Doch wie sieht es in der heutigen Nach-Corona-Wirtschaft mit den nationalen Klimaschutzzielen aus (Nationally Determined Contributions oder NDCs)? Laut dem 2020 Emission Gap Report des UN-Umweltprogramms sind wir weit vom Ziel entfernt und steuern direkt auf eine globale Erwärmung von mehr als 3 Grad Celsius zu. Leider haben die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung von Corona, einschließlich der Lockdowns und der daraus resultierenden Beeinträchtigung des weltweiten Seeverkehrs, nur zu einer vorübergehenden Verringerung der Treibhausgasemissionen um schätzungsweise 7 % im Jahr 2020 geführt. Aufgrund ihrer Vorläufigkeit werden sie keine dauerhaften Auswirkungen auf die weltweiten Emissionen haben. (Forster, P. M. et al. Current and future global climate impacts resulting from COVID-19. Nat. Clim. Change 10, 913-919 (2020).
Wohin fließen die Fördermittel nach Corona?
Der Schlüssel zu einem langfristigen Einfluss auf die globale Erwärmung liegt darin die Maßnahmen nach Corona in Richtung grüne Infrastrukturen zu lenken und gleichzeitig die Unterstützung für fossile Brennstoffe zu verringern. Doch welcher Anteil der weltweiten Post-Corona-Konjunkturmaßnahmen fließt tatsächlich in konkrete Projekte zur Förderung der Wirtschaftstätigkeit, die die Umwelt und die Qualität der natürlichen Ressourcen langfristig verbessern? Die G20-Staaten haben 14,9 Milliarden US-Dollar für Konjunkturpakete nach dem Ende von Corona ausgegeben. Obwohl die genauen Zahlen voneinander abweichen, sind sich die Marktbeobachter einig, dass der Anteil der grünen Konjunkturmaßnahmen nicht ausreicht, um die Kohlenstoffemissionen nachhaltig zu senken. In den letzten 18 Monaten haben die Regierungen der G20-Staaten lediglich „363 Milliarden US-Dollar in Sektoren oder Projekte allokiert, die darauf abzielen, die Wirtschaft anzukurbeln und die Emissionen zu senken oder die Klimaanpassung zu unterstützen, während 1,2 Milliarden US-Dollar für kohlenstoffintensive Sektoren wie die Luftfahrt und das Baugewerbe ohne grüne Konzepte bereitgestellt wurden" (BNEF). Die einzigen beiden Länder, die vergleichbare Mittel für grüne und kohlenstoffintensive Sektoren bereitstellen, sind Frankreich und Japan. Wohingegen zum Beispiel China mit 247 GW an neuen Kohlekraftwerkskapazitäten, die entweder im Bau sind oder angekündigt und genehmigt wurden, 2,1 Milliarden US-Dollar für grüne Konjunkturprogramme bereitgestellt hat, im Vergleich zu 215 Milliarden US-Dollar für kohlenstoffintensive Sektoren (BNEF).
Der Wettlauf um den Ausstieg aus der Förderung fossiler Brennstoffe hat begonnen. Die COP26, auf der die NDCs erörtert werden sollen, rückt immer näher. Im Rahmen des ETF (Enhanced Transparency Framework) werden die Staaten ab 2024 zur Rechenschaft gezogen und eine erste Bewertung der Zielfortschritte wird vorgenommen.
Treuhänderische Verantwortung der Vermögensverwalter
Als Vermögensverwalter haben wir die treuhänderische Verantwortung, Kapital in nachhaltige Anlagelösungen umzuleiten, unsere Anlagestrategien entsprechend anzupassen und mit den Unternehmen in Fragen wie dem Risiko des Klimawandels, der Unternehmensführung, den Zielen für die Verringerung der Kohlenstoffemissionen usw. zusammenzuarbeiten. Es liegt in unserer Verantwortung als Asset Manager, einen positiven Wandel zu bewirken. Auch die Regulierungsbehörden und Zentralbanken drängen in diese Richtung: Die bevorstehende EU-Taxonomie ist nur ein Beispiel dafür, wie das Klimabewusstsein die Fondsmanagementbranche prägt.
Vor dem Hintergrund der EU-Taxonomie, die umweltfreundliche Geschäftsbereiche definiert, um eine einheitliche Definition für Endinvestoren zu schaffen und Kapital in nachhaltige Investmentlösungen umzulenken, ist die Bilanz der Nach-Corona Ausgaben dramatisch und steht in krassem Gegensatz zu dem gemeinsamen Ziel, die globale Erwärmung zu stoppen. Während der Öl- und Gassektor und andere kohlenstoffintensive Sektoren dank der Post-Corona-Maßnahmen einen starken Aufschwung erlebt haben, müssen wir als nachhaltige Vermögensverwalter kohlenstoffintensive Sektoren untergewichten.
Ich frage mich daher: „Wann wird die Politik der fiskalischen Konjunkturanreize mit dem drängenden Ziel, die globale Erwärmung zu begrenzen, einhergehen und sind die Anlagenbesitzer bereit die potenzielle Unterperformance ihres Portfolios zu akzeptieren, die sich aus der Diskrepanz zwischen der Fiskalpolitik und dem, was für den Beginn der Energiewende erforderlich ist, ergibt?”
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