Zum ersten Mal steht die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) auf Rang 1 der beliebtesten Ausbildungsberufe junger Frauen in Deutschland. Über 17.150 Ausbildungsverträge zur MFA wurden im letzten Jahr laut Bundesinstitut für Berufsbildung geschlossen.

„Das ist eine gute Nachricht, denn wir brauchen den Nachwuchs dringend, um den Fachkräftemangel in den Arztpraxen abzufedern“, erklärt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Verbandes der niedergelassenen Ärzte (Virchowbund).

Als niedergelassener HNO-Arzt bildet Dr. Heinrich selbst seit Jahrzehnten MFA aus und weiß: „So erfreulich diese Zahlen sind, sie reichen nicht aus. Denn zu viele der MFA, die wir mühsam in den Praxen qualifizieren, wandern nach abgeschlossener Ausbildung in Kliniken, zu Krankenkassen und in andere Berufe ab.“

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat dazu im Praxispanel 2021 konkrete Zahlen vorgelegt. Demnach verlässt rund jede fünfte MFA nach Ende ihrer Ausbildung trotz eines Übernahmeangebots ihre Ausbildungspraxis und wechselt in die stationäre Versorgung.

Kliniken und Praxen konkurrieren um denselben Personalpool. Allerdings konstatiert Dr. Heinrich in diesem Konkurrenzkampf eine deutliche Schieflage: „Die Ausbildung zur MFA findet zum allergrößten Teil in den Praxen statt, nicht in den Kliniken. Doch das komplexe Vergütungssystem im Gesundheitswesen bevorteilt die Krankenhäuser, sodass diese deutlich höhere Gehälter nach Ausbildungsende zahlen können. Auch die niedergelassenen Ärzte würden ihren MFA gerne wettbewerbsfähige Gehälter zahlen. De facto sind aber die wenigsten Praxen dazu in der Lage, da die seit Jahren stark steigenden Personalkosten schlicht nicht gegenfinanziert werden. Daran muss der Gesetzgeber schleunigst etwas ändern, anderenfalls werden zunehmend Praxen aus Personalmangel aufgeben müssen.“

An der Bereitschaft, MFA ein faires Gehalt zuzugestehen, bemesse sich auch die Wertschätzung der medizinischen Fachangestellten in der Gesellschaft. „Gerade jetzt, wo die Praxen nie dagewesene Zahlen an Patienten mit Covid-19 zu stemmen haben, lastet unglaublicher Druck auf den MFA. Sie fangen den Frust der Patienten ab, sind auch immer öfter Angriffen von Impfgegnern ausgesetzt. Hier muss nicht nur die Ärzteschaft, sondern die Gesellschaft als ganze ein Zeichen setzen: MFA sind qualifizierte Fachkräfte und haben Respekt verdient! Dazu gehört neben Schutz und Anerkennung auch endlich ein staatlicher Coronabonus.“

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