Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museen, ist heute in den Ruhestand verabschiedet worden. Der 1956 in Koblenz am Rhein geborene Kunsthistoriker vollendet damit eine erfolgreiche und inhaltlich herausfordernde Karriere im Museums- und Wissenschaftsbetrieb der Klassik Stiftung. Zu den Meilensteinen seiner Amtszeit zählt die Weiterentwicklung der Museumskonzeption mit den neuen Schwerpunkten Bauhaus und Quartier der Moderne. Holler setzte maßgebliche Impulse in den Bereichen Digitalisierung, Restaurierung und Bestandserhaltung und konzipierte wegweisende Ausstellungen wie „Lebensfluten – Tatensturm“ im Goethe-Nationalmuseum (2012), die Thüringer Landesausstellungen „Cranach in Weimar“ (2015) und „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“ (2016) oder „Abenteuer der Vernunft. Goethe und die Naturwissenschaften um 1800“ (2019).

Im deutschen Kulturbetrieb ist es eine ganz besondere Adresse: Weimar, Frauenplan Nr. 1. Wo einst Johann Wolfgang von Goethe die Geistesgrößen seiner Zeit empfang, bezog Wolfgang Holler 2009 sein Büro als Generaldirektor der Museen der Klassik Stiftung Weimar. Zuvor hatte er 18 Jahre lang das Kupferstich-Kabinett Dresden als Leitender Direktor geführt, die letzten sieben Jahre zusätzlich als Stellvertretender Generaldirektor die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Für Weimar war die Berufung des erfahrenen Museumsmanagers und exzellenten Kunstwissenschaftlers ein Glücksfall.

Zu den ersten großen Infrastruktur-Projekten seiner Amtszeit zählt die Konzeption und Realisierung des neuen Zentralen Museumsdepots, das 2013 vollendet und ab 2014 bezogen wurde. Den künftigen Erweiterungsbau des Depots für die Graphischen Sammlungen hat Holler bis zuletzt vorangetrieben.

Als größter Erfolg seiner Laufbahn gilt die daran anschließende Planung und Vollendung des Bauhaus-Museums, mit dessen Eröffnung 2019 Holler zum 100-jährigen Jubiläum des 1919 in Weimar gegründeten Staatlichen Bauhauses ein Coup für die Stiftung gelang.

Mit der neuen Schwerpunktsetzung bei den Themen Bauhaus und Topographie der Moderne in Weimar hat Holler ein nachhaltiges Zukunftskonzept für die Direktion Museen im Gesamtzusammenhang der Gedächtnisinstitution Klassik Stiftung Weimar entwickelt. In diesem Kontext engagierte er sich als Vorstandsmitglied des Förderkreises „Bauhaus.Weimar.Moderne. Die Kunstfreunde e.V.“ und vertrat die Stiftung in der neu gegründeten Bauhaus Kooperation gGmbH, eine Arbeitsgemeinschaft mit den anderen zwei sammlungsführenden Bauhausinstitutionen in Deutschland, der Stiftung Bauhaus Dessau und dem Bauhaus Archiv Berlin, die er zeitweilig auch als Geschäftsführer geleitet hat. Gemeinsam mit dem Bauhaus Verbund bereitete er das Jubiläumsjahr 2019 vor, das der Klassik Stiftung Weimar auch international große Aufmerksamkeit brachte.

Neben seiner Kenner- und Leidenschaft für die Moderne bestach auch Hollers herausragende Kenntnis über ostdeutsche Kunst. Mit zahlreichen Ausstellungen und regelmäßiger Jurytätigkeit förderte er Künstlerinnen und Künstler aus der ehemaligen DDR und den Neuen Bundesländern. Hervorzuheben ist auch der Mut, mit der großen Ausstellung „Abschied von Ikarus. Bildwelten der DDR – neu gesehen“ im Museum Neues Weimar der Kunst der DDR wieder eine Stimme und Reputation zu geben. Der dazu herausgegebene Katalog gilt heute als Standardwerk.

Neben zahlreichen, teils langjährigen Forschungsprojekten zu Goethes Sammlungen, zu Kunst und Antikenverhältnis der Goethe-Zeit, zur Baugeschichte des Goethe-Wohnhauses und zu Henry van de Velde, ist vor allem das im Rahmen einer zehnjährigen Kooperation zwischen der Klassik Stiftung Weimar und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung vorangetriebene DFG-Projekt „Kennerschaft heute. Die wissenschaftliche Erschließung der niederländischen Zeichnungen“ zu nennen, mit dem Holler eine Neuausrichtung der Graphischen Sammlung und der zugehörigen Papierrestaurierung angestoßen hat.

Zu den jüngsten Aufgaben seiner Amtszeit zählt die Digitalisierung. Holler stellte sich der Entwicklung sowohl mit Blick auf die wissenschaftliche Arbeit als auch auf die Vermittlung in die breite Öffentlichkeit: Von 2019 bis zum Start im Jahr 2021 leitete er die Neustrukturierung der Museumsdatenbank als Grundlageninstrument musealer Bestandsarbeit. Unter seiner Ägide gelang auch die publikumswirksame Übertragung von musealen Inhalten in den digitalen Raum, etwa im Angebot „100 Schätze“ oder in zahlreichen 360°-Rundgängen durch die Museen und Dichterhäuser der Stiftung. Nicht zuletzt die Auszeichnung mit dem DigAMus Award 2021 für die begleitende Onlineausstellung zur Themenjahres-Schau „Ich hasse die Natur!“ belegt die gelungene Transformation von analogen Schaustücken zu individuell nutz- und erkundbaren digitalen Wissensspeichern.

Mit Wolfgang Holler verabschiedet die Stiftung nicht nur einen Kunsthistoriker, Wissenschaftler und Museumsmann von internationalem Rang, sondern auch einen überaus geschätzten Kollegen und beliebten Vorgesetzten. Seine zugewandte Art, sein Interesse am Gegenüber im Gespräch und seine vitale Offenheit für aktuelle Entwicklungen im Bereich Kunst und Design eröffnete den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiräume, in denen sie ihre Ideen und Projekte entfalten konnten. Holler hat es verstanden, das große Museumsteam stets mit vortrefflichem Respekt für die jeweilige fachliche Spezialisierung so zu führen, dass sich die vielfältigen Stimmen zu einem motivierten Orchester verbinden.

Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, zum Abschied von Wolfgang Holler:

„Wolfgang Holler verkörpert den idealen Museumsdirektor, der in Weimars dichter, historisch breit fundierter Wissenstopographie ein ideales Wirkungsfeld gefunden hat. Ihm gebührt das Verdienst, mit der Konzeption und Eröffnung des heiß umkämpften Bauhaus-Museums das Thema Moderne unwiderruflich in die DNA der Klassik Stiftung Weimar eingeschrieben zu haben. Er hat für Weimars Spektrum an Museumstypologien eine wirksame Organisationsstruktur entwickelt und Gegenwartskunst nachhaltig in der Sammlungskonzeption verankert. Damit ist ein sicheres Fundament für neue Entwicklungen gelegt. Ganz persönlich schätze ich die wunderbare Spannweite zwischen Leidenschaft und Nachdenklichkeit, fachlicher Exzellenz und menschlicher Aufrichtigkeit in der Persönlichkeit Wolfgang Hollers. Ich verdanke ihm wesentliche Anregungen und erfrischende Streitgespräche und ich freue mich auf künftige Gemeinschaftsprojekte in seiner neuen Verantwortung als Präsident der Sächsischen Akademie der Künste.“

Wolfgang Holler verlässt die Klassik Stiftung Weimar, die Kulturszene darf weiterhin mit ihm rechnen: Im September 2021 wurde er zum Präsidenten der Sächsischen Akademie der Künste gewählt.

Die Klassik Stiftung Weimar dankt für zwölf fulminante Jahre und wünscht Wolfgang Holler einen kunst- und geistreichen (Un-)Ruhestand.

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