Sie sind unscheinbar und daher fast zu übersehen – in Zukunft könnten sie jedoch tausendfach in Deutschland zum Einsatz kommen und sogar Menschenleben retten. Die Rede ist von intelligenten Sensoren zur Überwachung von Wandankern, die nun in der Großen Straße installiert wurden.

Per Hubsteiger wurden die kleinen grauen Kästchen jetzt am L&T-Gebäude in der Großen Straße montiert und schließlich mit dem Drahtseil verbunden, das die Straßenbeleuchtung in Osnabrücks Fußgängerzone hält. Das Besondere an den Kästchen steckt in ihrem Inneren: Ein innovatives Sensorensystem zeichnet laufend Daten zu Belastungen und Bewegungen der Anker auf und verschickt diese über das LoRaWAN-Funknetz der Stadtwerke. Die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP können diese Daten auslesen und somit feststellen, ob die Verankerung noch sicher ist. Falls nicht, wird eine automatische Meldung generiert.

Mechanische Prüfung entfällt

„Normalerweise müssen wir regelmäßig mechanisch überprüfen, ob die Verankerung noch in einem einwandfreien Zustand ist. Durch die intelligenten Sensoren lässt sich das laufend, zerstörungsfrei und ohne vor Ort zu sein erledigen“, erklärt Alexander Jaspers von der SWO Netz. Das LoRaWAN-Funknetz, über das die Daten übermittelt werden, hatte die SWO Netz vor rund zwei Jahren aufgebaut. Mit dieser Funktechnik können Daten beispielsweise von intelligenten Stromzählern fernausgelesen werden. „Es gibt noch viele weitere potenzielle Anwendungsfälle, wie das Beispiel der Wandanker zeigt. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass das Fraunhofer IZFP auf uns zugekommen ist und dieses deutschlandweit einmalige Pilotprojekt gemeinsam mit uns auflegt“, so SWO-Netz-Geschäftsführer Burghard Gutowski.

Funknetz als Voraussetzung

„Voraussetzung für den Test ist das LoRaWAN-Netz, das die Stadtwerke bereits in Osnabrück etabliert haben. Dadurch wurde die Grundlage für unser gemeinsames Forschungsprojekt gelegt“, sagt Christoph Weingard vom Fraunhofer IZFP. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten theoretisch in Zukunft breit ausgerollt werden. Denkbar ist der Einsatz bei der Verankerung von Straßenbeleuchtung oder von Oberleitungen. Aber auch in bergigen Regionen, in denen Straßen von Steinschlag bedroht sind, können die Sensoren die Verankerung von Stahlnetzen überwachen. „So kann aus theoretischen Überlegungen schnell ein Anwendungsfall werden, der Menschenleben retten kann“, betont Christoph Weingard.

Die Sensoren werden übrigens durch eine Solarzelle gespeist und agieren daher autonom. „Das Pilotprojekt ist ein weiterer Schritt hin zur Smart City, in der sich nicht nur Menschen miteinander vernetzen, sondern auch Gegenstände wie die mit Sensoren versehenen Wandanker“, erläutert Patrick Neukirchen von der SWO Netz.

Hintergrund: SWO Netz GmbH

Die SWO Netz GmbH ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadtwerke Osnabrück und für die Planung, den Bau und den Betrieb der Infrastrukturnetze im Stadtgebiet zuständig. Das umfasst die Sparten Strom, Gas, Wasser, Abwasser, Telekommunikation sowie Straßenbeleuchtung.

Hintergrund: Fraunhofer Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren

Das Fraunhofer IZFP ist ein international vernetztes Forschungs- und Entwicklungsinstitut im Bereich angewandter, industrienaher Forschung. Im Zentrum der Tätigkeiten steht die Entwicklung »kognitiver Sensorsysteme« für das zerstörungsfreie Monitoring industrieller Prozesse und Wertschöpfungsketten.

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