Wie erlebt man werdende Wildnis, wenn man eine Mobilitäts- oder Sinnesbeeinträchtigung hat? Welche barrierefreien Angebote gibt es bereits in den Nationalpark-Einrichtungen, im Schutzgebiet und in der Region? Welche gilt es darüber hinaus zu entwickeln, welche weiteren Kooperationspartner noch zu finden? Und vor allem: wie können diese so vermarket werden, dass Urlauber*innen, Gastgeber*innen als auch Einheimische gleichermaßen von diesen Angeboten wissen?
Diesen und weiteren Fragen gingen die rund 30 Teilnehmenden beim 3. Regionalmeeting nach, das mit entsprechendem Hygienekonzept und ausreichend Abstand untereinander in Präsenz möglich war. Da die vorangegangenen Veranstaltungen pandemiebedingt virtuell stattfanden, freuten sich alle Beteiligten sehr über den nun direkten und persönlichen Austausch. Umso schöner war, dass durch die Präsenzveranstaltung auch die ersten Urkunden von Jutta Seuring als stellvertretende Nationalpark-Leiterin überreicht werden konnten.
Noch bis Ende Dezember dieses Jahres arbeiten der Nationalpark Kellerwald-Edersee, der Dachverband Nationale Naturlandschaften e.V. (NNL) sowie das Deutsche Seminar für Tourismus Berlin e.V. (DSFT) gemeinsam in einem Modellprojekt zum Thema „Barrierefreie Naturerlebnisangebote als Impulsgeber für den ländlichen Raum“. Im Rahmen des Projektes wurden 15 Betriebe vom DSFT mit dem Siegel „Reisen für Alle“ zertifiziert, neun weitere Zertifizierungen finanziert der Nationalpark, wobei eine zehnte angestrebt wird: Alle eigenen Bildungs- und Informationseinrichtungen inkl. Gastronomie sowie zwei Wanderwege im Schutzgebiet, aber auch Nationalpark-Partnerbetriebe aus dem Bereich der Beherbergung sowie der Freizeitgestaltung und Tourist-Infos sind nun nach „Reisen für Alle“ erhoben.
Bildunterschrift:
NLP_3.reg.Meeting_Gruppenbild
Freuen sich über die ausgezeichneten Angebote: Vorne mit den Urkunden von „Reisen für Alle“
Gerade, dass so viele Menschen aus sehr unterschiedlichen Bereichen zusammenkamen, um sich mit einem gemeinsamen Thema auseinanderzusetzen, motivierte alle Anwesenden des 3. Regionalmeetings, sich verstärkt zu engagieren und gemeinsam die Barrierefreiheit in der Region auszubauen.
v.l.n.r. mit Urkundenrahmen
Karl Suck (Edersee-Fähre), Barbara Schrader (Sport-, Natur- und Erlebniscamp Edersee), Nicole Backhaus (Nationalpark), Claus Günther (Edersee Marketing GmbH), Reiner Ohlsen (Naturpark Kellerwald-Edersee), Markus Sarrazin (Nationalpark), Thomas Gräber (Maritim Hotel Bad Wildungen)
Hintere Reihe v.l.n.r.: Rita Wilhelmi (Nationalpark), Guido Frank (freiheitswerke), Kerstin Emonds (Nationale Naturlandschaften), Friedrich Schenk (Vertreter der Gemeinde Vöhl), Horst Behle (Aktion für behinderte Menschen e.V.), Arja Nusser (Sanitätshaus Nusser und Schaal), Karin Baumann (Nationalparkstadt Frankenau), Benjamin Suthe (Deutsches Seminar für Tourismus), Marion Schwaner (Nationalpark-Gemeinde Vöhl), Silvia Steiner, Jutta Seuring (stellv. Nationalparkleiterin)
Bildautor: Nationalpark Kellerwald-Edersee
Bildunterschrift:
Mit dem Scooter in den Nationalpark_k
Natur für Alle: auch mobilitätsbeeinträchtigte Menschen können die werdende Wildnis im Nationalpark Kellerwald-Edersee hautnah autark erleben. Im NationalparkZentrum Kellerwald sowie in der KellerwaldUhr kann sich nach Voranmeldung kostenfrei ein Elektro-Scooter für Entdeckungstouren durch das Schutzgebiet ausgeliehen werden.
Und auch im WildtierPark Edersee gibt es solch ein Angebot, um den Tieren der Wildnis in der Nationalpark-Einrichtung vom Scooter aus zu begegnen.
Bildautor: Nationalpark Kellerwald-Edersee
Hintergrund:
Um das Thema Barrierefreiheit in der Region zu festigen, hatten sich die Teilnehmenden an insgesamt drei Regionalmeetings das Ziel gesetzt, das bereits bestehende Netzwerk zu stärken, auszubauen und weiterzuentwickeln sowie konkrete Angebotsbündel in einer vollständigen Servicekette für Gäste und Einheimische zu etablieren.
Barrierefreiheit bedeutet Voraussetzungen zu schaffen, dass alle Gäste die Natur in der Region mit allen Sinnen erleben können. Barrierefreiheit bedeutet einen freien Zugang zu Informationen, Einrichtungen und Angeboten für jeden Menschen ohne fremde Hilfe zu ermöglichen. Blinde Personen freuen sich über akustische Informationen, Rollstuhlfahrer über ebene Wege, Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen über Beschreibungen in Leichter Sprache oder Piktogramme als Beschilderung.
Aber alle noch so attraktiven Angebote nützen nichts, wenn sie lediglich als isolierter Baustein bestehen. Daher ist nicht nur eine geschlossene Servicekette wichtig, sondern vor allem die Vernetzung zahlreicher und verschiedener Akteure vor Ort.
Dies ist den Teilnehmenden an den drei Regionalmeetings eindeutig gelungen. Die Gruppe derer, denen die Barrierefreiheit in der Region am Herzen liegt und die sich in diesem Bereich engagieren, war mannigfaltig aufgestellt. Neben den Projektpartnern waren Naturpark, Landkreis, Nationalpark-Gemeinden und -Städte, der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) und die Energie Waldeck-Frankenberg GmbH (EWF) dabei. Ebenso brachten sich zahlreiche Nationalpark-Partnerbetriebe, der Verein Aktion für behinderte Menschen Waldeck–Frankenberg e.V. sowie am Thema interessierte Bürger*innen ein.
Es fand bei allen Treffen ein reger und konstruktiver Austausch zwischen allen Beteiligten statt: die angedachten Angebotsbündel wurden auf ihre Praxistauglichkeit geprüft, neue Ideen entworfen, Kontakte untereinander geknüpft sowie eine Zusammenarbeit bei konkreten Projekten zur Umsetzung der Ideen vereinbart.
Zum Modellprojekt:
Bis Ende des Jahres arbeiten vier Modellregionen, der Dachverband Nationale Naturlandschaften e.V. sowie das Deutsche Seminar für Tourismus Berlin e.V. (DSFT) in einem Modellprojekt, das mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft finanziert wird. Es soll dazu dienen, aus bisher bestehenden Einzelangeboten attraktive Inspirationsbündel zum Thema „Barrierefreie Naturerlebnisangebote als Impulsgeber für den ländlichen Raum“ für jeweiligen Schutzgebiete und deren Region zu entwickeln.
Vier Modellregionen sind im Projekt aktiv: die Nationalparkregionen „Kellerwald-Edersee“ und „Hunsrück-Hochwald“ sowie die Biosphärenreservate „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ und „Flusslandschaft Elbe – Brandenburg“.
Das DSFT ist Betreiber des bundesweit einheitlichen Kennzeichnungssystems „Reisen für Alle“ (RfA). Mit Hilfe dieses Systems können alle Menschen, darunter auch Senioren, Menschen mit Beeinträchtigungen, Familien mit Kinderwagen und Gäste mit schwerem Gepäck, verlässliche Informationen über touristische Angebote erhalten. Betriebe entlang der gesamten touristischen Servicekette werden nach deutschlandweit einheitlichen Kriterien erfasst, bewertet und zertifiziert. Hilfreich ist eine solche Erhebung in jedem Fall, egal in welchem Grad eine barrierefreie Ausstattung bereits gegeben ist, denn mit dem System „Reisen für Alle“ erhalten Anbieter wertvolle Hinweise für individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu barrierefreien Angeboten.
Barrierefreiheit: ist für etwa 10 % der Bevölkerung zwingend erforderlich, für etwa 30 bis 40 % notwendig und für 100 % komfortabel.
Erhebungen im Rahmen des Projekts:
1 Waldhotel Wiesemann
2 Fuhrhalterei Archehof Kellerwald
3 Baumkronenweg am Edersee UG & Co.KG
4 Flair Hotel Werbetal
5 Edersee-Fähre
6 Maislabyrinth
7 Ferienhäuser Schwedenschanze
8 Jugendburg Hessenstein gGmbH
9 Camping- & Ferienpark Teichmann
10 Tourist Information auf der Sperrmauer
11 Tourist Information am Affolderner See
12 Sport-, Natur- und Erlebniscamp Edersee der Sportjugend Hessen
13 Vöhl Herzhausen Nationalpark-Bahnhof
14 Maritim Hotel Bad Wildungen
15 ER2 Scooterstrecke
Mengenpaket über das Projekt hinaus
1 NationalparkZentrum Kellerwald inkl. GastRaum
2 KellerwaldUhr
3 WildtierPark Edersee inkl. Bericher Hütte
4 BuchenHaus
5 WildnisSchule
6 Eddis-Edersee-Erlebnistour
7 Quernstweg für alle (Nationalpark-Eingang KellerwaldUhr bis zur Quernst-Kapelle)
8 Hagenstein-Route
9 Hagensteinweg (Nationalpark-Eingang Himmelsbreite bis zum Aussichts-punkt Hagenstein)
Nationalpark Kellerwald-Edersee
Laustraße 8
34537 Bad Wildungen
Telefon: +49 (5621) 9040-153
http://www.nationalpark-kellerwald-edersee.de
Pressestelle
Telefon: +49 (5621) 75249-41
Fax: +49 (5621) 75249-19
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