Die gestrige EZB Sitzung ist mit Spannung erwartet worden: Angesichts der immer weiter steigenden Inflation wurden Stimmen lauter, die ein Ende der Anleihekäufe forderten. Auf diesem Ohr bleibt EZB-Chefin Lagarde allerdings taub – sie ändert bis auf weiteres nichts an der ultralockeren Geldpolitik und pumpt weiterhin Geld in die Märkte. Damit sind in absehbarer Zukunft keine größeren Schwankungen auf den Zinsmärkten zu erwarten und auch die Anhebung des Leitzinses verbleibt in weiter Ferne.

EZB verschiebt Grundsatzentscheidungen zum Anleihekaufprogramm PEPP

Nach bisherigen Planungen läuft das 1,85 Billionen schwere Pandemieprogramm PEPP, mit dem die EZB die europäische Wirtschaft stützt, nur noch ein halbes Jahr, bis Ende März 2022. Was dann damit passiert – ob es ein abruptes Ende oder ein sukzessives Abschmelzen der Käufe geben wird, ob das Programm fortgesetzt oder in andere Maßnahmen überführt wird – bleibt weiterhin unklar. Dass es noch immer keine Entscheidungen zu Dauer und Umfang von PEPP gibt, überrascht Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Finanzierungsvermittlers Dr. Klein, nicht: „Mit Blick auf die Stabilisierung der Wirtschaft verfolgt Christine Lagarde ihren Kurs mit ruhiger Hand. Zwar erholt diese sich nach Corona zunehmend. Aber solange ungewiss ist, in welchem Ausmaß die Delta-Variante des Coronavirus und die derzeitigen globalen Lieferengpässe Auswirkungen auf die europäischen Märkte haben, hält sie sich alle Optionen offen.“ Einzig das im März beschlossene signifikant höhere Tempo der Anleihekäufe wird zurückgenommen: Christine Lagarde verkündete im Anschluss an die EZB Ratssitzung im September, den Umfang gegenüber den beiden letzten Quartalen moderat zu reduzieren.

Entwicklung der Bauzinsen

Die Möglichkeit, das Anleihekauftempo wieder zu drosseln, bedeutet keinen Kurswechsel – zumal die Käufe bereits im August geringer ausgefallen sind (rund 65 Millionen Euro gegenüber 87,6 Mio. Euro im Juli und 80,2 Mio. Euro im Juni). „Diese Ankündigung ist eine geringfügige Anpassung und nicht als Einstieg in den Ausstieg zu verstehen“, so Michael Neumann. „Deshalb erwarte ich nicht, dass davon Impulse an die Zinsmärkte ausgehen. Die Zinsen werden auch in den nächsten Wochen auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau bleiben – das gilt ebenso für die Konditionen für Baufinanzierungen.“ In den letzten Wochen haben sie sich schwankend seitwärts bewegt, nachdem sie im Juli – in Folge der Neuausrichtung der EZB-Strategie – gefallen waren. Der Bestzins für 10-jährige Immobiliendarlehen beträgt laut Dr. Klein aktuell 0,51 Prozent bei regionalen Anbietern und 0,56 Prozent bei überregionalen Kreditinstituten (Stand 09.09.2021). Mit tendenziell steigenden Bauzinsen rechnet Michael Neumann erst wieder, wenn Klarheit über einen Ausstieg aus dem Pandemie-Anleihekaufprogramm besteht. Was noch nicht ausgemachte Sache sei: „Ich halte auch eine Erweiterung von PEPP entweder über den März 2022 oder über die momentan gesetzte Höhe hinaus für ein durchaus denkbares Szenario“. Seit März 2020 ist es in zwei Schritten von ursprünglich 750 Milliarden Euro auf 1,85 Billionen Euro aufgestockt worden.

Leitzins bleibt noch lange bei 0

Für Anleger und Privatpersonen besonders relevant ist der EZB-Leitzins, den die EZB weiterhin nicht antastet. Seit März 2016 liegt er bei 0 Prozent, dem niedrigsten Niveau seit der Euro-Einführung 1999. Der Leitzins hat nur einen mittelbaren Einfluss auf die Baufinanzierungszinsen, wirkt sich aber direkt auf Anlagestrategien und auf Sparzinsen aus – und damit auf die Möglichkeit zum Vermögensaufbau für Verbraucher. Besonders bei stark steigender Inflation bedeutet ein Nullzins eine langfristig deutliche Entwertung des gesparten Geldes. Gleichzeitig ist der Leitzins auch ein wirkungsvolles Instrument, der Inflation entgegenzuwirken: Erhöht die EZB den Zinssatz, zu dem sie den angeschlossenen Kreditinstituten Geld verleiht, verteuern sich Kredite und damit Investitionen insgesamt. In Folge geht die Nachfrage zurück, ebenso wie die Teuerungsraten.

Der Leitzins ist aber nur eines von mehreren Instrumenten, die Inflation abzudämpfen. Und laut Experte Michael Neumann von Dr. Klein nicht das erste Mittel der Wahl. „Bevor die EZB die Zinsen erhöht, wird noch viel Zeit ins Land gehen“, so seine Prognose. „Will sich die Zentralbank tatsächlich aus der Politik des billigen Geldes verabschieden, stünde zunächst das Herunterfahren des PEPP-Programms auf der Agenda und auch das Ende des seit 2015 bestehenden Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP). Dass ein Fahrplan zum Ausstieg aus PEPP noch nicht einmal kommunikativ vorbereitet wird, macht wieder einmal klar, dass wir noch lange mit der Nullzinspolitik rechnen müssen. Besonders für Sparer ist das bitter.“

Tendenz Entwicklung Bauzinsen

Kurzfristig: schwankend seitwärts
Mittelfristig: steigende Volatilität möglich

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Die Dr. Klein Privatkunden AG ist einer der größten Finanzdienstleister Deutschlands und bereits seit 1954 am Markt etabliert. Mit mehr als 650 Beraterinnen und Beratern in deutschlandweit rund 250 Büros hat das Unternehmen die meisten Standorte der Branche. Die Spezialisten von Dr. Klein beraten in den Bereichen Baufinanzierung, Versicherung und Ratenkredit.

Dr. Klein arbeitet mit über 400 Kredit- und Versicherungsinstituten zusammen und berät umfassend, anbieterneutral und kostenfrei. So erhalten die Kunden maßgeschneiderte Finanzierungen und günstige Konditionen. Dafür wird das Unternehmen immer wieder ausgezeichnet, zuletzt zum siebten Mal in Folge mit dem "Deutschen Fairness-Preis". Dr. Klein ist eine 100%ige Tochter des an der Frankfurter Börse im MDAX gelisteten technologiebasierten Finanzdienstleisters Hypoport SE.

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