Anlässlich der neuen Vorschläge, die die EU-Kommission heute zur EU-Kapitalmarktunion in Brüssel vorgelegt hat, plädiert der Deutsche Derivate Verband (DDV) dafür, das Modell „Payment for Order Flow“ für Anlegerinnen und Anleger und für Märkte sorgfältig zu untersuchen und keine Vorfestlegungen zu treffen. „Die Auswirkungen des Payment for Order Flow sollten geprüft werden – und zwar ergebnisoffen. Die Investmentkultur muss weiter gestärkt werden – hier sollte das Angebot nicht von vornherein regulatorisch eingeschränkt werden. Ein solcher Eingriff bedarf vielmehr einer Rechtfertigung auf solider Grundlage”, so Dr. Henning Bergmann, geschäftsführender Vorstand des DDV.

Beim sogenannten Payment for Order Flow (PFOF) werden – in der Regel weisungsgebundene – Kundenwertpapierorders von einem Broker zu einem oder mehreren vorselektierten Ausführungsplätzen gegeben. Dafür vereinnahmt der Broker gegebenenfalls eine Zahlung. Durch solche Zuwendungen sind Anbieter in der Lage, ihren Kunden Leistungen zu niedrigen direkten Entgelten anzubieten. Dabei kann PFOF in der Praxis unterschiedliche Formen annehmen.

Derzeit sind nationale Aufseher dabei, PFOF zu untersuchen. Gleichzeitig konsultiert die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA dazu. Vor diesem Hintergrund überrascht der Vorschlag der EU-Kommission zum jetzigen Zeitpunkt.

Die Stiftung Warentest kam in ihrer Zeitschrift Finanztest jüngst bei einer eigenen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Angebote nicht mit einer größeren Handels­spanne beim Kauf und Verkauf einhergehen. Finanztest entdeckte nach eigenen Angaben keine nennens­werten Aufschläge gegenüber dem Xetra-Handel der Deutschen Börse.

Aus Sicht des DDV sollten die Auswirkungen von PFOF sorgfältig analysiert werden, bevor politische Entscheidungen getroffen werden. Diese Analyse sollte insbesondere die Nutzung von Drittzahlungen durch den Broker, mögliche nachteilige Auswirkungen auf die Ausführungsqualität, die Marktliquidität und die Transparenz gegenüber den Kunden des Brokers berücksichtigen.

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