Eine neue Studie des Schweizerischen Baumeisterverbands bei rund 600 Polieren aus der ganzen Schweiz zeigt: Die grosse Mehrheit dieser Fachkräfte ist mit ihrem Lohn zufrieden. Hingegen wünschen sich die Poliere, dass sie ihren Berufsalltag flexibler gestalten können. 92 Prozent der Poliere sagen, dass der Zeitdruck zu hoch ist. Zweifelhafte Qualität der Arbeit auf Planerseite, zu enge Zeitvorgaben bei öffentlichen Vergaben und Defizite bei der Professionalität der Bauherrschaften sind hierfür verantwortlich.

Kaderleute wie Poliere sind zentrale Schlüsselpersonen auf einer Baustelle. Aktuell sind solche Fachkräfte sehr gesucht. Als Verbindungspersonen zwischen dem Baustellenpersonal und den Auftraggebern sowie Planern nehmen sie eine wichtige Position ein. Entsprechend sind die Bedürfnisse der Poliere und ihre Wahrnehmung des Arbeitsalltags für die Branche von grossem Interesse. Aus diesem Anlass hat sich der Schweizerische Baumeisterverband direkt an die Arbeitnehmenden gewandt, um ihre grössten Sorgen herauszufinden. Zwischen dem 22. September und dem 7. November 2021 haben 563 Poliere aus allen vier Landesteilen an der Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse bieten einige Überraschungen: Die Rückmeldungen der Poliere widerlegen die regelmässige Behauptung der Gewerkschaften, dass das angeblich zu tiefe Lohnniveau Auslöser für den Fachkräftemangel ist. Obwohl explizit nach der Lohnzufriedenheit gefragt worden ist, stehen andere Problemfelder im Vordergrund.

Planungsqualität, Zeitvorgaben und Defizite bei Professionalität

92 Prozent der Poliere sprechen von einem hohen Zeitdruck bei den Bauprojekten. Praktisch zu gleichen Teilen monieren sie unrealistische Zeitvorgaben bei öffentlichen Ausschreibungen, die unzureichende Qualität der Planerarbeiten und die fehlende Professionalität der Bauherrschaft. Mangelhafte Pläne müssten der Polier und das Baustellenpersonal spontan vor Ort ausgleichen. Eine bessere gemeinsame Planung von Planern und Ausführenden vor Baubeginn würde die Situation merklich entspannen.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den intensiven Preiswettbewerb, wenn Bund, Kantone oder Gemeinden Bauaufträge vergeben. Der Schweizerische Baumeisterverband hat 2020 im Rahmen der Revision des öffentlichen Beschaffungswesens den Paradigmenwechsel weg vom Preis- hin zum Qualitätswettbewerb tatkräftig unterstützt. Die Wirkung ist abhängig von einer konsequenten Anwendung und Umsetzung des Paradigmenwechsels durch die öffentlichen Vergabestellen auf allen föderalen Ebenen.

Firmen sollten individuelle Lohnerhöhungen prüfen

Was die Lohnfrage anbelangt: 68 Prozent der befragten Poliere sind mit ihrem Lohn zufrieden bis sehr zufrieden. 32 Prozent finden, dass ihr Lohn gemessen an ihrer eigenen Leistung eher nicht fair ist. Berufserfahrung und gute Leistung sorgen gerade bei Polieren rasch für individuelle Lohnerhöhungen.

Drei von fünf Polieren würden ihren Berufsalltag gerne zeitlich flexibler gestalten, indes sagen vier von fünf Polieren, dass dies bei ihrem Arbeitgeber derzeit kaum möglich ist. An diesem Punkt können Baufirmen ansetzen, um als Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter attraktiver zu werden. Abhilfe könnte ein Jahresarbeitszeitkonto schaffen. Die Studie hält aber auch fest: Die allermeisten Poliere arbeiten heute bewusst in Vollzeit, rund zwei Drittel von ihnen wollen am 100-Prozent-Pensum festhalten. Ein Drittel der Poliere strebt ein 80-Prozent-Pensum am, während der Wunsch nach einem Pensum unter 80 Prozent nur ganz vereinzelt angegeben worden ist.

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