Im Oktober 2021 betrug der Milch Marker Index 112, somit sind die Milcherzeugungskosten im Vergleich zum Basisjahr 2015 um 12 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Juli 2021 lagen die Milcherzeugungskosten in Deutschland mit 46,13 Cent pro Kilogramm Milch um knapp einen Cent höher, und der Milch Marker Index legte um 2 Prozent zu.

Da der Milchauszahlungspreis im gleichen Zeitraum um 1,66 Cent auf 37,45 Cent pro Kilogramm anstieg, veränderte sich die Preis-Kosten-Ratio von 0,79 auf 0,81. Der Milchauszahlungspreis deckt damit immer noch 19 Prozent der Kosten der Milcherzeugung nicht. Die Milcherzeugungskosten stiegen in allen drei Regionen Deutschlands. Insbesondere bei den süddeutschen Betrieben, in denen überwiegend Doppelnutzungsrassen wie das Fleckvieh eingesetzt werden, konnte der Kostendruck etwas besser abgefangen werden. Dies lag jedoch an den ebenfalls deutlich angestiegenen Rindererlösen.

Spotmarkt auf Rekordniveau – Preise für Erzeuger/innen folgen nur verhalten

Der durchschnittliche Milchpreis in der EU und auch in Deutschland lag im November 2021 laut EU-Marktbeobachtungstelle bei rund 40 Cent je Kilogramm Milch, Und auch der Kieler Rohstoffwert erreichte im Dezember einen historischen Höchststand von 51,50 Cent. Was sich zunächst für die gebeutelten Milcherzeuger gut anhört, relativiert sich mit Blick auf die tatsächlichen landwirtschaftlichen Erzeugungskosten und die aktuellen Verwertungen im Handel mit Milchprodukten. 

Der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz begrüßt die steigenden Milchpreise, ein Gefühl der Zufriedenheit kann er aber noch nicht verspüren. „Auch jetzt kann der durchschnittliche Milchviehbetrieb seine Erzeugungskosten nicht decken. Darüber hinaus haben die schlechten Milchpreise in den letzten Jahren große Löcher gerissen. Die Zielmarke in den Milchpreisverhandlungen muss deshalb mindestens bei 46,13 Cent liegen; und wenn es die Verwertungen hergeben, auch darüber. Milch ist aktuell extrem knapp!“

Lenz nimmt auch die Haltung der großen Einzelhandelsketten wahr. Der Handelsverband Deutschland (HDE) beispielsweise sieht die Verantwortung für die Tierhaltung bei den Bäuerinnen und Bauern. Er fordert, dass der Gesetzgeber direkt bei den Erzeugern/innen ansetzen muss. Diese Haltung verschließt sich dem notwendigen Dialog darüber, wie denn all die Versprechungen, die der Handel seinen Kundinnen und Kunden macht, ermöglicht werden sollen. Gesetze und Vorgaben sind ein Aspekt, sorgen aber nicht dafür, dass die Lebensmittel in die Regale des Handels kommen. Das können nur wir Bauern, und dazu haben wir eine eindeutige Position: „Wir können nach der Maßgabe produzieren, in dem Umfang wie uns dafür die Mittel zur Verfügung gestellt werden. Fließt kein Geld – fließt keine Milch!“

Lenz hält diese Entwicklung nicht nur für ein Strohfeuer. Die Zeit des Mengenwachstums am deutschen Milchmarkt ist für ihn vorbei. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Milchpreise ermöglichen keine Investitionen in die Zukunft. Der Nachwuchs fehlt, qualifizierte Fremdarbeitskräfte sind rar. Zudem steigt eine besorgniserregende Zahl an Betrieben aus der Milchviehhaltung aus. Die stetige Forderung nach einer noch stärkeren Ökologisierung der Landwirtschaft wird das Milchaufkommen eher dämpfen als fördern. Hinzu kommen die großen Unbekannten wie Klimawandel, Inflation und Politik. Lenz: „Im Moment spricht nichts für sinkende Lebensmittelpreise. Was aber – wie die jetzige Situation ganz offensichtlich zeigt – nicht gleichbedeutend für die Erzeugerpreise ist. Die Lebensmittelpreise werden aufgeblasen und Margen verzerrt. Das Geld wird leider noch nicht für den so oft propagierten Umbau der Tierhaltung eingesetzt. Die Konsequenzen wird die Gesellschaft zu tragen haben.

Das vom HDE angekündigte Setzen auf Regionalität und Herkunft enthält Lenz zufolge zwei Botschaften: „Erstens: Das geht nur mit uns Bauern vor Ort. Zweitens: Auch wir Milcherzeuger müssen Gewohntes radikal überdenken und uns neu ausrichten. Dies gilt für die Produktion ebenso wie für die Vermarktung!

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