Berlin mit all seiner Geschichte und Bewegungen ist eine attraktive, junge und hippe Stadt. Berlin ist der Wirtschafts-, Kultur- und vor allem Wissenschaftsstandort. Auch die Fragen des Klimawandels werden intensiv diskutiert. Viele Menschen führen hier ein selbstbestimmtes Leben. Gleichzeitig ist diese Stadt auch ein sozialer Brennpunkt. Vielen Menschen ist es nicht möglich, ein selbstständiges Leben zu führen. Für diese Menschen sehen sich die Wohlfahrtsverbände in der Verantwortung. Wir setzen uns für all jene ein, die in schwierigen Lebenslagen oder von Armut und Ausgrenzung betroffen sind.

Nicht nur die Pandemie mit ihren Lasten ist dafür verantwortlich, dass sich die soziale Lage verändert. Die Notwendigkeit einer Wende innerhalb der sozialen Infrastruktur trifft auf eine Gesellschaft mit wachsenden Ungleichheiten und damit auf Menschen mit unterschiedlichen Bedingungen und ungleichen Chancen. Damit sich eine gerechtere soziale Lage entwickeln kann, muss jeder und jede mit anpacken und einen möglichen Beitrag leisten. Es handelt sich also nicht um eine rein politische, sondern eine gesamtgesellschaftliche Wende, die nötig ist, um ein sozialeres Berlin zu schaffen.

Dialog zwischen Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft

Einen großen Beitrag zur sozialen Infrastruktur leistet die Zivilgesellschaft. Unsere Mitgliedsorganisationen sind ein elementarer Bestandteil zur Absicherung der sozialen Infrastruktur Berlins, zum Beispiel in Kitas, Schulen, Pflegeheimen und Stadtteilzentren. Wichtig ist hierfür, dass ein Dialog zwischen Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft stattfindet, um an der Zukunftsfähigkeit Berlins zu arbeiten. Dabei erwarten wir von der Politik einen Umgang auf Augenhöhe – Leistungen der sozialen Arbeit müssen wahrgenommen, anerkannt und ausreichend refinanziert werden.

Wer den Kiez mit seinen sozialen Angeboten wertschätzt, muss auch an bezahlbare Wohnungen für Fachkräfte in der sozialen Arbeit denken, genauso wie an leistbare Gewerbemieten für Verwaltungs-, Beratungs- und Angebotsräume.

Das sollte die Sozialpolitik in Berlin nach der Regierungsbildung mitdenken. Dies ist vor allem abhängig von politischen Ausrichtungen, Engagement und finanziellen Ressourcen, die bereitgestellt werden. Es ist ebenso wichtig, welche Rolle die Bürgerinnen und Bürger annehmen und wie sie sich engagieren, um Berlin zu einem sozialeren Ort zu machen, wie etwa in der Corona-Krise, als Selbsthilfegruppen, Nachbarschaftszentren, Einkaufshilfen oder Ehrenamtliche vielerorts Unterstützung leisteten.

Neustart des Zusammenarbeitens

Es sind verschiedene soziale Trends beobachtbar, die entweder seit einiger Zeit bemerkbar sind oder solche, die durch die Pandemie ganz neu an Bedeutung gewonnen haben. So kann man sich sicher sein, dass uns eine soziale Klimawende innerhalb der Gesellschaft und der Politik bevorsteht: Wir sind davon überzeugt, dass sie nur gemeinsam gelingen kann – wenn Politik, Verwaltung, Verbände und soziale Träger Hand in Hand arbeiten und gemeinsam soziale Ziele anstreben.

Eine neue Regierungsbildung bietet also die Möglichkeit für einen Neustart des Zusammenarbeitens sämtlicher Akteure. Dies bedeutet auch, dass neues Wissen entsteht. Effiziente neue Lösungsideen, weniger Bürokratie und bewährte Modelle können Seite an Seite einen strukturellen Wandel ermöglichen. Zum Beispiel hat die Corona-Krise die Notwendigkeit digitaler Formate unterstrichen. Sie sind in der sozialen Arbeit nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglichen unter anderem schnellere Absprachen und eine stärker digital vernetzte Zusammenarbeit. Eine gute Kommunikation stellt ein wichtiges Gut dar, um an gemeinsamen Zielen zu arbeiten.

Die Regierung muss sich der Bedarfe der wachsenden Stadt annehmen und hierbei Schritt halten. Nur so können unterschiedliche Lebensentwürfe parallel gelebt und Räume geboten werden, in denen Bürgerinnen und Bürger die Unterstützung erhalten, die ihnen zusteht.

Hiervon hängen Lebens- und Teilhabechancen vieler Menschen in der Berliner Gesellschaft ab.

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