„Wir freuen uns riesig 2023 endlich wieder die Hallen mit Leben zu füllen und mit euch allen die Musik, das Leben und das Miteinander neu zu erzählen! Kommt vorbei, wir freuen uns auf euch!“ Revolverheld

Mit „Neu erzählen“ veröffentlichen Revolverheld ihr sechstes Album. Und natürlich läge nichts näher, als an dieser Stelle ausführlich zu erklären, was der Titel meint: Was genau soll „neu erzählt“ werden? Etwa die Band? Geschenkt. Denn das haben Revolverheld in fast zwei Jahrzehnten Karriere immer wieder – eigentlich durchgehend – getan.

Was wird dann neu erzählt? Das Jetzt? Die Gegenwart? Unsere Gesellschaft? Gut möglich. Schließlich wird das, was wir alle Leben nennen – so die derzeitige Vermutung – eher nicht mehr lange so weitergehen können. Die erste Single, der Titelsong des Albums, lässt beiden Lesarten durchaus zu.

Aber vielleicht ist auch alles ganz anders? So, wie im Festivalsommer 2019, in dem die Band mit den Arbeiten an „Neu erzählen“ beginnt. Abends standen Revolverheld noch mit ihren unzähligen Radiohits auf den ganz großen Bühnen. Davor und danach entstehen in Backstage und Bussen erste Songskizzen und Textfragmente für das, was zwei Jahre später „Neu erzählen“ werden wird: Unfertige Anfänge, angedachte Ideen – und als es gerade daran gehen soll, die losen Enden zu Songs und einem Album zu verdichten, grätscht die Pandemie dazwischen.

„Neu erzählen“ ist kein Pandemie-Album. Und doch haben die letzten Monate die Songs geprägt. Man hört ihnen an, dass sie das Ergebnis einer Zeit sind, in der alles anders war und sich wohl für immer verändert hat. In der wir alle mal einen oder vielleicht auch zwei Schritte zurückgetreten sind. In der wir raus aus dem Hamsterrad sind und die Bucket List mit den schönsten Reisezielen für eine Weile in der Schreibtischschublade verschwinden musste. In der die Seiten im Terminkalender leer geblieben sind und man vielleicht erstmal so gar nicht genau wusste, wohin mit sich – und mit seinen Gedanken und Gefühlen.

All das hört man den Stücken auf „Neu erzählen“ an. Jedem auf seine ganz eigene Art und Weise. So ist „Keine Zeit“ die liedgewordene Ausrede für ungefähr alles, während „Abreißen“ zum enthusiastischen Plädoyer dafür wird, das vieles möglich ist – wenn man es sich denn nur erlaubt. Mit „Nicht so wie die“ schreitet man erhobenen Hauptes in die entgegengesetzte Richtung der Masse. Und „Na ihr wisst schon“ besingt eine lange, bunte Nacht mit dem US-Act The Night Game, der gleich mal für ein Feature dazustößt. Und dann ist da noch „Das Größte“, eine rührende Liebeserklärung von Johannes Strate an seinen Sohn und eine Ballade, wie sie sonst wohl keine Band hierzulande schreiben und singen kann.

Den Stücken auf „Neu erzählen“ wohnt eine neue Tiefe inne. Manchmal ganz eindeutig, dann wieder subtil und zwischen den Zeilen. Aber sie schwingt immer mit. Und macht Stücke möglich, die beides sind: reflektiert und mit Substanz, aber dann auch wieder leicht und optimistisch. Und letztlich ist das genau das Spannungsfeld, in dem sich die Mitglieder von Revolverheld seit jeher bewegt haben – und es bis heute tun. „Neu erzählen“ ist der beste Beweis.

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