Allerdings machte er auch klar, dass wir nicht nur das Problem der Klimaerwärmung haben, sondern dass die Umweltwissenschaft insgesamt neun globale Umweltprobleme identifiziert hat, die es zu bewältigen gilt. Janz zählte beispielhaft neben der Klimaerwärmung die Themen Biodiversität, Versauerung der Meere oder auch die Süßwassernutzung auf.
"Sobald wir die planetaren Belastungsgrenzen auch nur eines dieser neun Umweltprobleme dauerhaft überschreiten, kann dies erhebliche Auswirkungen auf die Menschheit haben", erläuterte Janz. Deshalb appellierte er eindringlich: "Wir müssen mehr dafür tun, um die globalen Umweltprobleme, welche die Grenzen überschreiten, zurück in den grünen Bereich zu lenken."
Die deutsche Abfallwirtschaft hat dabei nach seiner Aussage in puncto CO2-Reduzierung kein großes Potenzial mehr, weil sie in der Vergangenheit, beispielsweise durch das Deponierungsverbot unvorbehandelter Abfälle, das 2005 in Kraft getreten ist, ihre Treibhausgasemissionen schon stark absenken konnte.
Allerdings ermöglicht die Recycling- und Entsorgungsbranche über die Bereitstellung von Sekundärrohstoffen eine CO2-arme Herstellung von Produkten.
Beispielsweise habe das Recycling von Kunststoffen (Polyolefine, PET, Polystyrol) ein THG-Reduktionspotenzial im Vergleich zur Neuwareproduktion von bis zu 70-80 Prozent. "Das ist doch wirklich beachtlich", stellte der Abteilungsleiter im Umweltbundesamt fest und fügte hinzu: "Wenn wir es z. B. schaffen, zusätzlich 500.000 Jahrestonnen Kunststoffrecyclate in die Produktion zu bringen, dann hätten wir je nach Berechnungsmethode ein zusätzliches Reduktionspotenzial von 500.000 bis zu einer Million Jahrestonnen CO2-Äquivalente", betonte Dr.-Ing. Alexander Janz.
Aktuelle Zahlen für eine Gesamtschau werden derzeit im Umweltbundesamt zwar noch erarbeitet. Nach ersten Schätzungen könne jedoch durch die Verwertung von Abfällen in Deutschland 20 bis 30 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Der Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft spricht sogar von 100 Millionen Tonnen CO2-Einsparung. Alexander Janz: "Auf jeden Fall kann man sagen, dass das Recycling erheblich zur CO2-Einsparung beiträgt. Das kann sich für die deutsche Kreislaufwirtschaft wirklich sehen lassen!"
Janz sieht jedoch noch weiteres Einsparpotenzial. Dafür müsse die Abfall- und Kreislaufwirtschaft jedoch zu einer verstärkten zirkulären Ökonomie ausgebaut werden. Dazu bedarf es einer Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette, die eine bessere und effizientere Kreislaufführung von Stoffen und Materialien ermöglicht. Die dafür erforderlichen Maßnahmen müssten an allen Punkten der Wertschöpfungskette ansetzen. Vom kreislauffähigen und recyclingfreundlichen Design, über nachhaltigere Produktion, hin zu einem nachhaltigen Konsumverhalten und einem weiter gestärkten Recycling.
Dies würde die Substitution primärer Rohstoffe fördern, dadurch würden u. a. der Flächenverbrauch und der Energieverbrauch bei der Primärrohstoffgewinnung verringert. Diese verstärkte zirkuläre Ökonomie würde zum Erhalt der Biodiversität und zu einer erheblichen Reduktion von CO2-Emissionen beitragen. Das Potenzial erkenne man, wenn man sich vor Augen halte, dass allein die Gewinnung und Erstverarbeitung von primären Rohstoffen etwa die Hälfte der fossilen CO2-Emissionen ausmacht. Sie mache Deutschland aber auch unabhängiger von Importen von Primärrohstoffen und gehe mit Blick auf die Vermeidung von Schadstoffen in Produkten einen Schritt weiter als die bisherige Kreislaufwirtschaft, die Schadstoffe aus den Kreisläufen z. B. durch Müllverbrennung eliminiert bzw. separiert. Zirkuläres Wirtschaften bedeute, Schadstoffe konsequent aus den Kreisläufen heraus zu halten.
Dr. Janz zeigte sich abschließend davon überzeugt, dass weitere politische Maßnahmen nötig seien, um ganzheitlich "an die Wertschöpfungskette heranzugehen". Er bewertete beispielsweise den Vorschlag des Sachverständigenrates für Umweltfragen, die bisherige Fünf-Stufen-Hierarchie des Kreislaufwirtschaftsgesetzes um zwei Stufen zu erweitern, als einen sehr interessanten Ansatz. Dieser Vorschlag sieht die Erweiterung um Aspekte der kreislauffähigen Gestaltung von Produkten und der Reduktion der insgesamt in einer zirkulären Kreislaufwirtschaft eingesetzten Stoffmenge vor.
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