Während die Politik viel von der Verkehrswende redet, gehen der Bustouristik die Chauffeure aus. Weshalb die Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) von der neuen Bundesregierung den Abbau bürokratischer Barrieren, die den Zugang zum Beruf des Busfahrers blockieren, und eine stärkere finanzielle Förderung der Aus- und Weiterbildung fordert. „Ohne die ökologische Mobilität mit dem Bus können ehrgeizige Klimaziele nicht erreicht werden“, betont der gbk-Vorsitzende Hermann Meyering.

Auch in Deutschland könnten bald englische Verhältnisse herrschen, die von einem akuten Mangel an Berufskraftfahrern und der Abwanderung von Bus-Chauffeuren in die Speditionen geprägt sind. Laut einer Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Transport Intelligence mangelt es in Europa an rund 400.000 Berufskraftfahrern. Der Weltdachverband der Straßentransportwirtschaft IRU prognostiziert, dass bis 2027 in der Bundesrepublik 185.000 Fahrer fehlen werden.

Bereits vor Corona hatte die Bustouristik ein akutes Personalproblem, das aus der demographischen Entwicklung und dem altersbedingten Ausscheiden einer steigenden Zahl an Mitarbeitern aus dem Berufsleben resultiert. Diese Situation hat sich in der Pandemie, in der viele Chauffeure den Fahrerplatz im Reisebus gegen das Lenkrad im Lkw eingetauscht haben, dramatisch verschärft. „Der Neustart der Bustouristik scheitert daran, dass viele Reisen wegen Fahrermangel gar nicht durchgeführt werden können“, beobachtet Hermann Meyering.

Die gbk fordert den Abbau bürokratischer und finanzieller Barrieren, die jungen Menschen und Migranten den Zugang zum Beruf des Bus-Chauffeurs versperren. „Dass qualifizierte Fahrer erst ab einem Alter von 24 Jahren im  grenzüberschreitenden Reiseverkehr unterwegs sein dürfen, macht ein spannendes Aufgabengebiet für Schulabgänger unattraktiv“, kritisiert Meyering. Zudem fordert er, dass ausländischen Bewerbern der Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt mit staatlich geförderten Sprachkursen erleichtert wird.

Wer Busfahrer werden will, muss neben einer umfassenden Grundqualifikation auch die Teilnahme an permanenten Weiterbildungen nachweisen. Diese anspruchsvolle Qualifikation garantiert zwar einen hohen Sicherheitsstandard im Bus, macht die Ausbildung aber auch teuer. Die Kosten für den Busführerschein liegen in Deutschland zwischen 8.000 und 10.000 Euro. „Dieser hohe finanzielle Aufwand kann weder von den Berufseinsteigern noch von den Betrieben, die wegen der Corona-Krise massive Einkommensverluste verkraften müssen, gestemmt werden“, stellt Meyering fest. „Deshalb muss die Ausbildung aus öffentlichen Töpfen finanziert werden – ähnlich wie beim Bafög für Studenten.“

Reisebusse sind sparsam im Energieverbrauch und belasten die Atmosphäre nur mit geringen Mengen an Treibhausgas. Zudem ersetzt ein Reisebus im Schnitt 22 Pkw. „Doch Busse, die auf dem Betriebshof stehen bleiben, können keinen Beitrag zu einer ökologischen Verkehrswende leisten“, betont Hermann Meyering. „Wenn die Politik ihre ambitionierten Klimaziele ernst nimmt, darf sie die Busbranche nicht mit ihrem Personalproblem alleine lassen.“

Über den gbk – Gütegemeinschaft Buskomfort e.V.

Die Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) ist ein Verband mit Sitz in Böblingen, dem bundesweit rund 450 qualitätsbewusste Busreiseveranstalter angehören. Seit 45 Jahren klassifiziert die gbk hochwertige Reisebusse auf der Grundlage von Kriterien, deren Einhaltung regelmäßig von unabhängigen Prüfern überwacht wird, mit dem RAL Gütezeichen Buskomfort.

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