In den 1960er-Jahren kamen Tausende Menschen aus der Türkei nach Deutschland, um hier zu arbeiten. Auch in Bremen wurden die seinerzeit sogenannten „Gastarbeiter“, Männer und auch Frauen, dringend gebraucht, um das Wirtschaftswunder weiter am Laufen zu halten, auf den Werften, bei Klöckner und in der Schokoladenfabrik Hachez.

Am 30. Oktober 2021 jährt sich die Unterzeichnung des Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland zum 60. Mal. Das Focke-Museum – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte nimmt dies zum Anlass, sich mit den Biografien dieser Menschen zu beschäftigen und ihre Lebensleistung zu würdigen: in der Ausstellung „Lebenswege – Hayat Yolları“ und dem gleichnamigen Buch.

Dafür konnten die Kuratoren der Ausstellung, Dr. Bora Akşen und Orhan Çalışır, auf Zeitzeugeninterviews zurückgreifen, die die Filmemacher Orhan Çalışır und Dirk Meißner bereits für das Focke-Museum geführt hatten. Einige sind auf der Homepage des Museums zu sehen.

Die Ausstellung

Zwölf Vitrinen – zwölf Leben: Ausweise und Arbeitsverträge, Fotografien vom Arbeitsplatz und aus dem Wohnheim, Aufnahmen von der Familie und den Reisen in die Türkei erzählen die Lebensgeschichten der Männer und Frauen. Oftmals kamen sie ohne ihre Angehörigen in ein fremdes Land, dessen Sprache sie nicht verstanden. Heimweh und die Trennung von den Eltern, manchmal auch von den Ehepartnern und Kindern nahmen sie in Kauf, um ihrem Nachwuchs einmal ein besseres Leben zu ermöglichen. Dafür arbeiteten manche von ihnen auch unter ihrem Ausbildungsniveau, weil sie in Deutschland mit einfacheren Tätigkeiten mehr Geld verdienen konnten als mit ihren Berufen in der Türkei.

Ausstellung und Buch räumen mit einigen Vorurteilen auf: Es kamen eben nicht nur ungelernte Kräfte zu uns. Und es waren nicht nur Männer. Türkische Frauen arbeiteten in Bremen bei Hachez, aber auch als Schweißerinnen auf der Vulkan-Werft. Obwohl die deutsche Wirtschaft auf die Hilfe der ausländischen Kräfte angewiesen war, behandelten nicht alle Arbeitgeber sie gut. Manchen wurden die Pässe abgenommen, die Verhältnisse in den Wohnheimen waren teils unwürdig und das Arbeitseinkommen oftmals gering.

Viele wollten ursprünglich nach einigen Jahren zurück in die Heimat gehen, doch sie blieben dort, wo ihre Kinder aufwuchsen und heimisch wurden. Der  Türkei fühlt sich die erste Generation noch immer eng verbunden, aber ist sie noch Heimat? Und ist Deutschland ihnen zur Heimat geworden?  Schwierige Fragen. Die Antworten auf die Frage, wo die Heimat ist, gehören zu den anrührendsten Passagen des Buches.  

60 Jahre nach der Unterzeichnung des Anwerbeabkommens ist es den Menschen türkischer Herkunftsgeschichte trotz widriger Umstände gelungen, Teil dieses Landes zu werden. Was die Ebene der alltäglichen zwischenmenschlichen Begegnungen sowie die Verflechtung von Lebenswegen betrifft, hat Deutschland heute zu keinem anderen Land so enge Verbindungen wie zur Türkei. „Dieses Wissen und die Anerkennung der Lebensleistung der türkeistämmigen Bürger und Bürger im kollektiven Gedächtnis zu verankern, ist das Ziel unserer Ausstellung“, sagt Dr. Bora Akşen, Kurator und Herausgeber des Buches. Die Geschichte der Arbeitsmigration in Bremen wird auch Teil der neuen Sammlungsausstellung werden, die das Focke-Museum 2026 eröffnen wird.  

Das Stadtlabor

Mit der Eröffnung der Sonderausstellung „Lebenswege“ präsentiert das Focke-Museum auch sein neues Stadtlabor. Hier werden künftig Vereine, Communitys und andere Interessensgruppen, die über keine eigenen Räume verfügen,  Ausstellungen zeigen, die in Zusammenarbeit mit dem Museumsteam erarbeitet werden. Die Themen müssen einen Bremen-Bezug haben und über das Potenzial für gesellschaftliche Auseinandersetzungen verfügen. „Mit dem Stadtlabor öffnet sich das Focke-Museum noch weiter für eine diverse Stadtgesellschaft. Themen, die sonst im öffentlichen Diskurs eher unterrepräsentiert sind, finden hier einen Ort“, sagt die Direktorin des Focke-Museums, Prof. Dr. Anna Greve.  

Die Ausstellung  „Lebenswege – Hayat Yolları“ ist vom 30. Oktober 2021 bis zum 1. Februar 2022 im Stadtlabor des Focke-Museums zu sehen.
Das reich bebilderte Buch ist im Schünemann Verlag erschienen. Es hat 136 Seiten und kostet 17.90 Euro und im Buchhandel und im Shop des Focke-Museums zu erwerben.  

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