Das Kunsthaus eröffnet am Freitag, den 01. Oktober mit Werken des Dresdner Künstlers Andreas Kempe die zweite Ausstellung zeitgenössischer Kunst in der Kleingartenanlage in Dresden-Striesen. Ausstellungsort ist der im vergangenen Herbst eröffnete Ausstellungspavillon auf einer Parzelle im Zentrum der Kleingartenanlage. Der Künstler hat das äußere Erscheinungsbild des Pavillons durch eine große Zeltplane ergänzt, die symbolisch für die menschliche Beobachtung der Natur steht.

Auch die künstlerischen Arbeiten im Innenraum des Pavillons thematisieren Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Wahrnehmung von Natur. Basis der Ausstellung sind die Aufnahmen von Insekten, Wildvögeln und Pflanzengesellschaften aus dem Archiv seines Vaters, des Biologen und Naturschützers Reinhard Kempe. Das umfangreiche, zwischen 1960 bis 2000 entstandene Archiv umfasst unzählige Diapositive und Filme von Insekten und Wildvögeln ebenso wie die umfangreiche Dokumentation von Pflanzengesellschaften, deren Fortbestand heute bedroht ist.

Der Titel der Ausstellung Es war nicht alles auf einmal zu sehen / There was no seeing everything at once ist durch den Fantasy-Roman der amerikanischen Autorin Ursula Kroeber Le Guin The Word for World is Forest aus dem Jahr 1972 inspiriert, die in ihren Romanen Fragen der Wahrnehmung von Natur verarbeitet. Bereits in seiner frühesten Jugend wurde Andreas Kempe durch intensive Aufenthalte in der Natur geprägt, die das Engagement seines Vaters für den Naturschutz in der Pionierzeit der Umweltbewegung mit sich brachte.

Andreas Kempes Ausstellung thematisiert die Vielfalt, Dichte und Fülle von natürlichen Bedingungen, wie beispielsweise das Zusammenleben von Farnen, Moosen, Flechten und Gräsern, die Lebensräume bestimmen. Ihre Komplexität und ihr enges Verflochtensein steht im Kontrast zu den durch Urbanität und Medien geprägten menschlichen Wahrnehmungskapazitäten. «Moos ist vielleicht so etwas wie der Dunst oder Tau des Waldes und etwas, was den Wald ausmacht. Es bedeckt den Boden, verändert die gesamte Akustik und Wahrnehmung. Die Moose aus der Sammlung meines Vaters stammen aus verschiedenen Teilen Europas und sind über mehrere Jahrzehnte zusammengetragen worden.»

In der Ausstellung im Pavillon Parzelle 3 werden neben einer Auswahl von Insektenaufnahmen aus dem Archiv die komplexen Strukturen von 44 verschiedenen archivierten und getrockneten Moosen in Form eines Buches gezeigt, das Andreas Kempe für die Ausstellung im Risografieverfahren, einem umweltschonenden, weitgehend chemikalienfreien Druckverfahren, hergestellt hat.

Andreas Kempe ist bildender Künstler, *1972 geboren in Buchholz, Nordheide, er lebt und arbeitet in Dresden und studierte Malerei, Grafik und übergreifendes künstlerisches Arbeiten an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

PARZELLE 3 ist eine permanente Außenstelle des Kunsthauses Dresden in Zusammenarbeit mit dem Kleingärtnerverein "Flora I" e. V. seit 2020 mit künstlerischen Projekten und temporären Ausstellungen zu Themen der Koexistenz von Mensch und Natur.

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