Obstbäume gehören schon seit Jahrhunderten zum typischen Bild unserer Kulturlandschaft. Wildformen von Apfel, Birne, Süßkirsche, Zwetschge und Walnuss wurden schon in der Jungsteinzeit genutzt.

Die über Jahrhunderte positive Entwicklung des Anbaus von Obstbäumen hat seit den Flurbereinigungen in den 1970er Jahren leider einen starken Rückgang erlebt.

Hier setzt der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald mit seiner Auszeichnung zur Obstsorte des Jahres an. Seit dem Jahr 2016 legt er jährlich den Fokus auf eine besondere Frucht in der Region und macht somit gleichzeitig auf die Problematik aufmerksam. „Die Baumbestände im einst sehr streuobstreichen Gebiet des Geo-Naturparks sind stark zurückgegangen und benötigen unsere Unterstützung“, so Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber, Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, „Daher es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Erhalt unserer heimischen Obstsorten zu fördern, weshalb wir Projekte und Aktionen zu diesem Thema initiieren und unterstützen.“ So wird in jedem Jahr in Kooperation mit den Streuobstwiesenrettern – eine Initiative zur Erhaltung der Streuobstwiesen in der Region Bergstraße-Odenwald – die Obstsorte des Jahres gekürt.

Die Lützelsachser Frühzwetschge geht auf einen vom Landwirt und späteren Ehrenbürger Georg P. Nickel im Jahr 1914 entdeckten Zufallssämling zurück. Die Sorte, benannt nach dem Weinheimer Stadtteil Lützelsachsen, zeichnet sich durch ihre sehr frühe Reife aus. Diese wichtige Eigenschaft trug in der Zeit während und nach dem ersten Weltkrieg, in der eine extreme Hungersnot herrschte, zur weiten Verbreitung der Lützelsachser Frühzwetschge bei.

Wie der Name verrät, zeigt sich ihre lang anhaltende weiße Blütenpracht sehr früh im Jahr und bereits ab Mitte Juli können vom ertragreichen Baum die Zwetschgen geerntet werden. Die Früchte eignen sich als Tafelobst für den Frischverzehr und für schmackhaften Zwetschgen-Kuchen. Und für die Auszeichnung der Obstsorte des Jahres 2021 wurde ein Zwetschgenlikör von Odenwälder Streuobstwiesen abgefüllt, der ab sofort als „Geo-Naturpark Zwetschgenlikör“ in der Geschäftsstelle und über den Online-Shop erhältlich ist.

Ein eigens gepflanzter Jungbaum mit Sorten-Tafel kann im Weinheimer Ortsteil Lützelsachsen an der Wintergasse 2 bewundert werden. Schon bald sollten noch mehr Bäume im ganzen Gebiet des Geo-Naturparks zu finden sein, denn auf Wunsch können die Mitgliedskommunen ein Exemplar des Obstbaumes beim Geo-Naturpark kostenfrei anfordern. Damit unterstützt dieser neben dem Erhalt und der Verbreitung heimischer Sorten auch die biologische und landschaftliche Vielfalt in unserer schönen Region. Dr. Torsten Fetzner, Erster Bürgermeister der Stadt Weinheim, sieht in der jährlichen Aktion „ein wichtiges Symbol für den naturnahen Obst- und Gartenbau“ und Martin Schaarschmidt, stellvertretender Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes erläuterte, „Streuobstwiesen sind von großer Bedeutung sowohl für das Landschaftsbild als auch für den Naturschutz“ und wünschte sich, dass „eine solche Aktion Vorbildcharakter auch für andere Kommunen haben sollte.“ Dies konnte Dr. Jutta Weber direkt bestätigen, denn erfreulicher Weise machen die Mitgliedskommunen von der Möglichkeit, die Obstbäumchen auch jenseits der geschenkten Exemplare beim Geo-Naturpark zu bestellen, bereits regen Gebrauch. Mit Kostproben des neuen Zwetschgenlikörs und frisch gebackenem Zwetschgenkuchen, den die engagierte Ortsvorsteherin Doris Falter gemeinsam mit der Nickel-Großnichte Heidi Ziegler gestiftet hatte, fand die Feierstunde ihren Abschluss.

Infobox | Obstsorte des Jahres

Jährlich zeichnet der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald in Kooperation mit der Initiative „Streuobstwiesenretter“ die Obstsorte des Jahres aus. 2021 ist dies die „Lützelsachser Frühzwetschge“. Der Erhalt von heimischen Obstsorten ist dem Geo-Naturpark eine Herzensangelegenheit und ein Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt.

Auch die Bevölkerung kann dieses Anliegen durch den Kauf von regionalen Obstprodukten wie Apfelsaft und Apfelwein von hiesigen Keltereien unterstützen. Bei eigenen Pflanzungen kann auf alte, lokale Sorten zurückgegriffen werden, die besonders für die Region geeignet und somit auch resistenter und robuster sind. Die Ernte kann dann selbst verarbeitet oder an lokale Keltereien oder Brennereien gegeben werden.

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