Der Weinbaupräsident der Saale-Unstrut Weinregion Hans Albrecht-Zieger atmet durch: „Nach den Wetterextremen in diesem Jahr sind wir insgesamt gesehen mit der Ernte zufrieden.“ Die Weine präsentieren sich mit einer starken Frucht, einem eleganten Körper, sind klar und knackig. Sie unterstreichen den ursprünglichen Gebietstyp, der durch die letzten heißen Jahre fast abhandengekommen war.

Leider kann nicht jeder Saale-Unstrut Winzer zufrieden sein mit dem diesjährigen Weinjahrgang. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse für den hiesigen Weinanbau in diesem Jahr setzten einigen Weingütern zu. Bei ganzen Weinbergen blieb das zarte grün im Frühjahr durch den tiefen Frost im Winter aus.

Ein gezielter Blick auf die Vegetationsentwicklung des Jahres 2021 zeigt folgendes.

Der Januar begann vielversprechend. Mit -9°C war am 17.1. eine Eisweinlese im Weingut Herzer möglich. Anfang Februar drohte die Weinregion im Schneechaos zu versinken. 40 cm zeigte die Messskala. Ähnliche Schneemassen wurden vor 10 Jahren zum letzten Mal erreicht. Darauf folgte extreme Kälte. In der Nacht vom 9. zum 10.2. fielen die Temperaturen in einigen Weinlagen weit unter -20°, Rekordtief in Auerstedt -28°C. Die nächtliche tiefe Kälte blieb leider mehrere Nächte. Auch vom 13. zum 14.2. fielen die Temperaturen in Burgscheidungen auf -25°C.

Wenige Tage später am 21.2. begann der Frühling mit Sonne und 18°C. Sehr wechselhaft zeigte sich der gesamte Frühling. März bis April standen für beispielhaftes Aprilwetter. Schnee, Frost, Regen und Sonne lösten sich regelmäßig ab. Das Bluten der Reben begann in diesem Jahr erst Ende März. Ab Mitte April regierte kühles unbeständiges Wetter mit Nachtfrösten. Zu diesem Zeitpunkt ist die Vegetation bereits rund eine Woche im Verzug. Es ist der kälteste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Der Mai startete mit 28° und viel Sonne. Ein spätes Wollestadium und Knospenaufbruch war in vielen Rebanlagen festzustellen. Der Austrieb begann sehr zögerlich.

Die knappe Wasserversorgung der letzten Monate wurde mit 25 Litern Niederschlag zur „kalten Sophie“ abgemildert. Kalter Wind und Sonne, aber kein Nachtfrost, mit Temperaturen von tagsüber bis zu 20° bestimmten die Eisheiligen. Der Austrieb Mitte Mai zeigte dann immer deutlicher die Schädigungen durch den harten Winterfrost.

Kalte Pfingsttage mit nachts 6°C und immer noch einer zu trockenen Vegetation beendeten den insgesamt zu kühlen Mai mit viel zu wenig Sonnenschein.

Der Sommer startete Anfang Juni schwül heiß. Regionale Unwetter mit Starkregen am 5. und 6.6. (Naumburg 20 Liter) ließen die Reben plötzlich rasant wachsen. Trotzdem waren zu diesem Zeitpunkt noch rund 14 Tage Vegetationsrückstand zu verzeichnen.

Die Frostschäden in den betroffenen Anlagen zeigten nun im Juni das wahre Ausmaß der Katastrophe. Von 30-40 Prozent Ernteeinbuße musste ausgegangen werden. Entlang des Unstrut-Tals sind die Schädigungen deutlich stärker als im Saaletal. Teilweise sind ganze Weinberge erfroren. An weniger stark betroffenen Standorten trieben geschädigte Rebstämme über der Veredlung wieder aus und können so wiederaufgebaut werden.

Mitte Juni begann in exponierten Lagen die Weinblüte. Ende Juni fielen ca. 20 Liter Regen.

Anfang Juli setzte sich der Niederschlag mit regional unterschiedlich hohen Regenmengen fort. Ein hoher Pero- und Oidiumdruck war die Folge der vorherrschenden Hochdruckwetterlage. Durch die reichlichen Niederschläge konnten in den meisten Direktzuganlagen nach dem Regen die Gassen nicht befahren werden.

Der Traubenschluss in den begünstigten Lagen erfolgte bei den Burgundersorten Mitte Juli. Der aufgebaute Vegetationsrückstand wurde teilweise aufgeholt, jedoch variierte die Entwicklung in den Weinbergen teils erheblich.

Mitte August zeigte das Thermometer endlich die notwendigen Temperaturen um 30°C. Am 22. und 23.8. fällt Extremregen. In Freyburg werden 80 Liter innerhalb von zwei Tagen gemessen. Ende August setzen sich die Niederschläge fort. Die Niederschlagssumme in einzelnen Gemarkungen im August betrug rund 200(!) Liter.

Der September startete mit ruhigem Herbstwetter. Warme Tage um die 22 °C, kalte Nächte um die 8°C. Der Lesestart erfolgte in der 36. KW mit den Sorten Solaris, Müller Thurgau und Silvaner.

Trotz vereinzelt noch niedriger Mostgewichte ist durch verstärktem Fäulnisbefall in einigen Lagen bei bestimmten Sorten eine frühe Ernte notwendig.

Die Lese konnte in der 42. KW größtenteils abgeschlossen werden.

Insgesamt sind knackige Säurewerte zu verzeichnen. Die Mostgewichte liegen überwiegend im Qualitätsweinbereich. Die späteren Sorten, wie beispielsweise Burgunder und Riesling, liegen im Prädikatsweinbereich. Auch Spitzengewächse ließ der Jahrgang zu. Diese reifen in den Kellern. Die Erntemenge wird für die Saale-Unstrut Weinregion auf niedrige 44 hl/ha geschätzt. Die Reihe der mengenmäßig geringen Erntejahre an Saale-Unstrut setzt sich nun im 4. Jahr in Folge fort. Die ersten Weine werden bereits abgefüllt. Insgesamt erwartet uns ein guter Qualitätsweinjahrgang. Frische fruchtige Tropfen mit moderatem Alkohol versprechen einen unkomplizierten Trinkgenuss.

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