“Wir haben im Agenturbezirk viele ausbildungsbereite Betriebe mit mehr Ausbildungsplätzen als Bewerberinnen und Bewerber. Das ist eine gute Ausgangslage für junge Talente”, bilanziert Dr. Alexandros Tassinopoulos, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Potsdam. “Sorge bereitet uns jedoch die auch im zweiten Corona-Jahr gefallene Ausbildungsinteresse der jungen Generation. Betriebliche Ausbildung ist das beste Instrument gegen Fachkräftemangel. Weniger Auszubildende heute, bedeuten weniger Fachkräfte in Zukunft,” ergänzt der Agenturleiter. “Es ist noch nicht zu spät, eine Ausbildung zu beginnen, auch wenn das aktuelle Ausbildungsjahr bereits begonnen hat. Arbeitgeber sollten Jugendliche in den Blick nehmen, die erst auf den zweiten Blick die erste Wahl sind,” appelliert Tassinopoulos. “Wichtig ist zu betonen, dass der Wunsch-Arbeitgeber auch in der Nachbarregion liegen kann. Wer sich flexibel und mobil zeigt, der hat gute Chancen auf eine passende Stelle mit Zukunft.”
Andreas Körner-Steffens, Abteilungsleiter Berufsbildung Handwerkskammer Potsdam
„Auch das zweite Ausbildungsjahr unter Corona forderte unsere Ausbildungsbetriebe enorm. Dennoch zeigten sich die Unternehmen weiter ausbildungsbereit, wissend, dass sie angesichts des Fachkräftemangels im Handwerk ein wichtiges Instrument in der Hand halten, Nachwuchs aus den eigenen Reihen heranzubilden. Und so zählen wir auch fünf Prozent mehr neue Ausbildungsbetriebe. Problematisch hingegen gestaltete sich erneut die Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler – auch, weil ein Kontakt zu Schulen kaum möglich war. Angesichts der schwierigen Bedingungen freuen wir uns natürlich, dass wir bei den Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 mit über vier Prozent zulegen konnten. Allerdings blieben über 800 freie Lehr- und 200 Praktikastellen für das laufende Ausbildungsjahr unbesetzt. Ein Ausbildungsbeginn ist auch jetzt noch möglich und bietet das Fundament für die Gestaltung der eigenen beruflichen Karriere. So steht der Meisterabschluss einem Bachelor in nichts nach.“
Wolfgang Spieß, Geschäftsführer Bildung der Industrie- und Handelskammer Potsdam
„Das Ausbildungsjahr 2021 zeigt eine leichte Erholung: Fast ein Zehntel mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr hat die IHK Potsdam eingetragen. Die größten Zuwächse haben wir dabei bei Auszubildenden in der Metallbranche, im Handel sowie beim Büromanagement. Doch noch immer gibt es zu wenig Nachwuchs. Pro Jahr gibt es nur um die 20.000 Schulabgänger – das reicht nicht für alle. Die einen haben den Wunsch zu studieren, andere wandern nach Berlin ab, um dort ihr Glück zu finden. Dabei halten wir unsere duale Berufsausbildung – um die uns viele Länder weltweit beneiden – für den perfekten Einstieg ins Berufsleben. Praktische Arbeit gepaart mit Theorie – das ist perfekt. Und es gibt Azubis, die erhalten eine monatliche Ausbildungsvergütung von bis zu 1000 Euro. Dafür müssen Studierende lange kellnern gehen oder Post austragen. Allein in unserem IHK-Bezirk gibt es für dieses Jahr noch immer 100 Ausbildungsangebote. Wer also jetzt noch anfangen will, kann dies immer noch tun.“
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