Ein von der Sommerflut nahezu zerstörtes Ahrtal, Tornados unbekannter Stärke im Mittleren Westen der USA, demonstrierende Klimaaktivisten während der UN-Weltklimakonferenz COP26 – das vergangene Jahr hat eine Vielzahl einprägsamer Bilder produziert, die eine gemeinsame thematische Klammer haben: Klimawandel und Nachhaltigkeit. 

Doch es sind nicht nur Bilder, die das vergangene Jahr hervorgebracht hat. Auf der COP26 in Glasgow wurden eine Reihe konkreter Vereinbarungen getroffen, mit deren Hilfe das 1,5-Grad-Ziel von Paris doch noch erreicht werden soll. In diesem Zusammenhang hat sich auch der Finanzsektor in die Pflicht genommen: Die „Glasgow Financial Alliance for Net Zero“, ein Bündnis der größten Finanzunternehmen der Welt, bekannte sich dazu, insgesamt 130 Billionen Dollar ihres verwalteten Kapitals zunehmend klimaneutral einzusetzen.

Vielzahl an Gesetzen und Standards

Dass das Zusammenspiel von Banken und Wirtschaft von großer Bedeutung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist, wird zunehmend erkannt. Längst existiert eine Vielzahl an nationalen und europäischen Gesetzen sowie Standards, um negative Umwelt- und Klimaauswirkungen („E“) zu reduzieren, soziale Teilhabe („S“) zu fördern und eine nachhaltige Unternehmensführung („G“) zu begünstigen. Diese werden in ihrer Regulierungstiefe und Anwendungsbreite in den kommenden Jahren noch deutlich ausgeweitet. Mit der EU-Taxonomie gibt es schon jetzt ein europaweites Regelwerk, das große Auswirkungen auf die Wirtschaft und speziell auf das Bankgeschäft hat. 

Angesichts der sogenannten „Twin Transition“, also der gleichzeitig zu bewältigenden nachhaltigen und digitalen Transformation der Wirtschaft, stehen produzierende Unternehmen und Banken im Spotlight, um nachhaltige Produkte, Lieferketten und passgenaue Finanzierungen bereitzustellen bzw. auszubauen. Sie alle wissen: Ohne massive Anstrengungen sämtlicher Beteiligter wird der Klimawandel nicht gestoppt und die Wirtschaft nicht modernisiert. Dabei unterliegen Banken nicht nur umfangreichen gesetzlichen Vorgaben, ergänzt um institutsindividuelle Nachhaltigkeitsleitlinien. Auch der Erwartungsdruck seitens der Kunden, des Marktes und der Gesellschaft ist erheblich gestiegen. 

Sustainable Finance im Interesse der Banken

Und doch sehen viele Institute die gewaltigen Herausforderungen vor allem als eine Chance, denn durch frühzeitige Implementierung der Standards und Vorgaben sowie einer nachhaltigen Ausrichtung lassen sich signifikante Wettbewerbsvorteile erzielen. Die Banken haben daher ein originäres Interesse daran, ihr Geschäft mit Krediten bzw. Anlagen in nachhaltigen Vermögensgegenständen deutlich auszubauen und auf diese Weise den Klimaschutz zu finanzieren. Viele Institute besitzen inzwischen erste praktische Expertise, die sie bei der Beratung ihrer Unternehmenskunden einsetzen können. 

Im Zusammenspiel von Sustainable Finance und Unternehmensfinanzierung stellen sich aber nach wie vor zahlreiche Fragen: Welche Rolle nehmen Banken in Bezug auf nachhaltige Finanzierung ein? Wird sich die Unternehmensfinanzierung spürbar verändern? Sind Verwerfungen zwischen Kunden und Bank zu befürchten? Welche Auswirkungen hat Sustainable Finance auf die Kreditvergabe? Was bedeuten die Vorgaben aus der Taxonomie-Verordnung konkret für Banken und Unternehmen?

Antworten darauf geben wir in unserer aktuellen Ausgabe von fokus:unternehmen, die das Thema Sustainable Finance sowohl aus Sicht der Banken erörtert als auch die Auswirkungen für Unternehmen und deren Finanzierung beschreibt.

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