Wechsel an der Spitze des Nierentransplantationszentrums in Münster: Nach 29 Jahren am UKM übergibt Prof. Barbara Suwelack die Leitung an Prof. Stefan Reuter. Suwelack setzte sich in ihrer Zeit vor allem für die Lebendnierenspende ein. Gesetzesänderungen für das Zusammenbringen von Spender-Empfänger-Paaren (Cross-over-Spende) sowie die Organentnahme nach Herzstillstand sind Themen, die für ihren Nachfolger bald etwas Bewegung in den bestehenden Organmangel bringen können.

Sie hat von den über 4000 Nierentransplantationen, die es bisher am UKM (Universitätsklinikum Münster) gab, mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten persönlich begleitet: Prof. Barbara Suwelack ist für viele das Gesicht der Transplantationsnephrologie in Münster. Doch nach 29 Jahren am UKM übergibt die Medizinerin jetzt die Leitung eines der größten Nierentransplantationszentren in Deutschland an ihren Nachfolger Prof. Stefan Reuter – und verabschiedet sich in den Ruhestand.

Vor allem die Lebendspende hat die Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie sowie Transplantationsmedizin maßgeblich vorangetrieben. „Neben der Organknappheit, die sich immer weiter zugespitzt hat, ist die Lebendspende sehr wertvoll, weil ein Organ eines gesunden Menschen weitergegeben wird, das damit beste Voraussetzungen für den Empfänger bietet“, erklärt Suwelack, die Vorsitzende der Nierentransplantationskommission der Deutschen Transplantationsgesellschaft sowie Mitglied in verschiedenen Kommissionen der Bundesärztekammer zur Richtlinienerstellung für die Transplantation ist. In Nordrhein-Westfalen hat sich die Medizinerin mit Kolleginnen und Kollegen zudem dafür stark gemacht hat, dass es Standards für Aufklärungsbögen, Voruntersuchungen und Nachsorge gibt. „Daraus ist ein offizielles Transplantations-Manual entstanden, an dessen Weiterentwicklung mittlerweile ein Drittel aller Zentren bundesweit mitwirkt.“ Mit involviert in diesen Prozess war und ist auch ihr Nachfolger Stefan Reuter (43), ebenfalls Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie sowie Transplantationsmedizin, der seit 2012 im Bereich der Transplantationsnephrologie der Medizinischen Klinik D am UKM arbeitet. Damit wird den rund 1500 Patientinnen und Patienten, die derzeit in der aktiven Nachsorge im münsterschen Zentrum sind, der Übergang leichtgemacht.

Bei den Möglichkeiten, die Wartelistenzeit von derzeit rund sechs bis sieben Jahren auf eine Niere zu verbessern, sind sich beide Mediziner einig: Deutschland hat Potenzial nach oben. Die Organentnahme nach Herzstillstand ("Non heart-beating donor"), die in anderen Ländern Standard ist, würde auch den hier mehr als 8.000 Menschen helfen, die aktuell auf eine Niere warten. Denn in Deutschland ist eine Organspende lediglich nach einem Hirntod möglich. Ein weiteres Thema: Die Cross-over-Lebendspende, bei dem ein Spender-Empfänger-Paar mit einem geeigneten zweiten Paar vereinbaren kann, dass zwei Lebendorganspenden kreuzweise durchgeführt werden. „Das kommt bei einer immunologischen Inkompatibilität in Frage und erfreulicherweise hat der Ärztetag sich im November bereits dafür ausgesprochen, sodass wir optimistisch sind, dass unsere Patientinnen und Patienten in Zukunft diese Option erhalten“, sagt Stefan Reuter.

Auch wenn Barbara Suwelack die Patientenversorgung mit einem weinenden Auge verlässt, wird sie dem Transplantationswesen vorerst erhalten bleiben: Als Leiterin des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Deutschen Lebendspenderegisters, dem sie noch bis 2024 vorsteht, wird sie sich um dringend notwendige Datenauswertungen kümmern. Insbesondere die Belange von Spendern sollen mehr berücksichtigt, zudem die Lebendleberspende vorangetrieben und eingebunden werden.

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