In der dritten Pandemiewelle steigt die Auslastung der bundesweiten Intensivstationen – und damit der Bedarf an innerdeutschen Verlegungen von schweren COVID-19-Fällen. Ein neuer Kriterienkatalog unterstützt Intensivmediziner bei der Entscheidung, welche Patienten strategisch verlegt werden können.

Besonders beim Transport von Intensivverlegungen bedarf es einer sehr sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. „In der Empfehlung haben wir Verlegungskriterien und mögliche Ein- und Ausschlusskriterien dargestellt, die individuelle Arztentscheidungen in dieser schwierigen Situation unterstützen können“, erklärt Professor Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Delegierter der DIVI-Fachgruppe Anästhesiologie. „Gemeinsam mit Kollegen in der Fachgruppe Intensivmedizin, Infektiologie und Notfallmedizin (COVRIIN) am Robert-Koch-Institut haben wir diesen hilfreichen Katalog entwickelt und bundesweit mit den verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten in den „Kleeblattstrukturen“ der 16 Bundesländer abgestimmt“, so Gräsner. Diese Kleeblattstruktur habe sich bereits im letzten Jahr etabliert als Teil eines Konzepts, um bundesweit intensivmedizinische Kapazitäten zu schaffen.

Kriterienkatalog erleichtert Kommunikation zwischen suchenden und aufnehmenden Kliniken

Jedes der fünf Kleeblätter hat einen „Single Point of Contact“ (SPOC) als Koordinierungsstelle. Ist eine Kleeblatt-Region überlastet, fragt das dort ansässige SPOC andere SPOCs nach möglichen freien Kapazitäten in Kliniken an. Als Grundlage sowohl für suchende als auch für aufnehmende Einrichtungen kann der neue Kriterienkatalog nun wichtige Anhaltspunkte für strategische Verlegungen geben.
Ausdrücklich NICHT enthalten sind dort zum Beispiel individuelle Verlegungskriterien zur Therapieausweitung, etwa um eine ECMO-Therapie oder zur Therapiereduktion. „Um aufnehmende Regionen nicht zu überfordern, müssen strategische Verlegungen frühzeitig auf Basis von prognostizierten Überlastungssituationen geplant werden“, betont Jan-Thorsten Gräsner. Wer strategische Intensivverlegungen plant und durchführt, kann umfassende Beratung durch das gemeinsame Melde- und Lagezentrum des Bundes und die Fachgruppe COVRIIN am RKI auf Anforderung erhalten.

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