Abnehmen, gesund bleiben, Stress abbauen – die Wünsche, die wir mit unserer Ernährung verknüpfen, sind vielfältig. Wer jetzt alles unter einen Hut bringen will, greift am besten zu einem der vielen Ernährungsratgeber. Oder? Nils Binnberg bringt das Dilemma gleich auf den Punkt: „Die widersprechen sich alle ständig!“ Der Journalist hat sich vor einigen Jahren selbst in „diesem Strudel von Ernährungsratgebern“ verirrt. Aus dem Wunsch abzunehmen, entwickelte sich ein krankhafter Zwang zu gesunder Ernährung. Sein Fazit heute: „Es gibt keine gesunden und ungesunden Lebensmittel. Es geht um die Menge, die man zu sich nimmt.“
Einfache Regeln beachten und aufs Bauchgefühl hören
Ist es am Ende so einfach? Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm sieht das differenzierter, warnt aber vor überzogenen Erwartungen: „Es ist nicht so, dass wir nur etwas Bestimmtes essen müssen und ein Schalter wird umgelegt.“ Ihr Rat: „Keep it simple! Ich würde jedem empfehlen: Runterkommen, erstmal alle Theorien zur Seite packen und einfach den gesunden Menschenverstand benutzen.“ Einige interessante Anregungen dazu hat sie direkt parat, zum Beispiel: „Iss nichts, was deine Großmutter nicht gekannt hat“; „Iss nichts, was dir durch die Scheibe deines Autos gereicht wird“; „Iss nichts, was mehr als fünf Zutaten enthält.“ Und sie plädiert zudem dafür, so oft wie möglich selbst zu kochen: „Man schlingt dann nicht gedankenlos irgendwelche verarbeiteten Lebensmittel hinunter.“
Wunsch nach Essen mit gutem Gewissen
Rita Benölken vom Familienunternehmen Heidemark Geflügel-Spezialitäten nimmt hingegen einen Trend in den Blick, der im Kontext mit einem großen gesellschaftlichen Umdenken steht: das Essen mit gutem Gewissen. Die regionale Herkunft werde immer wichtiger, eine klimafreundliche Herstellung sei gefragt und bei Fleischerzeugnissen spiele das Tierwohl eine große Rolle. Die Pandemie hat hierbei in ihren Augen einen beträchtlichen Anteil daran: „Man konnte eben nicht mehr spontan ins Restaurant gehen, sondern musste wieder lernen zu kochen.“ Damit sei die Wahrnehmung der Produktherkunft beim Verbraucher gestiegen: „Das Essen bekommt wieder einen Wert.“ Das gelte auch für den Tierwohlaspekt, so verstehe der Verbraucher: „Dieses Produkt kostet mehr, weil das Tier besser gehalten wird und entsprechend brauchen die Bauern dafür mehr Geld.“
Schulfach Ernährung – oder lieber ein Bauernhofpraktikum?
Einigkeit herrschte in der Frage, dass Ernährung nicht isoliert als Aspekt eines gesunden Lifestyles betrachtet werden könne. „Man hat immer so viele Faktoren, die die Gesundheit mitbestimmen, wie zum Beispiel die Bildung, das Einkommen, ein bestimmtes Stresslevel, eine allgemeine Zufriedenheit“, so Binnberg. Hitzig fiel die Debatte über die Frage aus, ob ein Schulfach Ernährung angebracht sei. Ja, lautet von Cramms Meinung: „In der Schweiz sind die Menschen weniger übergewichtig als in Österreich oder Deutschland. Und in der Schweiz gibt es einen verpflichtenden Ernährungs- und Kochunterricht.“ Die deutsche Geflügelwirtschaft hat mit ihrem Projekt „Geflügel macht Schule“ bereits umfangreiches Schulmaterial entwickelt, das vor allem zum Wissen über die Entstehung unserer Lebensmittel beiträgt. Während Binnberg nicht von einem Schulfach Ernährung überzeugt ist, hält er einen Blick in die Praxis wiederum für sinnvoll, zum Beispiel in Form eines Schülerpraktikums auf dem Bauernhof.
Mega-Trends 2022
Und welche Megatrends werden 2022 kommen bzw. sich durchsetzen? „Pflanzenbasierte Ernährung, verbunden mit gesunden To-Go-Gerichten und Convenience Food“, ist von Cramm überzeugt. Außerdem: Personalisierte Ernährung mit individuell zugeschnittenen Speiseplänen, Nahrungsergänzungsmittel und digitale Ernährungsberatung. Nils Binnberg: „Ich glaube, die Sehnsucht nach körperlicher Optimierung bleibt.“ Er sieht daher eine Verstärkung des High-Protein-Trends auf uns zukommen. „In Sachen hochwertiger Proteine liegen wir bei Geflügelfleisch ganz vorne“, so Rita Benölken. Doch auch hier sei der nächste Trend schon in den Startlöchern, ist Binnberg überzeugt: „Da haben wir noch längst keine Sättigung.“
Über den Podcast
Die gesamte Podcast-Folge sowie Informationen über Deutschlands ersten Geflügel-Podcast „Rausgepickt“ und weitere interessante Episoden finden Sie hier.
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) vertritt als berufsständische Dach- und Spitzenorganisation die Interessen der deutschen Geflügelwirtschaft auf Bundes- und EU-Ebene gegenüber politischen, amtlichen sowie berufsständischen Organisationen, der Öffentlichkeit und dem Ausland. Für die Geflügelfleischwirtschaft sind innerhalb des ZDG der Bundesverband der Geflügelschlachtereien e.V. (BVG), der Bundesverband bäuerlicher Hähnchenerzeuger e.V. (BVH) und der Verband Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP) organisiert. Insgesamt spricht der ZDG für rund 8.000 Mitglieder aus den angeschlossenen Bundes- und Landesverbänden. Mehr Informationen unter www.deutsches-gefluegel.de.
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