Und heißt dies für Sie als Anlegerin oder Anleger „Finger weg“, oder kann es sich in Zeiten von Niedrig – und Negativzinsen unter gewissen Voraussetzungen doch um eine vielversprechende Investitionsmöglichkeit handeln? Wir erklären, was Sie wissen müssen, um eine sinnvolle und informierte Abwägung vornehmen zu können.
Zunächst einmal vorab: Zu den Rohstoffen zählt man Edelmetalle (z.B. Gold, Silber), Industriemetalle (z.B. Eisen, Kuper), Agrarrohstoffe (z.B. Getreide, Kaffee) aber auch Erdöl und Gas. Es stimmt, dass Rohstoffpreise starken Schwankungen ausgesetzt sind. Das liegt daran, dass viele weltweite und nicht immer vorhersehbare Faktoren (z.B. Naturkatastrophen, besondere Rohstofffunde, Wirtschaftsbooms und -krisen) Einfluss auf Marktentwicklungen nehmen. Das konnte erst kürzlich bei der rasanten Preisentwicklung von Holz beobachtet werden.
Dennoch können Energieträger und Rohstoffe, wenn sie nur einen kleinen Teil Ihres Wertpapierdepots ausmachen, eine stabilisierende Wirkung entfalten. Hintergrund hierfür ist, dass Rohstoffe sich gegenläufig zu anderen Anlageklassen entwickeln können. Sehr deutlich zeigt sich dieses Phänomen zum Beispiel bei Gold. Sinken die Kurse von Aktien und Anleihen und wird die allgemeine Konjunktur von Anlegenden eher als schlecht eingeschätzt, so steigt häufig der Preis des Edelmetalls. Denn Gold genießt weiterhin den Ruf eines „sicheren Hafens“ in der Krise. Hierbei sollten Sie jedoch bedenken, dass vor allem der Goldpreis stärker schwankt als allgemein angenommen. Schwankungen von 10 Prozent im Jahr sind nicht ungewöhnlich.
Aber nicht nur in der Krise können Anlegende ihre Rendite mit Rohstoffen erhöhen. Investitionen in Energieträger wie Gas und Öl sowie Industriemetalle wie Eisen und Kupfer können während wirtschaftlicher Hochphasen an Wert zugewinnen, weil diese vielseitig von der Realwirtschaft zur Produktion und Weiterverarbeitung benötigt werden.
Direkte Anlage in Rohstoffe
Haben Sie den Entschluss gefasst mit Rohstoffen Geld verdienen zu wollen, stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten offen, die gut überlegt sein wollen: Bei Edelmetallen wie Gold und Silber ist eine direkte Anlage recht leicht umzusetzen. Münzen und Barren gibt es entweder bei einem Händler vor Ort oder auf Online-Portalen. Der große Vorteil von Gold ist natürlich, dass seine Lagerung wenig Platz in Anspruch nimmt. 5.000 Euro in Form von physischem Gold sind beispielsweise kleiner als eine Streichholzschachtel und wiegen gerade einmal 100 Gramm. So lassen sich auch größere Werte im heimischen Tresor oder im Bankschließfach aufbewahren und sind im Notfall sehr schnell verfügbar.
Hier sollten Sie jedoch beachten, dass bei Einbruch eine Hausratversicherung nicht unbedingt für den kompletten Schaden haftet. Das gleiche gilt bei einem Schließfach bei der Bank. Banken bieten entweder bei Vertragsabschluss eine Versicherung über den Inhalt des Schließfaches an oder aber eine zusätzliche Bankfachinhaltsversicherung. Hier lohnt es sich, sich die Unterlagen und Policen genauer anzuschauen.
Bei Silber stellt sich die Lagerung bereits etwas schwieriger dar. Um auf den gleichen Wert wie bei 100 Gramm Gold zu kommen, müsste in etwa das 50-Fache an Gewicht gelagert werden. Würden Sie jedoch direkt in Holz oder sonstige Baustoffe investieren wollen, so wären es gleich ganze Lagerhallen, die Sie vorhalten müssten. Direktinvestments sind an dieser Stelle also denkbar ungeeignet.
Welche Möglichkeiten gibt es alternativ: Rohstoff-ETFs
Eine Möglichkeit ist eine Investition in sogenannte Rohstoff-ETFs. Anlegende investieren in einen Strauß an unterschiedlichen Edel- und Industriemetallen, Energiewerten und Agrarstoffe. Wichtig ist es hierbei, die genaue Zusammensetzung des jeweiligen Straußes zu verstehen und sicherzustellen, dass eine möglichst breite Streuung gewährleistet ist, denn somit werden Klumpenrisiken vermieden. Hier hat der Gesetzgeber Leitplanken aufgestellt, die Anlegende schützen sollen: ETFs auf einzelne Rohstoffe gibt es nicht, Investmentfonds müssen per Gesetz in Deutschland eine breite Diversifizierung sicherstellen.
ETC: Investieren in einen Rohstoff
Möchten Sie zum Beispiel ausschließlich in Gold investieren, so kommt für Sie eine entsprechende Exchange Traded Commodity (ETC) in Frage. Ein ETC funktioniert ähnlich wie ein ETF, indem er die Rohstoff-Wertentwicklung nachbildet. Allerdings liegt einem ETC regelmäßig kein Strauß an Rohstoffen zugrunde, sondern ein einzelner Rohstoff (z.B. Blei, Zink, Nickel) oder eine Rohstoffkategorie (z.B. Edelmetalle, Industriemetalle).
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen ETFs und ETCs liegt darin, dass ETFs als Sondervermögen gelten. Das heißt, dass das Geld der Anlegenden, das in den Fonds liegt, getrennt von dem Vermögen der Fondsgesellschaft aufgeführt ist. Sollte die Fondgesellschaft also insolvent werden, hätte der Insolvenzverwalter oder die Insolvenzverwalterin nur Zugriff auf das Vermögen der Fondgesellschaft nicht aber auf das der Anlegenden.
Anders beim ETC: Hier handelt es sich um unbefristete Schuldverschreibungen. Wird der Emittent insolvent, so liegt das Ausfallrisiko vollständig beim Anlegenden. Ein möglicher Schutz gegen einen entsprechenden Verlust bietet ein ETC, dessen Rohstoffe physisch hinterlegt sind. Das heißt, dass im Verlustfall die Schuld gegenüber dem Anlegenden zwar nicht mit Geld, sehr wohl aber in Rohstoffen beglichen werden könnte. Physische Hinterlegungen findet man meist bei Materialien wie Gold oder Silber, da hier die Lagerkosten gering gehalten werden. Die hieraus entstehenden Kosten fließen jedoch in die Produktkosten ein und wirken sich negativ auf die Rendite aus. Für Rohstoffe bei denen Lagerungen platzintensiv und kostspielig wären, stellen Emittenten in der Regel andere Schutzmechanismen auf.
Die Kosten für ETCs sind wegen der entsprechend aufwendigen Absicherungen höher als bei ETFs und auch das Risiko für Anlegende ist höher. Darüber hinaus werden ETCs oftmals mit Hebeln verwendet, sodass etwaige Schwankungen der Rohstoffpreise sich überproportional auf den Preis des ETCs auswirkt.
Mit Aktien und Aktienfonds in Rohstoffe investierenMit Aktien und Fondsanteilen investieren Sie indirekt in Rohstoffe, indem Sie sich an Unternehmen beteiligen, deren Geschäft mit der Produktion oder dem Handel von Rohstoffen zusammenhängt. Das können Unternehmen aus der Energieversorgung, der Landwirtschaft, aber auch aus dem Bergbau- und der Forstwirtschaft sein. Hier sollten Sie bedenken, dass Ihre Aktien je nach Lage auf dem Weltmarkt stark schwanken können. Steigt zum Beispiel der Holzpreis, so kann der Kurs überproportional steigen. Dies gilt im Gegenzug auch für Verluste. Planen Sie in entsprechende Aktien zu investieren, sollten Sie genug Zeit einplanen, um etwaige Einbrüche aussitzen zu können. Mit Zertifikaten in Rohstoffe investierenAls Anlegender können Sie über Zertifikate auf steigende oder fallende Preise spekulieren. Beachten Sie hierbei, dass Zertifikate oftmals auch mit Hebeln ausgestattet sind, sodass etwaige Schwankungen der Rohstoffpreise sich überproportional auf den Preis des Zertifikats auswirken. Auch tragen Anlegende das Risiko eines Zahlungsausfalls, denn Zertifikate sind Schuldverschreibungen, sodass im Falle eines Ausfalls des Emittenten dem Anlegenden ein Totalverlust droht. Besonders zu beachten ist dabei, dass ein Zertifikat weder Zinsen noch Dividenden abwirft. Somit können Gewinne ausschließlich über Rückzahlungen erzielt werden. Die Gewinne wiederum hängen unmittelbar mit der Wertentwicklung des entsprechenden Rohstoffes zusammen.
Zertifikate und ETCs sind komplexe Produkte, die mit hohen Risiken einhergehen und kommen somit nur für sehr erfahrende Anlegende in Frage.
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