Das Grimme-Institut hat erfolgreich Drittmittel im Bereich Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme (LIS) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingeworben. Das
Erschließungsprojekt ist im Förderprogramm „Erschließung und Digitalisierung“ angesiedelt und hat eine Laufzeit von 28 Monaten. Es umfasst die Bearbeitung der Bestände des Grimme-Preises von 1964 bis 2016 sowie des Nachlasses des Erwachsenenbildners und langjährigen Direktors der insel – Bildungswerk der Stadt Marl Prof. Dr. Bert Donnepp. Die DFG fördert im Bereich LIS Projekte an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland mit dem Ziel, leistungsfähige Informationssysteme für die Forschung unter überregionalen Gesichtspunkten aufzubauen.

„Für den Grimme-Qualitätsdiskurs ist die Erschließung und Sicherung der Geschichte des Grimme-Preises ein zentraler Baustein. Seine über 50jährige Geschichte gibt Auskunft über einen wichtigen Teil bundesdeutscher Diskurse über Medienqualität,“ so Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach. Zudem leistet die wissenschaftliche und systematische Aufbereitung des Grimme-Preis-Archivs einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation der Fernsehgeschichte. Dank des erfolgreichen DFG-Antrages lasse sich „die Erschließung deutlich schneller realisieren“, so Gerlach. Zugleich bedankt sich Gerlach herzlich bei dem LWL-Archivamt für Westfalen, dass einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Erschließung des Grimme-Preis-Archives leistet.

„Die große Bedeutung des Grimme-Instituts für die deutsche Medienkultur und Mediengeschichte stand für uns außer Frage. Das LWL-Archivamt ist daher sehr gerne die Kooperation mit dem Institut eingegangen, um das Grimme-Preis-Archiv zu erschließen und für die Forschung dauerhaft zugänglich zu machen“, ergänzt Dr. Marcus Stumpf, der Leiter des LWL-Archivamtes.

Die eigenen Vorarbeiten zum Erschließungsprojekt wurden durch das Grimme-Forschungskolleg gefördert und begannen im Dezember 2016 mit der Sichtung, Reinigung, Ordnung und Bewertung der Grimme-Preis-Bestände. Von Anfang an hat das Grimme-Institut archivfachliche Beratung in Anspruch genommen und mit dem LWL-Archivamt für Westfalen einen verlässlichen Partner gefunden. Es steht dem Grimme-Institut in allen Projektphasen von der Feststellung der Archivwürdigkeit der Akten bis zur Erschließung, Verpackung und Digitalisierung beratend zur Seite.

Die Erschließung der Bestände erfolgt in enger Abstimmung mit den Interessen und Bedürfnissen der wissenschaftlichen Community, die in zwei Förderrunden des Grimme-Forschungskollegs „Medien und Gesellschaft im digitalen Zeitalter“ an der Universität zu Köln von 2016 bis 2018 im Rahmen des Projekts „Fernsehen und Qualität“ ermittelt wurden. Ein Forschungsteam erarbeitet seit Oktober 2017 aus medien-, kommunikations-, kultur-, sozial- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive die möglichen Forschungsfelder sowie das Design für zwei konkrete Forschungsanträge bei der DFG, die auf das Erschließungsprojekt Bezug nehmen.

Die Bestände des Grimme-Preises umfassen notarielle Urkunden, Akten, Jury-Protokolle, Plakate, Karikaturen, Drehbücher, Informationsmaterialien der Sendeanstalten, Presseausschnitte, Zeitschriften und Informationsdienste, Foto-, Film- und Tonbestände sowie maschinenlesbare Datenträger. Mit Unterstützung des LWL-Medienzentrums für Westfalen wurde ein Workflow zur Bewertung und Reduzierung der Fotobestände entwickelt und Probedigitalisierungen durchgeführt. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts konnten das Grimme-Institut und die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen 2018 die in der Kinemathek gesammelten Grimme-Preis-gekrönten Fernsehproduktionen vervollständigen und eine Lücke von rund 200 Produktionen schließen. Die Produktionen können vor Ort in der Kinemathek an zehn Einzelarbeitsplätzen gesichtet werden.

Um dem Erschließungsprojekt eine solide Grundlage zu geben, haben das Grimme-Institut und das LWL-Archivamt für Westfalen im Dezember 2019 einen Deposital-Vertrag geschlossen mit dem Zweck, die Überlieferung des Grimme-Preis-Archivs nachhaltig zu sichern und eine archivfachlichen Standards genügende Nutzung durch die Forschung und die interessierte Öffentlichkeit zu ermöglichen.

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