Im Juli 2021 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) alarmierende Zahlen: Weltweit stirbt alle 30 Sekunden ein Mensch an einer hepatitisbedingten Krankheit – auch in der aktuellen Corona-Pandemie. Die WHO geht davon aus, dass weltweit schätzungsweise 354 Millionen Menschen eine chronische Hepatitis B und C haben. Diese beiden Krankheiten stellen eine der Hauptursachen für Leberzirrhose und Leberzellkrebs dar und verursachen jedes Jahr über 107 000 Todesfälle in der Europäischen Region. Diese Todesfälle können durch die Impfung aller Säuglinge gegen Hepatitis B sowie mit gezielten Teststrategien und der Behandlung von Hepatitis B- und Hepatitis C-Virusinfektionen vermieden werden.
WHO-Schätzungen zufolge wussten 2019 nur 21 Prozent der Menschen mit chronischer Hepatitis C von ihrer Infektion und bei Hepatitis B waren es nur 10 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass auch in Deutschland viele Betroffene nichts von ihrer Erkrankung wissen. Und durch die Corona-Pandemie wurden die Bemühungen, Hepatitis B und C bis 2030 einzudämmen, weltweit zurückgeworfen.
Dass Versicherte in Deutschland ab dem vollendeten 35. Lebensjahr seit dem 1. Oktober 2021 das Recht auf ein einmaliges Hepatitis-Screening in Anspruch nehmen können, wird von den Ausrichtern des Deutschen Lebertages begrüßt und als ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung für mehr Lebergesundheitsbewusstsein gewertet.
„Eines der Ziele, die der Deutsche Lebertag verfolgt, ist die Verbesserung der Früherkennung von Lebererkrankungen. In den meisten Fällen können Leberschädigungen oder Lebererkrankungen bereits in einem frühen Stadium nachgewiesen und erfolgreich behandelt werden – vorausgesetzt, Arzt und Patient sind für das lebenswichtige Organ und seinen Gesundheitsstatus sensibilisiert. Mit der Erweiterung der Gesundheitsuntersuchung für Versicherte ab dem vollendeten 35. Lebensjahr um ein einmaliges Screening auf Hepatitis B und C ist die Hepatologie endlich im gesundheitlichen Vorsorgebewusstsein angekommen“, betont Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, und nennt jetzt anstehende Ziele: „Zum einen müssen Ärzte und im Gesundheitssystem Tätige nun verstärkt die Durchführung dieser Untersuchungen bewerben. Zum anderen brauchen wir Konzepte, die konsequente Untersuchungen von Risikobevölkerungsgruppen beinhalten, die nicht den Gesundheitscheck wahrnehmen. Damit die erfolgreichen Therapien eingesetzt werden können, ist eine Identifizierung der Betroffenen notwendig. Solange die Infizierten nichts von ihrer Erkrankung wissen, können sie nicht behandelt werden und andere anstecken. Daher ist die Identifizierung von Erkrankten eine wichtige Voraussetzung für das Erreichen der weltweiten Ziel-Vorgabe der Weltgesundheitsorganisation: Die Elimination der Hepatitis B und C bis 2030.“
Theoretisch sind die Voraussetzungen für eine Zielerreichung gut: Gegen Hepatitis B gibt es eine wirksame Schutzimpfung, die Hepatitis C ist heute mit einer kurzen, nahezu nebenwirkungsfreien Therapie fast immer heilbar. Voraussetzung dafür ist, dass die bestehenden Chancen zu Diagnose, Therapie und Prävention im möglichen Umfang genutzt werden. Die Ausrichter des Deutschen Lebertages bedauern, dass sich das Plenum des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) nicht darauf verständigen konnte, das Virushepatitis-Screening bereits ab einem Alter von 18 Jahren einzuführen. Für die Zukunft ist es wünschenswert, dass in diesem Punkt zeitnah eine Anpassung erfolgt.
Angesichts der vielen unerkannten Lebererkrankungen bleibt darüber hinaus die Forderung des Deutschen Lebertages bestehen, dass die Leberwerte im Blut (GPT, GOT und GGT) regelmäßig überprüft werden. Das gilt beispielsweise angesichts der stetig steigenden Zahlen von nicht-alkoholischen Fettlebererkrankungen (NAFLD), zumindest bei bestimmten Risikogruppen wie Diabetikern sowie stark übergewichtigen Erwachsenen und Kindern.
Mehr Infos zum 22. Deutschen Lebertag unter: www.lebertag.org
Alle Institutionen, die im Rahmen des 22. Deutschen Lebertages mit einer lokalen Veranstaltung aufklären und informieren möchten, werden von den Ausrichtern bei der Pressearbeit und mit Veranstaltungsmaterialien unterstützt. Informationen, Anmeldungen und Downloads unter: www.lebertag.org
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