Seit 2017 werden im Tierpark Hellabrunn Pustelschweine gepflegt. Da sie in ihrem natürlichen Lebensraum extrem vom Aussterben bedroht sind, beteiligt sich Hellabrunn am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP), um ihren Bestand in Zoologischen Gärten zu sichern. In ihrer südostasiatischen Heimat, den philippinischen und indonesischen Inseln, tragen sie als allesfressende ‚Landschaftsingenieure‘ wesentlich zur Funktion des Ökosystems bei.

Wie viele asiatische Schweinearten sind auch die Pustelschweine in ihrer Heimat durch den Verlust ihres Lebensraumes von der Ausrottung bedroht. Durch illegale Abholzung und Brandrodung zur Ausbreitung der landwirtschaftlichen Nutzung werden die Restbestände der Tiere räumlich getrennt und zersplittert. Weil sie immer weiter in besiedelte Gebiete vordringen und dort im Boden nach Futter wühlen, verursachen sie Ernteschäden und werden als bevorzugte Nahrungsquelle stark von der einheimischen Bevölkerung bejagt. Vom starken Rückgang der Population betroffen sind die inzwischen seltenen Java-Pustelschweine und die Visayas-Pustelschweine. Mittlerweile stellt auch die genetische Vermischung mit verwilderten domestizierten Schweinen und freilebenden eurasischen Wildschweinen eine Bedrohung für die Schweine dar.

Die vier Münchner Pustelschweine stammen von den westlichen Visayas Inseln und leben im Hellabrunner Nashornhaus. Deutlich erkennbar sind sie an ihren drei Paar warzen- und pustelartigen Schwellungen im Gesicht und der auffälligen Mähne. Bei allen Tieren handelt es sich um männliche Artgenossen. „Bei bestimmten Tierarten halten wir gleichgeschlechtliche Gruppen“, erklärt Carsten Zehrer, Kurator und Zoologischer Leiter in Hellabrunn, und weiter: „Sobald ein Zoo im Rahmen des EEP Nachwuchs plant, kann Hellabrunn einen Eber für die Zucht zur Verfügung stellen.“

Unter den vom Aussterben bedrohten Tierarten erfahren die asiatischen Pustelschweine bisher nur wenig Aufmerksamkeit. Bei der Wahl zum „Zootier des Jahres“ berücksichtigen die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP), die Deutsche Tierparkgesellschaft e.V. (DTG), der Verband der Zoologischen Gärten e.V. (VdZ) und die Gemeinschaft der Zooförderer e.V (GDZ) insbesondere Tierarten, deren prekäre Lage bislang nur wenig Anklang in Medien und Gesellschaft findet. In Anbetracht der Bedrohungslage betont auch Tierparkdirektor Rasem Baban die Relevanz der Kampagne: „Wir begrüßen die Aufmerksamkeit durch die Wahl zum „Zootier des Jahres“ für Tiere, deren Bedrohung noch nicht ausreichend im Fokus der Öffentlichkeit steht.“ 

Wer die Projekte zur Erhaltung der Pustelschweine unterstützen möchte, kann das ganz unkompliziert bei einem Besuch in Hellabrunn tun. Als offizieller Unterstützer der „Zootier des Jahres“ -Kampagne 2022 sammelt der Tierpark Spenden für die bedrohten Pustelschweinarten, damit zum Beispiel auf der indonesischen Insel Java eine Reservepopulation in einer Erhaltungszuchtstation aufgebaut werden kann. Die Erlöse aus den Spendenbehältern in unseren Service-Centern und im Nashornhaus werden in diesem Jahr ausschließlich zu diesem Zweck gespendet. Zudem bringt Hellabrunn anlässlich dieser Kampagne eine eigene Episode seines Podcast ‚Mia san Tier‘ zum Thema ‚Pustelschweine‘ heraus – mit interessanten Hintergrundinfos zur Haltung dieser Art in Hellabrunn aber auch direkt aus dem natürlichen Habitat der Tiere in Südostasien. 

Weitere Informationen zur zentralen Kampagne der Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) gibt es unter: www.zootierdesjahres.de

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