„Die Kaufpreise von Arztpraxen hängen ähnlich wie bei Immobilien eng mit der Lage zusammen“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank. „Dabei sind es nicht unbedingt monetäre Aspekte, die die Attraktivität der Niederlassung auf dem Land schmälern. Die Praxisüberschüsse sind dort in der Regel sehr gut und übersteigen manchmal sogar die der Großstadtpraxen. Es ist vielmehr die ländliche Infrastruktur, die Ärztinnen und Ärzte von einer Praxisgründung dort abhält.“
Im Durchschnitt sind die Gesamtinvestitionen für eine hausärztliche Einzelpraxisübernahme, also inklusive Kosten für Modernisierungsmaßnahmen und Ausstattung, 2019/2020 auf 169.300 Euro gestiegen (2017/2018: 146.400 Euro) und haben einen neuen Höchststand erreicht. Dabei haben sich sowohl die Übernahmepreise (103.800 Euro) als auch die weiteren Investitionen (65.500 Euro) erhöht.
Neugründungen auf dem Land überproportional
Auf dem Land gibt es verhältnismäßig mehr Neugründungen – da dort zum Teil Unterversorgung herrscht. Ein Zehntel der Ärzt*innen, das sich 2019/2020 für die Niederlassung in einer ländlichen Region entschieden hat, hat die Praxis dort neu aufgebaut. Im Vergleich dazu haben sich in der Großstadt nur vier Prozent dafür entschlossen. Dabei ist die Neugründung einer Einzelpraxis für Hausärzt*innen mit im Schnitt knapp 205.000 Euro mit den höchsten Investitionen verbunden.
Einzelpraxis bleibt Standard
Ein Blick auf die letzten fünf Jahre zeigt, dass die Einzelpraxis nicht an Attraktivität verliert: 61 Prozent der Existenzgründenden wählten diese Niederlassungsart im Analysezeitraum 2019/2020. Diese Praxisform ist vor allem bei Fachärzt*innen beliebt – 63 Prozent entscheiden sich für Einzelpraxen – während Hausärzt*innen etwas stärker zur Kooperation tendieren (45 Prozent). Allerdings haben auch Inhaber*innen von Einzelpraxen die Option, bis zu drei Ärzt*innen in Vollzeit einstellen zu können und so auch in kooperativen Strukturen zu arbeiten.
Niederlassung für Hausärzt*innen in Kooperationen am günstigsten
Die häufigste Art, sich in einer Kooperation niederzulassen, ist der Eintritt in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG). In diesem Fall tritt ein bisheriger Praxisinhaber aus und verkauft seinen Praxisanteil an einen neuen Partner. Diese Art der Existenzgründung kostete hausärztliche Existenzgründer*innen 2019/2020 im Schnitt etwa 143.000 Euro, inklusive Ausgaben für Umbauten und Modernisierung. Ähnlich hohe Investitionen entstanden bei der kompletten Übernahme einer BAG durch mehrere Hausärzt*innen. Sie lagen bei etwa 144.000 Euro.
„Diese Werte beziehen sich auf die von der apoBank finanzierten Existenzgründungen. Einige Praxisgründungen – meistens bei kooperativen Praxisstrukturen – erfolgen allerdings auch ohne Fremdkapitalaufnahme. Beispielsweise durch die Möglichkeit, die Kapitalbeteiligung an einer Praxis sukzessive auszubauen“, ergänzt Zehnich.
Facharztrichtungen im Vergleich: Orthopädische Praxis am teuersten
Vergleicht man die Investitionshöhe von Praxisgründungen verschiedener Facharztrichtungen, weichen die Durchschnittswerte stark voneinander ab. Am Beispiel der Einzelpraxisübernahme zeigt sich eine große Diskrepanz: Während Hausärzte dafür in dem Analysezeitraum 2019/2020 durchschnittlich knapp 170.000 Euro investierten, waren es bei Frauenärzten über 300.000 Euro und bei Orthopäden sogar über 400.000 Euro. Die Niederlassung in einer psychotherapeutischen Praxis bedurfte dagegen im Schnitt lediglich gut 50.000 Euro an Investitionen.
„Die große Bandbreite an Investitionen in ärztliche Praxisgründungen hat viele Ursachen. Es ist einerseits die unterschiedliche medizinisch-technische Ausstattung, die je nach Facharztrichtung erforderlich ist. Andererseits sind es die Lage, die Patientenstruktur sowie das Entwicklungspotenzial des Standortes, die den ideellen Wert der Arztpraxis maßgeblich beeinflussen. Es ist aber auch eine Frage der persönlichen Präferenz des Arztes oder der Ärztin, die häufig bereits eine Vorstellung von der eigenen Praxis haben, und letztendlich ihrer Bereitschaft, entsprechend in die eigene Praxis zu investieren“, so Zehnich.
Methodik
Die Ergebnisse basieren auf einer Stichprobe von 3.100 durch die apoBank begleiteten ärztlichen Existenzgründungen – darunter 835 hausärztliche und 2.265 fachärztliche. Die Daten wurden anonymisiert und gemeinsam von der apoBank und dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewertet.
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) ist die größte genossenschaftliche Primärbank und die Nummer eins unter den Finanzdienstleistern im Gesundheitswesen. Kunden sind die Angehörigen der Heilberufe, ihre Standesorganisationen und Berufsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und Unternehmen im Gesundheitsmarkt. Die apoBank arbeitet nach dem Prinzip "Von Heilberuflern für Heilberufler", d. h. sie ist auf die Betreuung der Akteure des Gesundheitsmarktes spezialisiert und wird zugleich von diesen als Eigentümern getragen. Damit verfügt die apoBank über ein deutschlandweit einzigartiges Geschäftsmodell. www.apobank.de
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