberg und Baden das Herzstück, doch das allein hätte für den Sieg nicht ausgereicht. Auch fünf weitere deutsche Anbaugebiete sind mit ausgewählten Spitzenrotweinen vertreten.
Platz 2: Steffen Ruggaber, Restaurant Lamm, Roßwag
Wer auf der Suche nach der abwechslungsreichsten Auswahl deutscher Rotweine ist, wird in Roßwag an der Enz fündig. Steffen Ruggaber hat seine Auswahl fast schon wissenschaftlich nach den Kriterien Rebsortenvielfalt mit Schwerpunkt Spätburgunder und Lemberger, Stilistik des jeweiligen Weinguts, Individualität der Weine und Terroir-Charakter zusammengestellt. Vorbildlich ist auch, dass im Lamm souverän über die regionalen Grenzen hinausgeblickt wird. Die Pfalz ist mit 30 Weinen von sieben Weingütern aus elf verschiedenen Jahrgängen fast ebenso breit vertreten wie Württemberg, auch die badische Rotweinwelt wird ähnlich breit und tief abgebildet. „Gerade im Rotweinbereich haben wir es schon sehr oft erreicht, dass Gäste ihren Horizont in Bezug auf deutschen Rotwein erweitern und bestenfalls in ihre privaten Einkäufe miteinbeziehen. Ehrlicherweise müssen wir allerdings auch dazu sagen, dass es nicht immer einfach ist, Gäste davon zu begeistern, einmal nicht nach spanischen oder französischen Rotweinen zu greifen.“ Möge die erneute Auszeichnung zusätzliche Motivation liefern, bei dieser Pionierarbeit nicht nachzulassen.
Platz 2: Marie-Helen Krebs, Schloss Elmau, Elmau
„Ich bin stolz, dass ich innerhalb der letzten 13 ½ Jahre auf Schloss Elmau die Möglichkeit und die Unterstützung hatte, mich meinem Herzenswunsch zuzuwenden. Eine Weinkarte, die die Vielfalt und Entwicklung des deutschen Weines im Gesamten und der deutschen Rotweine im Besonderen aufzeigt.“ Viel deutlicher kann man seine Begeisterung für deutschen Wein kaum zum Ausdruck bringen. Auf einem rheinhessischen Weingut mit langer Rotweintradition aufgewachsen, hat Marie-Helen Krebs diese Leidenschaft auf ihren Beruf übertragen, oder besser: auf ihre Berufung als Sommelière. Kaum eine Weinbegleitung ohne einen deutschen Rotwein, und auf der Weinkarte tummeln sich deutsche Gewächse aus acht der 13 Weinbaugebieten. Auch eine gepflegte Jahrgangstiefe gehört bei ihr fast schon selbstverständlich mit dazu, und zwar nicht nur bei Spätburgunder, sondern auch bei internationalen Sorten wie Merlot oder Cabernet, wovon die sieben Jahrgänge Cuvée M vom Weingut Aldinger zeugen.
Sonderpreis International: Pieter Smits / Scheepskameel, Amsterdam
Es gehört neben viel Mut wohl auch eine Prise Wahnsinn dazu, in Amsterdam eine Weinkarte mit ausschließlich deutschen Weinen auf den Tisch zu legen. Auf der anderen Seite: Wenn nicht in Amsterdam, einer Stadt in der die Vielfalt großgeschrieben wird, wo dann? Der Blick von Pieter Smits von außen auf den deutschen Wein ist hochinteressant. So findet er, dass deutsche Winzer:innen und ihre Weine sich durch eine besondere Präzision auszeichnen. Also doch das gute alte deutsche Ingenieursgen? Da längst nicht alle Gäste vor ihrem Besuch im Scheepskameel jemals mit deutschem Wein, geschweige denn Rotwein, in Berührung gekommen sind, spielen der Sommelier Chanan Wisse und das Serviceteam eine Hauptrolle. Jeder, der in diesem Restaurant arbeitet, bekommt eine Schnellausbildung in Sachen deutscher Wein. Die geografische Nähe zur Ahr, mit der die Niederländer bekanntermaßen besonders eng verbunden sind, drückt sich auch auf der Weinkarte aus. Elf Weine aus sieben Jahrgängen von fünf Weingütern sind auf der Weinkarte zu finden.
Im Verband Deutscher Prädikatsweingüter sind 200 der besten Winzerinnen und Winzer zusammengeschlossen. Was sie eint, ist ihr Individualismus. Und ihr Bekenntnis zum zeitlosen Ideal handwerklich erzeugter, herkunftsgeprägter Weine. Unverwechselbar wie sie selbst – und wie ihr weltweit geschätztes Markenzeichen: der VDP.Adler.
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