Zu einer verkehrspolitischen Exkursion zur Biberbahn zwischen Stockach, Meßkirch und Mengen hatte kürzlich der ökologische Verkehrsclub VCD eingeladen. Die Biberbahn ist nicht nur eine von 42 Bahnstrecken, die im Land Baden-Württemberg bezüglich ihrer Reaktivierung im planmäßigen SPNV untersucht wurden; im Vorgriff auf eine spätere Reaktivierung haben darüber hinaus die Anliegerkommunen die Strecke übernommen und für den Güterverkehr und einen Ausflugs-Personenverkehr mit großem Engagement hergerichtet. Und die Erfolge geben den lokalen Machern Recht.                                    

Von Mengen aus fuhren die Teilnehmer zunächst nach Stockach. VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb erklärte den Teilnehmern, dass die Strecke 1873 für den Fernverkehr von Ulm Richtung Schweiz  gebaut wurde, aber Schnellzüge nur in den ersten Jahren unterwegs waren. Damals waren die Züge zwischen Mengen und Radolfzell 13 Minuten schneller als heute der sonntägliche Ausflugsverkehr. Im Jahr 2003 organisierte der VCD Sonderzüge, um die drohende Stilllegung der Strecke zu verhindern. 

In Meßkirch wurden die Exkursionsteilnehmer im Schloss von Bürgermeister Arne Zwick begrüßt, der die Beweggründe der Stadt Meßkirch erläuterte, zusammen mit der Gemeinde Sauldorf 40 Kilometer Eisenbahnstrecke zu übernehmen: „Die erfolgreiche Low-Cost-Reaktivierung der Räuberbahn nach Pfullendorf gab für uns den Anstoß, zu prüfen, ob auch die durch Meßkirch führende Bahnlinie wieder in Betrieb genommen werden kann. Die Prüfung ergab, dass für die Stadtentwicklung und den Tourismus die Reaktivierung große Chancen bei überschaubaren Risiken bietet.“ 

Eisenbahnbetriebsleiter und Berater Frank von Meißner stellte zunächst die Entwicklung der Bahnlinie in den letzten Jahren dar und den Business-Plan zur Wiederinbetriebnahme nach einfachen Standards vor. So konnte im Sommer als erster Schritt der Ausflugspersonenverkehr aufgenommen werden. Frank von Meissner: „Sowohl für Personen- wie für Güterverkehr bietet die Strecke hohe Potentiale; so sind neben den wöchentlichen Stahlzügen nun auch Holzzüge von der neuen Ladestelle Krauchenwies aus unterwegs. Und für den SPNV ist aktuell eine Machbarkeitsstudie beauftragt — unser Ziel ist ein regelmäßiger Personenverkehr im Stundentakt“.  

Severin Rommeler vom Förderverein Ablachtalbahn erläuterte das Engagement der über 160 Vereinsmitglieder: „Unsere Mitglieder stellen die Zugbegleiter, helfen bei der Vegetationskontrolle und beim Marketing. Die Strecke wird als „Biberbahn“ touristisch vermarktet". Doch der Biber ist nicht nur Namensgeber, sondern auch ein Problem, wie die Bahnbetreiber unterstreichen: "Durch aufgestautes Wasser wird der Bahndamm instabil und sackt ab," so von Meißner. In der Zukunft komme es darauf an, dass es gelinge, zu einer Koexistenz von Eisenbahn und Biber zu gelangen. 

VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb bilanzierte: „Die positive Annahme des Ausflugsverkehrs durch die Bevölkerung mit täglich rund 400 Fahrgästen und 80 beförderten Fahrrädern bei nur 3 Zugpaaren ist ein gutes Zeichen auf dem Weg zum geplanten Stundentakt“. Das deutlich spür- und sichtbare Engagement von Lokalpolitik, Förderverein und Eisenbahnexperten sei bewundernswert und Grundlage dieses eindrucksvollen Erfolgs, so Lieb abschließend. 

Der VCD unterstützt Streckenreaktivierung von Eisenbahnstrecken u.a. durch Informationsveranstaltungen und Exkursionen. 

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