Am 9. November einigten sich die pakistanischen Behörden und die pakistanische Taliban-Gruppe Tehrik-i-Taliban Pakistan (TTP) auf einen einmonatigen Waffenstillstand und die Aufnahme von Gesprächen mit dem Ziel, ein Friedensabkommen zu schließen. Die Verhandlungen vermittelten die afghanischen Taliban. Der Waffenstillstand kann verlängert werden, um eine endgültige Einigung zu erzielen.

Der auf Exporte in Nicht-OECD-Länder spezialisierte Kreditversicherer Credendo betrachtet die Entwicklung als vorsichtig ermutigend, aber auch kontrovers und herausfordernd. Die Entscheidung ist eine Folge der Rückkehr der Taliban an die Macht im benachbarten Afghanistan, die das Terrorismusrisiko in Pakistan erhöht hat. Die Regierung in Islamabad zeigte sich zunächst zufrieden über den schnellen US-Truppenabzug in Afghanistan, dies war aber auch eine gute Nachricht für die TTP. Diese ist schon lange eine Bedrohung für die innere Sicherheit Pakistans und wird von den USA als Terrororganisation eingestuft. Pakistan erlebte seit dem Fall Kabuls im August 2021 einen Anstieg der Gewalt durch die TTP, während seit dem Frühjahr bereits Angriffe auf Chinesen zugenommen hatten. Hintergrund ist die Lage der Uiguren in Xinjiang. Da China der wichtigste Wirtschafts- und Finanzpartner ist, ist Islamabad von der Notwendigkeit überzeugt, die Instabilitätsrisiken zu reduzieren und das Wideraufleben der TTP-Bedrohung einzudämmen. Die Taliban waren vor einigen Jahren in Stammesgebieten, aber auch in den größten Städten des Landes eine ernsthafte destabilisierende Kraft. Daher ist nach Ansicht von Credendo jede Initiative zur Erreichung des Friedens in den Stammesgebieten Pakistans willkommen. Eine dauerhafte Einigung sieht der Kreditversicherer aber als fraglich an, da Verhandlungen in der Vergangenheit immer gescheitert waren.

Die Taliban haben fast nichts zu verlieren, sie fühlen sich durch die eneute Machtübernahme in Afghanistan gestärkt. Credendo erwartet, dass sie in ihren Forderungen unbeweglich bleiben, beginnend mit der Verabschiedung der Scharia und dem Abzug der Armee aus den Stammesgebieten der Provinz Khyber Pakhtunkhwa (KP). Vor den Verhandlungen wurden als vertrauensbildende Maßnahme mehrere TTP-Häftlinge freigelassen.

Die Situation der Regierung bewertet Credendo als viel schwieriger. Erstens scheint die Armee eine starke Rolle bei den Gesprächen zu spielen, was zu Spanungen über die Rolle der Zivilregierung führt. Mit einem Staatsfeind zu verhandeln, ist politisch riskant und führt zu Kritik der Opposition, die eine parlamentarische Debatte darüber fordert. Angesichts der Undurchsichtigkeit der Gespräche und der starken Rolle des Militärs ist dies aber unwahrscheinlich. Zweitens wird jedes positive Ergebnis angesichts der kompromisslosen TTP schwer zu erreichen sein, zumal die Regierung klar gemacht hat, dass jedes Abkommen im Einklang mit der pakistanischen Verfassung stehen muss. Daher sieht Credendo ein hohes Risiko, dass die Verhandlungen scheitern, wenn kritische Themen angesprochen werden. Im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, das insbesondere durch eine hohe Inflation (9 % im Oktober) gekennzeichnet ist, sieht sich Premierminister Khan dennoch unter Druck gesetzt, ein Friedensabkommen zu finden und seine politische Stellung zu verbessern, während er aber auf lauten Widerstand stößt. Daher scheint die Umsetzung des Scharia-Rechts in den Stammesgebieten der wahrscheinlichste Kompromiss zu sein, wenn es übehaupt einen geben kann. Dies würde aber die Gefahr bergen, dass Islamisten eine Umsetzung im ganzen Land fordern. Allerdings sieht Credendo auch die Position der Taliban in Afghanistan als schwierig an zwischen wirtschaftlichem Zusammenbruch und einer zunehmenden Bedrohung durch den IS. Dies könnte sich auch auf die Gespräche in Pakistan auswirken.

Vor diesem Hintergrund belässt Credendo das politische Gewaltrisiko und das mittel- bis langfristige politische Risiko in der schwachen Kategorie 6/7. Die Deckung von Forderungen aus Exporten nach Pakistan ist aber weiterhin möglich. 

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