Für Andreas Karanas, Geschäftsführer der Hamburger Carrypicker GmbH, ist es eine „gigantische Zahl“: Sechs Prozent aller CO2-Emissionen in Europa, so rechnet er es im Interview mit Telematik-Markt.de-Chefredakteur Peter Klischewsky vor, verursacht allein der Lkw-Fernverkehr. Die Frage ist: Wie kann man das reduzieren?

Zum Video: „Durch Algorithmen kann man CO2 einsparen“ – Künstliche Intelligenz für Transport und Logistik

Karanas‘ Unternehmen, frischgebackenes Mitglied der TOPLIST der Telematik, hat sich dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Logistik verschrieben. Die Spedition im Lkw-Fernverkehr ist spezialisiert auf KI-basierte Planung, um Transporte zu vereinfachen und die Auslastung zu steigern. Die Spezialität seien Teilladungen, für die es „unheimlich viele Rahmenbedingungen“ gebe, um die Ware korrekt und sicher ans Ziel zu bringen. Das System versuche, den Menschen, in diesem Fall den Disponenten, abzubilden – und zwar mit Hilfe von Algorithmen. Gibt man eine Sendung auf, so schildert es Karanas, dann berücksichtigt das System mehr als 120 Faktoren, damit das richtige Fahrzeug, der richtige Preis und die richtige Kombination der einzelnen Sendung mit anderen Sendungen gefunden wird. Während die Digitalisierung nur die Automatisierung bestimmter Vorgänge beinhalte – unterstützt durch digitale Prozesse -, gehe KI weiter: Dies sei der Bereich, wo den Menschen in Teilen Arbeit abgenommen werde.

Schwierige Voraussetzungen

Doch die Bedingungen sind – noch – nicht ideal. Man benötige für den Einsatz der KI Daten in Echtzeit, erläutert Karanas. Dazu müsse man auch mit Systemen kommunizieren, die diese Daten bereitstellen. „Und daran hapert es in der Tat, nicht immer, aber häufig.“ Karanas zufolge stehen die Unternehmen in dieser Hinsicht erst am Anfang. Dabei sei das Problem gar nicht mal, dass man sich in Deutschland nicht unbedingt in einem Vorreiterland in Sachen Digitalisierung befinde. Bremsend wirkt laut dem Carrypicker-Geschäftsführer eher, dass man mit Firmen kommuniziere, die mit dem Thema Daten noch nicht umzugehen gelernt haben.

Diese Themen seien am besten bei kleineren, schlankeren Unternehmen, bei Startups aufgehoben, findet Karanas. Und die müssten gefördert werden. Auch Carrypicker hat eine solche Förderung erhalten. Dazu müsse auch ein „Maß an Risikofreudigkeit“ vorhanden sein. „Sie müssen Fehler machen können“, und Investoren müssten bereits sein, dies zu tragen.

Steigendes Intereresse für KI-basierte Lösungen

Viele Unternehmen sind schon an Carrypicker herangetreten, um zu erfahren, ob auch sie die KI nutzen können. Der Trend, so hat es Karanas beobachtet, geht zum „Insourcen“ der Planung der Logistik, gerade bei Großunternehmen. Den Bereich Operations und Steuerung überlasse man dagegen den Speditionen. „Sie wollen sich nicht eine Spedition ins Haus holen. Sie wollen sich aber eine Technologie ins Haus holen.“

Doch es geht bei Carrypicker nicht nur um eine bessere Auslastung und Kostenoptimierung. Es geht, wenn man so will, auch ums große Ganze, den Klimawandel, den CO2-Ausstoß und wie man ihn verringern kann. Die sechs Prozent Emissionen etwa, die auf den Lkw-Fernverkehr entfallen, wie kann man die nun mit KI reduzieren? „Indem man weniger Lkw auf die Straße bringt“, sagt Karanas – ganz klar. Das Hauptproblem dabei ist eben die Auslastungsoptimierung. Der Mensch komme bei der Menge an Einflussfaktoren irgendwann an seine Grenzen. Und auch eine verkehrsträgerübergreifende Optimierung sei notwendig. Um dies leisten zu können, brauche man KI.

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