Wenn Eltern psychisch erkranken, geraten die Kinder unter Druck – und langfristig in Gefahr, selbst Patienten zu werden. In Duisburg haben Fachleute aus Sozialarbeit, Pädagogik, Psychiatrie und Psychotherapie seit 2003 ein dichtes Netz geknüpft, das solche Kinder auffängt. Sein wichtigstes Instrument ist die Kunsttherapie. Heute wurde dieses Projekt im Mercatorzimmer des Rathauses am Burgplatz als das „Duisburger Beispiel“ 2021 geehrt.

„Oft engagieren wir uns indirekt“, sagt der Novitas BKK-Vorstandsvorsitzende Frank Brüggemann, „indem wir Menschen beim Helfen helfen. Und immer wieder sind wir von dem, was diese Helfer tun, so beeindruckt, dass wir öffentlich über sie reden wollen. Und dann stellen wir sie als das Duisburger Beispiel vor.“ Diese Auszeichnung ist mit der Zusage einer weiteren Förderung verbunden.

„Unsere Arbeit hat drei Faktoren“, berichtet Marcel Hellmich, Leiter der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) und ihres Fördervereins, „das Netzwerk der Fachleute, die Sprechstunden für erkrankte Eltern und die Angebote, mit denen die Resilienz der betroffenen Kinder gestärkt werden kann.“

Schirmherr Oberbürgermeister Sören Link freut sich über „ein kleines Jubiläum – wir ehren das Duisburger Beispiel heute schon zum fünften Mal“ – und über den Nutzen, den solche Ehrungen bringen: „Gerade kleinere Initiativen, Vereine und Gruppen erkennen die Bedarfe in einer Stadt und füllen diese mit großem Engagement aus. Häufig bleiben sie dabei eher im Verborgenen. Dabei sind es gerade sie, die so wie heute in die Öffentlichkeit geholt werden sollten, um anderen als Beispiel dienen zu können. Sei es als Beispiel dafür, wo man sich Hilfe holen kann oder als Beispiel dafür, selbst die Initiative zu ergreifen und selbst zu helfen.“

Wie die Arbeit mit den betroffenen Kindern ablaufen kann, machte Kunsttherapeutin Aline Eppert am Beispiel eines Teenagers deutlich, der in der Schule nicht weiterwusste. „Es stellte sich heraus, dass er in einem Loyalitätskonflikt zwischen seinem verstorbenen suchtkranken Vater und seiner Mutter war, die durch ihn immer wieder an den Vater erinnert wurde und ihn deshalb ausgrenzte. Er malte Bilder von Betrunkenen und leeren Flaschen und schließlich ein Bild mit einem Grabstein, auf dem stand: ‚Loyalty Rest In Peace‘. Später malte er Bilder, auf denen er seine Ausgrenzung durch die Mutter sichtbar machte. Mit Worten hätte er all das niemals sagen können. Nach anderthalb Jahren hatte er sich entschieden, seinen eigenen Berufsweg unabhängig vom Vater zu gehen und die Schule fortzusetzen. Und von der Kunsttherapie wechselte er in eine Gesprächstherapie, um seine Probleme bewusst anzugehen.“

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