1979 erbaut, hat die heutige Richard-Wagner-Grundschule im Berliner Ortsteil Karlshorst über die Jahrzehnte verschiedene Schulformen beherbergt und Teilsanierungen miterlebt. Nun stand eine Generalüberholung an, im Zuge der auch die Sporthalle entkernt und barrierefrei neugestaltet wurde. Das Konzept für die Instandsetzung des Bestandbaus aus DDR-Zeiten stammt aus der Feder der Maedebach & Redeleit Gesellschaft von Architekten mbH. Ihr Hauptanliegen war dabei, einen Beitrag zum Erhalt des baulichen Erbes zu leisten und gleichzeitig ein Material auszuwählen, das eine optische Verbindung zum Schulgebäude schafft.
VT-Falte im Fokus
Bei der Sporthalle handelt es sich um einen für die ehemalige DDR typischen Stahlbetonskelettbau in Systembauweise, dessen Dachdecke aus vorgespannten trapezförmigen Faltwerkträgern besteht. „Daraus ergibt sich am Dachrand ein charakteristisches Profil, das in den ostdeutschen Bundesländern an vielen Sportstätten, aber auch an Kaufhallen oder Werkstattgebäuden vorzufinden war und das Ortsbild prägten. Vielfach wurde dieser Bautyp jedoch überformt und die VT-Falte dabei den Blicken entzogen“, so leitender Architekt Mario Maedebach. Deswegen sollte die Dachkonstruktion – sowohl außen als auch innen – sichtbar bleiben. „Dank des farbigen Dachrandes wird der charakteristische Linienzug betont und erlebbar gemacht. Das Motiv sorgt für einen Wiedererkennungswert und ist identitätsstiftend“, ergänzt Mario Maedebach.
Zurücknehmen und zusammenbringen
Die Sporthalle erhielt eine neue Fassade aus Klinker. Handstrich-Steine der hellen Hagemeister-Sortierung „Weimar HS“ wurden an ihr im römischen Verband, also mit dicken Lagerfugen und trockenen Stoßfugen, vermauert. „Der Ziegel betont die Horizontalität des Hallenbaukörpers, der auf diese Weise eine gute Basis bildet für die bekrönende Dachlandschaft“, erklärt Mario Maedebach. „Die Stoßfugen sind nicht wirklich offen. Die Vermörtelung liegt in einer Mörteltasche und bleibt somit unsichtbar.“
Obgleich die Sporthalle mit dem besonderen Dach als Solitär in Erscheinung tritt, haben die Architekten mit der neuen Gebäudehülle aus Klinker ein verbindendes Element zur Umgebungsbebauung geschaffen. Die weiteren Schulgebäude und die Wohnhäuser in der Nachbarschaft haben Putzfassaden im Farbspektrum von Weiß über Gelb bis hin zu Orange. Der „Weimar“-Klinker von Hagemeister, so der leitende Architekt, „verfügt über eine Beige-Spektrum mit leichten Nuancen und manchmal etwas kräftigerem Farbsprenklern. Damit schafft der langlebige Handstrich-Stein auf natürliche Weise eine Brücke zu den Farbtönen in der Umgebung, ohne sie auszusprechen.“
Beständiges Material, aber geschmackvoll
Letztlich überzeugte Backstein als Baustoff auch aufgrund seiner Robustheit: „Beim Klinker folgt die Ästhetik der Funktion“, resümiert Mario Maedebach. „Das Material erfüllt einerseits seinen Zweck als grundlegendes Konstruktionsmittel und bildet gleichzeitig dabei eine lebendige Flächentextur. Es lässt sich gut transportieren, verarbeiten und überlebt dann Jahrzehnte ohne Pflegeaufwand. Durch die vielen Kombinationsmöglichkeiten aus Verbandarten, Fugenvarianten und Farbpalletten lässt es enorm viel Gestaltungsspielraum.“
Das Projekt stand auf der Shortlist des Fritz-Höger-Preises für Backsteinarchitektur 2020.
Projektdaten
Architektur: Maedebach & Redeleit Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
Auftraggeber: Bezirksamt Lichtenberg von Berlin
Klinker: Weimar HS (Handstrich)
Format: SF (230 x 115 x 52 mm)
Verklinkerte Fläche: ca. 600 m²
Seit über 100 Jahren produziert das Nottulner Klinkerwerk Hagemeister Fassadenklinker und Pflasterklinker. Das Sortiment umfasst mehr als 500 Farben, Formate und Strukturen zur Gestaltung mit Fassadenklinker sowie ein facettenreiches Sortiment an Pflasterklinker. Etwa 100 Millionen Klinkereinheiten pro Jahr liefert das Unternehmen mit 170 Mitarbeitern zu Bauwerken in allen Ländern der Erde. Weitere Informationen finden Sie unter www.hagemeister.
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