Onkologische Spitzenzentren – verstärkte Vernetzung notwendig
Daten aus Krebsregistern zeigen, dass es regionale Unterschiede im Krebsüberleben gibt: Neben einem Nord-Süd und Ost-West Gradienten für solide Tumore lassen sich bessere Überlebensraten im Einzugsgebiet der großen deutschen Metropolen beobachten. Bereits im Jahr 2007 hat die Deutsche Krebshilfe ein Programm zur Initiierung und Förderung von Onkologischen Spitzenzentren (Comprehensive Cancer Center, CCC) eingerichtet. Mit dieser Initiative hat sie die Grundlagen für eine flächendeckende, strukturierte, leistungsfähige und zukunftsorientierte Patientenversorgung in Deutschland geschaffen. Ein wichtiges Merkmal der CCCs ist es, mit umliegenden Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten, insbesondere onkologischen Schwerpunktpraxen, eng zu kooperieren, damit auch diese Versorgungseinrichtungen von den wissenschaftlichen Entwicklungen und Erkenntnissen der CCCs unmittelbar profitieren. „Unser Ziel ist es, die Patientenversorgung in Deutschland insgesamt auf das höchstmögliche Niveau zu bringen. Insbesondere in vielen ländlichen Gebieten haben wir jedoch noch einen weiten Weg vor uns“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Diese Defizite werden wir angehen und uns hier mit gezielten Förderinitiativen engagieren.“
Sorgenkind onkologische Pflege
Egal ob in der Stadt oder auf dem Land: Entscheidend für eine gute Versorgung von Krebspatienten ist ausreichendes und entsprechend qualifiziertes Pflegepersonal. „Die schwierige Situation in der medizinischen und speziell auch onkologischen Pflege bereitet uns aktuell große Sorge“, sagt Professor Dr. Thomas Seufferlein, Vorsitzender des Beirats der Deutschen Krebshilfe und Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Ulm. Die Arbeitsbedingungen müssten dringend verbessert werden und der Pflegeberuf die ihm gebührende Anerkennung erfahren. „Die Deutsche Krebshilfe denkt gegenwärtig intensiv in ihren zuständigen Gremien darüber nach, welchen nachhaltigen Beitrag sie mit einer entsprechenden Fördermaßnahme leisten kann, um die Situation für Pflegekräfte zu verbessern. Pflegepersonal trägt in hohem Maße dazu bei, die Versorgung von Krebspatienten sicherzustellen.“
Ambulante psychoonkologische/psychosoziale Betreuung – auch hier noch Versorgungslücken
Eine Krebsdiagnose ist ein tiefer Einschnitt im Leben eines Menschen. Einer von drei Patienten benötigt psychoonkologische Unterstützung, um die Erkrankung zu verarbeiten und zu bewältigen. Bereits im Jahr 2007 hat die Deutsche Krebshilfe ein strategisches Programm zur Förderung von psychosozialen Krebsberatungsstellen eingerichtet und damit die psychoonkologische/psychosoziale Versorgung der Betroffenen im ambulanten Bereich erheblich verbessert. Darüber hinaus hat sie sich mit ihrer Förderinitiative über viele Jahre intensiv für eine Regelfinanzierung dieser wichtigen Versorgungsstrukturen eingesetzt – mit Erfolg: Seit dem Jahr 2021 werden 80 Prozent der in der ambulanten psychosozialen Krebsberatung entstehenden Kosten von den Krankenversicherungen übernommen. „Ungeklärt ist zurzeit aber, ob die jetzt gefundene Finanzierungskonstruktion dazu beitragen wird, auf mittlere Sicht ein flächendeckendes Angebot an Krebsberatungsstellen in Deutschland zu schaffen, damit jeder Ratsuchende auch ein passendes Angebot in seiner Umgebung finden kann. Gegenwärtig ist die Versorgungssituation besonders in ländlichen Regionen oder für bestimme Zielgruppen wie Patienten mit Migrationshintergrund noch sehr lückenhaft“, kommentiert Professorin Dr. Anja Mehnert-Theuerkauf, Mitglied des Fachausschuss ‚Versorgung‘ der Deutschen Krebshilfe und Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Leipzig.
Palliativversorgung kommt noch nicht allen Betroffenen zugute
Ebenfalls noch nicht flächendeckend verfügbar sind Versorgungsangebote für Menschen, deren Krebserkrankung nicht mehr heilbar ist. Insbesondere in ländlichen Regionen, aber auch in Pflegeeinrichtungen sind die Versorgungsangebote nach wie vor nicht ausreichend. Professor Dr. Friedemann Nauck, Direktor der Klinik für Palliativmedizin der Georg-August-Universität Göttingen, betont: „Die zahlreichen Möglichkeiten der Linderung von belastenden Symptomen wie Schmerzen, Luftnot, Angst oder Unruhe, sowie die umfassende multiprofessionelle Begleitung und Behandlung, die im Rahmen der Palliativmedizin angeboten werden können, sind vielen Betroffenen und ihren An- und Zugehörigen leider immer noch nicht bekannt oder aufgrund fehlender Ressourcen und Strukturen nach wie vor verschlossen.“ Es bedürfe weiterhin großer Anstrengungen, diese Versorgungslücken zukünftig zu schließen. Hier sei auch die Politik in der Pflicht. Aber auch die Aufklärung der Gesellschaft über die Möglichkeiten und Grenzen der Palliativversorgung müsse verstärkt werden.
Über den Weltkrebstag
Der Weltkrebstag findet jedes Jahr am 4. Februar statt. Er wurde durch die Weltkrebsorganisation (UICC) ins Leben gerufen. Viele ihrer mehr als 1.100 Mitgliedsorganisationen aus über 170 Ländern – darunter auch die Deutsche Krebshilfe – beteiligen sich an diesem Aktionstag. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.worldcancerday.org.
Hilfe für Krebspatienten
Wer sich detailliert über die Themen Prävention, Früherkennung, Behandlung und Nachsorge von Krebs informieren möchte, erhält kostenlose Informationsmaterialien der Deutschen Krebshilfe unter www.krebshilfe.de. Eine persönliche Beratung bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Informations- und Beratungsdienstes der Deutschen Krebshilfe INFONETZ KREBS unter der kostenlosen Rufnummer 0800 / 80 70 88 77.
Stiftung Deutsche Krebshilfe
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