„Unsere Mitgliederbefragung hat gezeigt, dass die im Koalitionsvertrag beschlossenen Eckpunkte und Ziele zu den Bereichen Wirtschaft und Klimaschutz, Umweltschutz, Digitalisierung, Bürokratieabbau und Zukunftssicherheit von der Einkaufs-Community differenziert bewertet werden. Daraus lassen sich unterschiedliche Arbeitsaufträge an den Einkauf, aber auch an die Politik ableiten“, betonte Gundula Ullah, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Eschborn anlässlich der Präsentation der Umfrageergebnisse.
Wirtschaft und Klimaschutz
Die Transformation des Automobilsektors hin zu einer klimafreundlichen Industrie ist eines der zentralen Ziele der neuen Bundesregierung. „Für BME-Mitglieder, die in dieser Branche tätig sind, hat das Thema ebenfalls eine sehr hohe Relevanz. Sie werden ihre Einkaufsaktivitäten in den nächsten Jahren jedoch kontinuierlich den sich ändernden Marktbedingungen anpassen müssen“, so Frau Ullah. Skeptisch sehen die Umfrage-Teilnehmenden aktuell noch die Bedeutung der geplanten Förderungen von Mittelstand, Handwerk und Freien Berufen sowie Sozialunternehmen und Start-ups hinsichtlich Innovationen. Ullah: „Die Mehrheit der BME-Mitglieder misst diesen Initiativen aktuell eine unterdurchschnittliche Bedeutung zu. Die Politik ist hier gefordert, die Leitplanken zu setzen, damit KMU und Start-ups mit ihren innovativen Konzepten über den Einkauf einfacher Zugang in die Unternehmen finden. Nur so kann die gewünschte digitale Aufbruchsstimmung erzeugt werden“, hob die BME-Vorstandsvorsitzende hervor.
Einigkeit mit der Bundesregierung in der Bewertung des Koalitionsvertrages herrscht unter den Umfrageteilnehmenden zu den Themen Recycling und EU-Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Ullah dazu: „Das LkSG und die Anforderungen aus der Circular Economy sind in der Wirtschaft angekommen. 75 Prozent der Teilnehmenden sehen dies als bedeutend für die nächste Dekade an.“
Umweltschutz und Mobilitätswende
Der BME fragte seine Mitglieder auch zum Thema Kreislaufwirtschaft. Ähnlich wie in der Koalition wird dieses Thema von den Umfrage-Teilnehmenden mit Blick auf ihre eigene Einkaufs- und Warengruppenstrategie für die kommenden Jahre als überwiegend hoch eingeschätzt. Kaum jemand sieht dessen Bedeutung als „sehr niedrig“ an. Ein nahezu deckungsgleiches Bild ergibt sich bei dem Vorhaben, die 2020er-Jahre zu einem Aufbruch in der Mobilitätspolitik nutzen: „Hier sehen unsere BME-Mitglieder eine hohe Bedeutung für die Entwicklung der eigenen Mobilitäts- und Logistikstrategie. 25 Prozent der Teilnehmenden antworteten auf diese Frage mit ‚sehr hoch‘ oder ‚hoch‘“, fügte Frau Ullah hinzu.
Grundsätzlich messen die BME-Mitgliedsunternehmen der Umsetzung des Klimaschutzes in ihren jeweiligen Warengruppenstrategien eine große Bedeutung bei. „Das Thema ‚Mobilitätswende‘ und die daraus resultierenden Maßnahmen – zum Beispiel erweiterte Job-Ticket- und Carsharing-Angebote für die Belegschaft, Videokonferenzen sowie die Stärkung der Elektromobilität und des Verkehrsträgers Schiene – sind aber schon vor der Bundestagswahl in den Unternehmen angekommen“, so die BME-Vorstandsvorsitzende weiter.
Digitale Innovationen und digitale Infrastruktur
Die Bedeutung digitaler Schlüsseltechnologien wie KI oder Robotik, die auch den Einkauf stark umtreiben und herausfordern, schätzen die BME-Mitglieder mehrheitlich als eher groß, aber nur etwa jeder Zehnte als sehr groß ein. „Es herrscht offensichtlich noch Unsicherheit, welche Technologie zukünftig durchgängig im Einkauf Eingang findet. Hier sind Unternehmen und Politik gleichermaßen gefordert, für ein Umfeld zu sorgen, wo Innovationen entstehen, reifen und sich schlussendlich auch behaupten können“, betont Frau Ullah.
Unentschieden sind die Umfrage-Teilnehmenden in der Beantwortung der Frage, ob sich das Vorhaben der neuen Regierung, Rechenzentren in Deutschland „grüner“ zu machen, auch auf die Umsetzung der eigenen Warengruppenstrategien auswirkt. Der Median liegt hier genau in der Mitte auf der Skala zwischen „sehr niedrig“ und „sehr hoch“. Es scheint hier nach Frau Ullahs Einschätzung noch an Lösungsansätzen und -aktionen auch im Hinblick auf die Service Provider zu fehlen.
Auf die Ankündigung der neuen Regierung, die Durchsetzung des Datenschutzes zu verbessern, gaben die Teilnehmenden an, sie erwarteten tendenziell eine Zunahme der Bürokratie im Einkauf. „Hier empfehlen wir einerseits den Unternehmen, ihre Hausaufgaben zu machen und einen Compliance-gerechten Prozess zur Datenverarbeitung vorzuhalten und auch zu leben. Andererseits begrüßen wir ausdrücklich die geplante verstärkte Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, denn damit werden Unterschiede in den Datenschutzvorgaben abgebaut und ein einheitlicher Rechtsrahmen geschaffen“, so die BME-Vorstandsvorsitzende.
BME-Service für die Redaktionen: Die ausführlichen Umfrage-Ergebnisse stehen hier zum Download bereit.
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