Gegen die Alltäglichkeit des Antiziganismus: Die Freiflächen-Ausstellung „Gleichberechtigte Bürger*innen“ des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma rückt ab heute die Geschichte der Berliner Sinti und Roma – von der Weimarer Republik bis heute – in den Fokus. Gezeigt werden u.a. Fotografien von Chad Evans Wyatt und Inhalte des mit dem Grimme Online Award ausgezeichneten „RomArchive“. Einen Schwerpunkt der Darstellung bildet der Holocaust an den Sinti und Roma, bei dem über 500.000 Angehörige der Minderheit im NS-besetzten Europa ermordet wurden. Für seine Anerkennung musste die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma jahrzehntelang kämpfen. Obwohl Sinti und Roma seit mehr als 600 Jahren in Deutschland leben, sind sie weiterhin mit antiziganistischen Stereotypen konfrontiert. Gegen die Alltäglichkeit des Antiziganismus setzt die Ausstellung den titelgebenden Anspruch einer selbstverständlichen Anerkennung von Sinti und Roma als „Gleichberechtigte Bürger*innen“.

Eine Rauminstallation mit kurzen Texten und Fotografien aus öffentlichen und privaten Archiven bringt dem Publikum die vielfältige Geschichte der Minderheit näher. Ergänzt wird die Installation durch einen Dokumentarfilm, der die Geschichte der Berliner Sinti und Roma vorstellt sowie Portraits selbstbewusster Sinti und Roma aus Berlin und anderen europäischen Städten, die im Rahmen des Projekts „RomaRising“ des Fotografen Chad Evans Wyatt entstanden sind. Komplettiert wird die Freifläche durch eine Medienstation, auf der die mit dem Grimme Online Award ausgezeichnete Webseite „RomArchive“ genutzt werden kann. Ein begleitendes Veranstaltungsprogramm wird Führungen, Diskussionen und Workshops umfassen. Nähere Informationen finden sich zeitnah auf der Freiflächen-Webseite unter „Aktuelle Projekte“.

Anerkennung von Sinti und Roma

Erst 1982 wurde der Holocaust an den Sinti und Roma durch die deutsche Bundesregierung offiziell anerkannt. Wie weit der Weg zur Anerkennung von Sinti und Roma als gleichberechtigte Bürger*innen noch ist, zeigt der 2021 vorgestellte Bericht der von der Bundesregierung eingesetzten Unabhängigen Kommission Antiziganismus. Auf mehr als 800 Seiten macht der Bericht deutlich, dass Antiziganismus in Deutschland weit verbreitet ist und dass ein Bewusstsein für das Bestehen von Diskriminierungen gegen Sinti und Roma weitgehend fehlt.

Freiflächen bei BERLIN GLOBAL

Die Freiflächen sind drei Bereiche der Berlin Ausstellung BERLIN GLOBAL, die von Initiativen, Organisationen und freien Gruppen bespielt werden. Ziel dabei ist, unbekannte, aktivistische und unterrepräsentierte Perspektiven und Themen sichtbar zu machen. „Gleichberechtigte Bürger*innen“ ist dabei das zweite Freiflächen-Projekt. Die erste Freifläche gestaltete die Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe Berlin. Sie trägt den Titel „Un certain regard“ und ist im Raum Verflechtung zu finden.

„Gleichberechtigte Bürger*innen“

Kuratoren: André Raatzsch und Jan Kreutz, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

Ausstellungsdauer: 27. November 2021 bis 21. November2022

Ausstellungsort: BERLIN GLOBAL – Berlin Ausstellung im Humboldt Forum,

Schlossplatz 1, 10178 Berlin

Kooperationspartner: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

Bremeneckgasse 2, 69117 Heidelberg

„Gleichberechtigte Bürger*innen“ ist ein Projekt des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Kooperation mit dem Stadtmuseum Berlin.

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