Herausforderung Klimawandel
Im Schlossgarten Schwetzingen ‒ wie in allen historischen Gärten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ‒ stehen die Gartendenkmalpflegerinnen und -pfleger sowie Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten aktuell vor großen Herausforderungen. Der Klimawandel verändert die Lebensbedingungen der Ökosys-teme im Garten. Es zeigt sich, dass mit den bisherigen konventionellen Techniken von Düngung und Schädlingsbekämpfung das Bild des Schlossgartens nicht wie bisher erhalten werden kann. Bereits seit einigen Jahren führen die Staatlichen Schlösser und Gärten viele Maßnahmen durch, die die Bodenqualität langfristig verbessern, die Biodiversität sichern und zugleich die nachhaltige Pflege des Schlossgartens gewährleisten sollen.
WEGWEISENDE PROJEKTE
„Wir sind auf einem guten Weg“, blickt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten zurück auf die Maßnahmen zum Schutz und Erhalt des Schlossgartens Schwetzingen in den vergangenen eineinhalb Jahren. „Es gibt aber noch viel zu tun.“ Die Lösungen zum Erhalt eines Gartendenkmals erarbeiten die Expertinnen und Experten der Staatlichen Schlösser und Gärten dabei nicht alleine. „Wir arbeiten mit Kolleginnen und Kollegen aus ganz Europa zusammen, um gemeinsam Lösungen zum Erhalt historischer Gärten und Parks zu finden“, erklärt Michael Hörrmann. Im Schlossgarten Schwetzingen sind vor allem die zum Teil 200 bis 300 Jahre alten Solitäre und Baumgruppen extrem gefährdet, die zugleich den Lebensraum für Kleintiere, Insekten und Pilze bilden.
Bestandsaufnahme der Arten
Im November 2020 startete eine auf drei Jahre angelegte Untersuchung der Artenvielfalt im Schlossgarten Schwetzingen mit Mitteln aus nicht abgeholten Gewinnen der Glücksspirale der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg. Mit dem bundesweit zukunftsweisenden Projekt, das gemeinsam mit dem Naturkundemuseum Karlsruhe umgesetzt wird, erarbeiten die Staatlichen Schlösser und Gärten eine denkmalgerechte Erhaltungsstrategie für die historischen Gärten. In der Studie werden erstmals neben Gefäßpflanzen und Insekten auch Pilze berücksichtigt. Damit gehen die Staatlichen Schlösser und Gärten einen wesentlichen Schritt über vergleichbare Erhebungen in anderen Bundesländern hinaus.
Trüffeln auf der Spur
Viele sogenannte Ektomykorrhizapilze bilden vorzugsweise mit alten Bäumen Symbiosen, wie sie in historischen Gärten zu finden sind. Sie sind heute vom Rückgang betroffen oder sogar vom Aussterben bedroht. Typische Pilze sind Pfifferling, Täubling und Knollenblätterpilz. Doch auch unterirdisch wachsende Pilze wie die Sommertrüffel gehören zu den Ektomykorrhizapilzen. Nach Abschluss der Monitoring-Studie wollen die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten in der Lage sein, die Bedingungen für Mykorrhizapilze und damit für die Altbäume gezielt zu verbessern, und bei Nachpflanzungen von Anfang an diese so wichtige Symbiose von Bäumen und Pilzen zu fördern.
Versuchsbaumschule der Zukunft
Um das authentische Bild des Schlossgartens dauerhaft erhalten zu können, gehen die Staatlichen Schlösser und Gärten auch den Weg der „Naturverjüngung“. Dazu belebten sie am Rande des Schlossgartens, nach historischem Vorbild, die Tradition einer Baumschule. In der Versuchsbaumschule werden Techniken und Gehölze zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels erprobt, was in der wiederhergestellten „Kleinen Baumschule“ fortgeführt wird. Dazu werden auch Sämlinge aus dem Garten oder aus Forstbaumschulen schrittweise an die Verhältnisse gewöhnt, in denen sie später im Schlossgarten wachsen sollen. Je nach Art, werden die neuen Jungbäume frühestens nach fünf bis sieben Jahren ausgepflanzt.
Naturverjüngung im Schlossgarten
Aus eigener „Naturverjüngung“ im Garten stammen die sechsjährigen Eichen, die im Frühjahr dieses Jahres einen Platz im Schlossgarten fanden. In der Versuchsbaumschule werden aber auch Jungbäume aus dem In- und Ausland herangezogen, aus Gebieten, die wärmer und trockener sind. Zu den besonders gefährdeten Baumarten im Schlossgarten Schwetzingen zählen die Buchen. In der Baumschule werden daher Setzlinge aus verschiedenen Regionen getestet: vom Oberrheingraben, aus dem Westerwald und aus dem fränkischen Hügelland sowie aus Ostpolen im Schlossgarten. Erst im November wurden Buchensetzlinge aus Katalonien im Schlossgarten gepflanzt. Katalonien stellt die südliche Verbreitungsgrenze der Buche dar.
Feldsalat statt Blumenpracht
Um das Wuchsverhalten der Gehölze auf unterschiedlichen Bodenverhältnissen und Bodenzusatzstoffen zu testen, wurden Teilbereiche der Baumschulfläche mit Pflanzenkohlesubstrat angereichert und die Wurzeln gezielt mit Algen und Mikroorganismen versorgt, um sie zu kräftigen. Pflanzkohle kommt auch in den Blumenbeeten zum Einsatz. Durch das wärmere Klima konnten sich im Blumenflor in den vergangenen Jahren Schadpilze wie Tulpenfeuer und Grauschimmelpilze ausbreiten. Die Phosphat- und pH-Werte in den Rabatten waren zu hoch, der Boden ermüdet. Ergänzend zur Pflanzkohle pflanzte man in diesem Jahr nach der Sommersaison Rapunzel-Salat als Gründünger in den Blumenrabatten – anstelle der Blumenzwiebeln des Frühjahrsflors. So sollen sich die ausgelaugten Böden erholen können. Die Sanierungs- und Erholungsphase der Böden soll bis zum Frühjahr 2022 dauern. „Für Besucherinnen und Besucher ist das natürlich erstmal ein ungewöhnlicher Anblick“, erklärt Michael Hörrmann. „Wir gehen davon aus, dass der Barockgarten mit dem Sommer wieder wie gewohnt erblühen kann.“
Information
ÖFFNUNGSZEITEN
Schlossgarten
bis Samstag, 26. März 2022
Täglich 9:00 bis 17:00 Uhr, letzter Einlass 16:30 Uhr
PREISE
Garteneintritt
bis Samstag, 26. März 2022
Erwachsene 5,00 €
Ermäßigte 2,50 €
Familien 12,50 €
Schloss (mit Führung 60 Minuten) und Garten
bis Samstag, 26. März 2022
Erwachsene 8,00 €
Ermäßigte 4,00 €
Familien 20,00 €
Jahreskarte
ab Freitag, 1. Januar 2022
Erwachsene 35,00 €
Ermäßigte 17,50 €
BESUCHSHINWEISE
Für den Besuch von Schloss und Schlossgarten Schwetzingen gilt die aktuelle Corona-Verordnung der baden-württembergischen Landesregierung. Es gilt die 2G-Plus-Regel: Der Besuch ist möglich mit vollständiger Impfung und tagesaktuellem negativen Corona-Test. Wenn der zweite Impftermin weniger als drei Monate zurückliegt bzw. wenn bereits eine Booster-Impfung (vor mindestens 14 Tagen) nachgewiesen werden kann, entfällt der Test.
Ausgenommen von der 2G-Beschränkung sind Kinder bis einschließlich 5 Jahre, Kinder bis einschließlich 7 Jahre, die noch nicht eingeschult sind, Grundschüler*innen, Schüler*innen eines sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums, einer auf der Grundschule aufbauenden Schule oder einer beruflichen Schule (Testung in der Schule – dies gilt nicht während der Weihnachtsferien vom 23. Dezember 2021 bis zum 8. Januar 2022. In diesem Zeitraum ist ein negativer Antigen- oder PCR-Testnachweis notwendig.
Personen bis einschließlich 17 Jahre, die nicht mehr zur Schule gehen (negativer Antigen-Test erforderlich), Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können (ärztlicher Nachweis notwendig, negativer Antigen-Test erforderlich), Personen, für die es keine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gibt (negativer Antigen-Test erforderlich).
Es besteht die Pflicht, eine medizinische oder FFP2-Maske zu tragen. Der Abstand zu anderen Personen muss eingehalten werden. Außerdem werden die Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher erfasst, wahlweise vor Ort oder digital über die Luca-App. Das Kontaktformular kann auch online auf dem Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten unter www.schloss-schwetzingen.de ausgefüllt werden oder als PDF-Datei heruntergeladen und ausgefüllt abgegeben werden.
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