Design Thinking ist ein großartiger Ansatz, bzw. Denkweise (manche würden es auch „Lebensstil“ nennen) nutzerzentriert Lösungen zu finden. Das Vorgehen ist noch relativ neu und kam zwar unabhängig davon, aber mit der großen Verbreitung des Internets erst in den letzten Jahren auf. Gutes Timing ist alles. Und so ist es gut, dass so eine geradezu pragmatische Methode zu einer Zeit bereit stand, die tiefgreifende Veränderungen mit sich bringt und den breiten Einsatz von Kreativität braucht. Design Thinking verbreitet sich vor allem in den Bereichen, in denen bisher das Thema „Kreativität“ eher mit “technologischer Entwicklung“ verbunden war und trägt vielfach dazu bei, dass diese Technologien erst für Nutzer verständlich und einfach anwendbar werden. Design Thinking hat es geschafft, das Thema Kreativität zu formalisieren und ihr einen Rahmen zu geben, der die Akzeptanz erhöht und den Zugang auch für eher rational denkende Menschen erleichtert. So kann Kreativität methodisch kanalisiert werden und es können spannende Ergebnisse entstehen, auch ohne die Beteiligung von sogenannten Genies oder der klassischen „Kreativen“, fast schon im Sinne von Joseph Beuys („jeder Mensch ist ein Künstler“ – Video). Die Kursteilnehmer an der Stanford d.school, an der die Methode ursprünglich (weiter)entwickelt wurde, werden nach eigener Aussage zu „Innovatoren“ ausgebildet, obwohl deren Hintergrund sehr unterschiedlich ist.

Mit dem Internet und seinen erweiterten Möglichkeiten der ortsunabhängigen Zusammenarbeit kam aber auch gleich ein Problem für Design Thinking auf: viele Teams sind nicht mehr am selben Standort, arbeiten aber trotzdem jeden Tag intensiv miteinander. Zwar kommt man meist immer wieder zusammen, doch in vielen Fällen sind die persönlichen Treffen die Ausnahme und werden ersetzt durch E-Mails, WhatsApp Nachrichten, Gespräche via Telefon, Skype oder Hangout. Und durch e-mailfreie Abstimmungen über Projekttools. Ein Ansatz, der idealerweise darauf aufbaut, dass alle Teilnehmenden regelmäßig im selben Raum miteinander arbeiten, hat es hier schwer. Das „Aus” für Design Thinking? Natürlich nicht. Denn richtig geplant, können persönliche Treffen auch für verstreute Teams sehr kreativ und produktiv sein. Und es gibt eine Reihe von Tools, die helfen, Design Thinking auch remote anzuwenden.

Beispiele sind die Cloud-Tools Mural*MiroConceptboard (Software aus Stuttgart in Baden-Württemberg), Lucidspark und Milanote*, welche den Einsatz von Post-it auf großen “virtuellen” Boards sehr leicht machen (btw Services mit einem * stellen mir kostenlose Versionen zur Verfügung, was keinen Einfluss auf meine Verlinkung hat). Verteilte Teams können zur selben Zeit am gleichen Board ortsunabhängig arbeiten und sich abstimmen. Sind die Tools ein Ersatz für face-to-face Sessions? Nein natürlich nicht. Alle Tools sind zwar eher für digitale Prototypen und Produktentwicklung ausgelegt. Aber für die Situationen, in denen sich die Frage garnicht stellen kann, persönlich zusammen zu kommen, bieten sie eine interessante Alternative.

  • Tipps zur Nutzung von Remote Design Thinking Tools
  • Bedarf und Rahmenbedingungen vor Toolauswahl genau klären
  • Auswahl muss von allen Beteiligten mitgetragen werden
  • Cloud Tools brauchen keine IT-Abteilung zur Einführung sondern Training
  • die Nutzung muss in einen abgestimmten Prozess eingebettet sein
  • Anwendung der Abläufe und Tools zur Gewohnheit machen
  • Leiter/innen müssen mit gutem Beispiel vorangehen (wie immer)
  • vor allem am Anfang dranbleiben
  • viel kommunizieren, mit den passenden Tools

Zuletzt aktualisiert 8.12.21

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